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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Milchgetränk mit Blaubeersaft, zu trinken. Mochte sie auch Astrid zürnen, weil sie ihr nicht geglaubt hatte, hungern lassen hatte sie Viviane aber nie. Die Herrin hatte ihren Irrtum sicher mit dem Leben bezahlt, war von Ragnvalds Leuten hingemetzelt worden oder im Moor versunken. Seltsamerweise empfand Viviane Trauer und Mitleid.
    Lange Stunden hockte sie jeden Tag am Feuer. Immer wieder betrachtete sie den seltsamen Steinklumpen. Fremd und doch irgendwie vertraut lag er neben dem Feuer, spiegelte dessen Schein auf seiner fettig glänzenden Oberfläche mit den rotbraunen Flecken wider. Was hatte er zu bedeuten? Er war eine Grabbeigabe an den Toten. Also musste er etwas Seltenes, Außergewöhnliches sein. Vielleicht doch ein Stein aus dem Himmel? Ihr Vater hatte davon gesprochen, dass es solche Steine gebe.
    Schmiede konnten daraus magische Waffen fertigen. Viviane hatte solche Geschichten immer für eine Mär gehalten. Die Alten erzählten oft wundersame Geschichten von Ereignissen aus einer fernen Vergangenheit, die sie sich nicht vorstellen konnte. Doch inzwischen hatte sie so viel Neues erfahren, von fremden Göttern, heiligen Amuletten, verwunschenen Seen und alten Frauen, die das Schicksal spannen. Es gab viel mehr auf dieser Welt, als sie es sich je hatte vorstellen können. Warum nicht auch ein Stein aus dem Himmel?
    Sie nahm ihn wieder in die Hand. Er war sehr schwer, schwerer als ein Stein dieser Größe sein konnte. Es musste Eisen sein, vielleicht auch noch ein anderes Metall darinnen. War es ein schicksalhafter Hinweis, so wie die Spule mit dem grünen Faden? Doch die hatte ihr Unglück gebracht. Thoralf würde nie einen Mantel von ihr tragen. Er würde auch kein Jarl sein. Skollhaugen gab es nicht mehr.
    Von fern hörte sie das Heulen eines Wolfes. Sie waren wieder da! Es klang schauerlich. Vorsichtig streckte Viviane den Kopf aus der Höhle. Ein zweiter Wolf antwortete, dann ein dritter. Jetzt kam das Heulen von der anderen Seite. Sie hatten sie umzingelt, sie waren überall!
    Viviane kämpfte ihre Angst nieder. Solange das Feuer brannte, würden die Wölfe sie nicht angreifen. Wölfe waren feige, sie fürchteten das Feuer. Sie zog einen brennenden Ast aus der Feuerstelle und trat vor die Höhle. Sie würde den Untieren das Fell verbrennen, dass sie sich nie wieder hertrauten. Ein Wolf befand sich ganz in ihrer Nähe. Sein Fell war dick, grau und besonders struppig. Er bewegte sich eigenartig, als wäre er verletzt. In der anbrechenden Dunkelheit konnte Viviane das nicht so genau erkennen. Doch sie würde ihm schon zeigen, wer hier das Platzrecht hatte. Laut schreiend lief sie mit dem brennenden Ast auf ihn zu, bereit, ihn damit in die Flucht zu schlagen. Das Tier flüchtete nicht, sondern krümmte sich zusammen. In dem Augenblick, als Viviane ihm die Fackel über den Rücken ziehen wollte, richtete es sich auf. Sie blickte in ein kleines, verfrorenes Gesicht mit leuchtend blauen Augen. »He, ich bin es doch!«
    Vor Überraschung ließ Viviane die Fackel fallen. »Raudaborsti!«

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Fürst Ragnvald
    R agnvald lehnte sich in seinem aus Ästen kunstvoll gebauten Thronsessel zurück und zupfte nachdenklich an seinem Bart. Sein wenig freundlicher Blick galt seinem Sohn Hoskuld.
    »Wie stehe ich nun da? Wie konntest du mich nur in solch eine Situation bringen?«
    Hoskuld warf den Kopf in den Nacken. »Du solltest mir dankbar sein. Ich habe dir einen lästigen Konkurrenten vom Hals geschafft.«
    »Björgolf war mir kein Konkurrent. Dieser Greis hatte keine Macht mehr.«
    »Aber Reichtümer. Und einen Sohn namens Thoralf.«
    »Es ist gegen die Ehre eines Wikingers, einen benachbarten Fürsten zu überfallen.«
    Hoskuld verzog spöttisch die Lippen. »Plagt dich ein schlechtes Gewissen? Was bist du für ein Krieger, der Mitleid mit seinen Feinden empfindet?«
    Ragnvald schnaubte ungehalten. »Du musst mich nicht belehren, Sohn! Du lässt den nötigen Respekt gegenüber deinem Vater und Fürsten fehlen. Du hast diesen Überfall hinter meinem Rücken geplant, gemeinsam mit dieser Krähe Asgeir.«
    »Asgeir ist der Bruder meiner Braut und wird bald zu unserer Familie gehören«, entgegnete Hoskuld.
    »Ich habe die beiden nur Eirik zuliebe in meinen Schutz genommen. Ihm war ich es schuldig, mich um seine Kinder zu kümmern. Für Gunnardviga wäre es das Beste gewesen, sie hätte Thoralf geheiratet.«
    »Das wird sie nun nicht tun. Zwar gibt sie sich, als würde sie trauern, aber ich habe ihre begierigen Augen

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