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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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weiter.
    Aus der Schmiedehütte trat ein älterer, grobschlächtiger Mann. »Verschwinde hier«, herrschte er Viviane an. »Das ist nichts für Mädchen.«
    »Mein Vater war …« Viviane stockte. Raudaborstis Warnung kam ihr in den Sinn. Es war besser, seine Geheimnisse für sich zu behalten.
    »Ich … ich bin neu hier«, stammelte sie. »Ich habe mich verlaufen.« Doch sie blieb stehen und blickte auf den Kupferkessel. »Der Kessel ist sehr schön. Doch warum wird er so verziert?«
    »So eine dumme Frage«, brummelte der Schmied. »Es wird ein magischer Kessel für die Götter.«
    Der junge Mann hörte auf zu hämmern und blickte Viviane prüfend an. »Du kommst nicht von hier, nicht wahr? Du kennst unsere Götter nicht?«
    Sie schüttelte stumm den Kopf.
    »Dann solltest du den Erzählungen der Skalden lauschen, um von den göttlichen Helden zu erfahren.«
    »Ich verstehe ihre Sprache nicht.«
    »Dann bist du verloren. Vielleicht fällst du auf Lokis derbe Scherze herein und endest irgendwo in einem Moorloch. Wer nicht den Göttern dient und opfert, wird auch nicht deren Lohn erhalten.«
    »Lass sie, Oleif, sie ist doch nur eine Sklavin. Sie steht nicht unter Odins Schutz.« Verächtlich schüttete der Schmied einen Eimer mit schmutzigem Wasser aus. Beinahe hätte er Viviane getroffen.
    »Wie heißt du?«, wollte Oleif wissen.
    »Viviane.«
    Er klopfte neben sich auf den Boden. »Setz dich her, ich erzähle dir von den Göttern.«
    »Verschwendete Zeit«, murrte der Schmied und verzog sich wieder in die Hütte.
    Oleif lächelte. »Mach dir nichts draus, er ist immer so. Aber er ist nicht böse. Ich habe viel von ihm gelernt.«
    »Ist er dein Vater?«
    Er schüttelte den Kopf. »Er ist mein Lehrmeister. Ich komme von einem anderen Hof, etwa vier Tagesreisen von hier. Mein Vater hat mich in die Obhut von Björgolf Einbein gegeben. Es ist eine Ehre für meine ganze Familie.«
    »Du bist ein freier Mann? Keiner der Knechte?«, staunte Viviane.
    »Das bin ich«, erwiderte Oleif stolz. »Wenn dieser Kessel fertig ist, wird Björgolf ihn zu dem Treffen der Sippen mitnehmen. Er wird ihn als Priester dem Gott Odin weihen. Männliche Tiere werden geopfert und ihr Blut in diesem Kessel aufgefangen.«
    Viviane verzog angewidert das Gesicht. »Ein blutdürstiger Gott.«
    Oleif blickte sie verständnislos an. »Odin ist der Gott des Krieges und der Kampfkraft. Ohne Odins Beistand könnten wir nicht siegen und überleben. Er ist ein weiser Gott. Zwei Raben sitzen auf seinen Schultern und erzählen ihm alles, was auf der Welt geschieht. Für den Trunk aus dem Brunnen der Weisheit opferte er sogar ein Auge. Er hat mehrere Frauen, mit denen er die anderen Götter zeugte: Mit Jörd zeugte er den Donnergott Thor, mit Frigga den Gott Baldur, mit neun Riesenjungfrauen zeugte er Heimdall.«
    »Wie kann so etwas sein?« Viviane blickte skeptisch.
    »Weil er ein Gott ist. Er wohnt in Asgard und besitzt drei Paläste. Vom ersten vermag er die Welt zu überschauen, im zweiten versammelt sich der Götterrat. Er besitzt ein Ross mit acht Beinen, das Sleipnir heißt. Auf ihm kämpft er gemeinsam mit den sterblichen Helden gegen die finsteren Mächte des Weltuntergangs.«
    »Du weißt sehr viel über eure Götter.«
    »Ich höre immer den Skalden zu, die Lieder über die Götter und die Helden singen. Es ist wichtig, sich die Götter gefällig zu machen. Du kannst das auch. Nicht mit Blut, Bier geht auch.«
    »Ein Bieropfer?«
    Oleif nickte. »Vor allem im Herbst, wenn er mit den Toten im Himmel auf wilde Jagd reitet. Dann nimmt er einen Biertrunk gern an. Wir opfern es auf den Feldern, dann ist eine gute Ernte gewiss.«
    »Ich bete zu einem anderen Gott. Nein, es ist der einzige Gott, den es gibt.«
    »Das kann nicht sein«, widersprach Oleif heftig. »Es gibt mehrere Götter, das weiß ich ganz genau. Odins Sohn ist Thor, der Gott mit dem Hammer. Er ist der Beschützer von Midgard, unserer Welt. Und er macht das Wetter und Gewitter. Mit seinem Hammer kann er Blitze erzeugen. Er fährt in einem Wagen, der von zwei Ziegen gezogen wird, über den Himmel.« Er deutete mit der Hand zum Tor. »Es gibt eine Quelle tief im Wald, die Thor geweiht ist. Der Priester versenkt dort den goldenen Hammer als Opfer.«
    Viviane erhob sich. »Das ist heidnischer Zauber. Ich glaube nicht daran.«
    »Dann nimm dich in acht, dass du nicht den Zorn der Götter auf dich ziehst.«
    »Trotzdem danke, Oleif, dass du mir diese Geschichten erzählt hast. Ich hoffe, du

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