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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Skollhaugen geschleppt.«
    »Und die Sklavin?«
    »Die hat er gefangen genommen und mitgebracht, damit ich sie der gerechten Strafe zuführen kann.«
    Die Männer nickten zustimmend. »Dann sprich endlich Recht.«
    »Es sind zwei verschiedene Vergehen, auch wenn es sich um die gleiche Verbrecherin handelt. Yngvar hat so gesprochen, und sie ist dieses Vergehens schuldig. Für die Anschuldigung gegen Asgeir, Sven und Hoskuld jedoch brauche ich einen Schwur. Einer der drei reicht. Also, Asgeir, es ist doch für dich kein Problem, bei Thor und Odin zu schwören, dass du die Wahrheit sagst. Damit sind auch Hoskuld und Sven entlastet.«
    »Nun schwöre endlich«, herrschte ihn Hoskuld an, der bislang schweigend neben seinem Vater gesessen hatte. Ihm war sichtlich unangenehm, dass dieses Thema überhaupt öffentlich verhandelt wurde. Dieser Björgolf war schon wirr im Kopf, wegen der Lügen einer Sklavin ein derartiges Aufsehen zu erregen und sogar einen Thing einzuberufen. Sklaven waren nichts wert und konnten ohne Rechtsprechung bestraft werden.
    Asgeir wand sich wie eine Schlange. »Ich sehe es nicht ein«, schrie er. »Björgolf, dazu hast du kein Recht.«
    »Hier geht es nicht um das Recht allein«, erwiderte Björgolf ungehalten. »Ich bin auch der oberste Priester und muss die Götter versöhnen. Yngvar soll leben, also brauche ich das Wohlwollen der Götter. Wir sind nur Menschen in Midgard, die sich dem Willen der Götter fügen werden.«
    Mit einem schiefen Blick schaute Asgeir zum Himmel. Äußerst zögerlich und zitternd hob er den Arm mit seinem Schwert hoch, dabei presste er Augen und Lippen zusammen, als erwarte er, Thors Blitz könnte in sein Schwert fahren. Doch nichts geschah. Je länger er so dastand, umso sicherer wurde er. Er öffnete die Augen wieder, schaute triumphierend in die Runde und schrie befreit auf. »Thor hat entschieden, Thor hat gerichtet. Die Sklavin ist schuldig! Brich endlich den Stab, Björgolf!«
    »Ich weiß selbst, was ich zu tun habe!« Verärgert zog Björgolf die Augenbrauen zusammen. Asgeir untergrub eindeutig seine Autorität. Wie sollte das erst werden, wenn Thoralf und Gunnardviga verheiratet waren? Er hoffte, Thoralf würde ihn dann in die Schranken weisen.
    Unter seinem Mantel zog er einen Stab hervor, den er den Männern zeigte. Er ließ seinen Stock fallen, ergriff den Stab mit der anderen Hand und brach ihn unter lautstarkem Jubel in der Mitte entzwei. Dann warf er ihn ins Feuer.
     
    Von den Männern unentdeckt, beobachteten zwei brennende Augen das Geschehen auf dem Thingplatz. Vor Angst, Kälte und Aufregung zitternd, lag Raudaborsti im Graben. Frauen waren beim Thing nicht zugelassen, Sklaven erst recht nicht. Und doch musste Raudaborsti wissen, wie das Urteil ausging. Fieberhaft überlegte sie, wie sie Viviane retten könnte. Aber ihr fiel nichts ein. Noch ehe die Männer sich erhoben, rappelte sich Raudaborsti auf und lief eilig zurück nach Skollhaugen. Es war dunkel, sie konnte die Hand vor Augen nicht sehen und aus Sicherheitsgründen auch keine Fackel benutzen. Doch das brauchte sie auch nicht. Mit dem Instinkt eines Tieres fand sie den richtigen Weg. Sie kannte jeden Baum, jeden Stein, jede Wurzel. Doch ob das reichte, Viviane zu warnen, wusste sie nicht. Viviane wurde gefangen gehalten in einem verschlossenen Verschlag neben dem Lagerhaus. Eine Wache stand davor, und Fackeln erhellten den Platz, so dass sich niemand ungesehen nähern konnte.
    Im Haupthaus saßen Astrid, Dalla und Halveig am Lager des schwer verletzten Yngvar und wechselten die blutgetränkten Verbände und kühlende Wickel gegen sein Fieber. Trotzdem erlangte er das Bewusstsein nicht wieder. An Vivianes Erklärungen glaubten sie nicht.
    »Habe ich es dir nicht gesagt, dass sie Unglück über uns bringt?«, rief Dalla zum wiederholten Mal mit schriller Stimme. Astrids Gesicht wirkte blass und müde. Der ganze Hof befand sich in heller Aufregung. Niemals würde sie den Anblick vergessen, wie das Pferd mit dem leblosen Körper durchs Tor kam.
    Yngvar wurde ins Haus getragen, die Frauen kümmerten sich um seine Wunden, während Viviane unsanft vor Björgolf gezerrt wurde. Mit Schlägen wurde sie wieder zu Bewusstsein gebracht, während Yngvar mehr tot als lebendig war.
    Raudaborstis Entsetzen war groß, doch sie war die Einzige, die Vivianes Worten glaubte. Deshalb schlich sie sich auch zum Thingplatz, um zu erfahren, wie das Urteil ausfallen würde. Aber eigentlich hatte sie es schon geahnt.

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