Wogen der Sehnsucht
sollten zur Sicherheit davon ausgehen, dass es so ist.“
„Dann lass mich raten – du möchtest einen Teil des Abends im Bett verbringen.“
„Na, sieh mal an, wer jetzt schnell begreift“, erwiderte Lily heiser und griff nach den Seiten seines offenen Hemdes. „Einen Teil des Abends und auch den größten Teil des Nachmittags …“
Tristan lächelte breit, als er sie aufhob und aufs Bett legte, und die Wut und der Schmerz, die seine Augen überschattet hatten, verschwanden und machten einem klaren, leuchtenden Verlangen Platz. Lilys zartes Herz blühte auf und schmerzte, als sie sich in die Kissen sinken ließ. Tristan beugte sich über sie und küsste ihr Schlüsselbein.
Das blasse Licht der Herbstsonne fiel durch das Fenster herein, ließ Tristans weiche karamellfarbene Haut golden glänzen und hob das Muster der Narben auf seinem Rücken deutlich hervor.
Lily biss sich auf die Lippen, schloss die Augen und fuhr mit der Hand in sein Haar. Sie empfand so viel Liebe für ihn und gleichzeitig so viel Schmerz.
Schmerz, den sie in ihm spürte und den sie so gerne geheilt hätte, wenn er sie nur an sich heranlassen würde.
Aber das tat er nicht. Sie keuchte auf, als er seine großen Hände um ihre Hüften legte und ihren Bauchnabel küsste, daran saugte und immer tiefer rutschte …
Dies war die einzige Nähe, die er ihr gestattete, und obwohl sie sich mit jeder Faser ihres Wesens danach sehnte, wusste sie auch, dass es nicht genug war. Es würde niemals genug sein.
Sie wollte das, was sie nicht haben konnte.
Nicht nur seinen Körper, sondern sein Herz.
Als Model zu arbeiten war niemals Lilys Berufswunsch gewesen. Sie war durch einen Zufall und akute Geldnot dazu gekommen und hatte auf das Studium verzichtet, das sie so gerne aufgenommen hätte, um das Beste aus dem unerwarteten Reichtum zu machen, der plötzlich so erreichbar schien.
Aber in Zeiten wie diesen, überlegte sie, während sie neben Tristan durch den großen Eingang von El Paraiso ging, war sie froh, ein Model zu sein. Denn es war viel leichter, Selbstsicherheit vorzutäuschen, wenn man wusste, wie man sich gerade halten und laufen musste.
Sie waren spät dran.
Lilys Absätze klapperten in einem Stakkatorhythmus über den Marmorfußboden, während sie versuchte, mit Tristan Schritt zu halten. Schweigend verfluchte sie die Tatsache, dass sie während der Fahrt hierher nur aus dem Fenster gestarrt und an die vielen erotischen Abenteuer des Nachmittags gedacht hatte, anstatt ihn über seine Familie zu befragen. Jetzt ist es zu spät, dachte sie voller Panik. Hinter der großen Flügeltür zwischen den beiden Treppen, die sich symmetrisch zu beiden Seiten erhoben, konnte sie Stimmen hören, und ihre Brust zog sich nervös zusammen.
„Warte“, krächzte sie und hielt ihn am Ärmel fest.
Tristan blieb stehen. Er wirkte vollkommen kontrolliert und weit entfernt von dem Mann, der noch vor einer Stunde sein Gesicht an ihrem Hals vergraben und laut ihren Namen gestöhnt hatte. „Geht es dir gut? Dir ist nicht schlecht?“
Lily legte lächelnd die Hand auf ihren Bauch. „Doch, aber das ist fast die ganze Zeit so. Das ist es nicht, es ist nur …“, sie spielte nervös mit einer Haarsträhne, die sich aus dem eleganten Knoten ihrer Hochsteckfrisur gelöst hatte. „Ich soll gleich deine Familie treffen, und ich weiß gar nichts über sie.“
„Glaub mir, das ist eine gute Sache“, sagte er bissig, und sein Gesichtsausdruck wurde hart, als er auf die Tür vor ihnen blickte.
„Tristan, tu das nicht“, sagte Lily gequält. „Ich meine … hast du zum Beispiel irgendwelche Geschwister?“
Er zuckte zusammen. Nur leicht, aber sie sah, wie seine Augen schmaler wurden, wie er kurz die Luft einzog. „Ja. Habe ich. Einen Bruder. Nico. Er ist in Madrid, deshalb wird er heute Abend nicht hier sein. Wenn das deine Frage beantwortet, könnten wir dann vielleicht reingehen?“
Er wollte die Tür öffnen, aber Lily blieb stehen und kämpfte mit ihrer Nervosität.
„Tristan?“
„Was?“ Er wirbelte herum und machte sich nicht die Mühe, seine Ungeduld zu verbergen. Sie stand mitten in der erdrückend großen Halle und zupfte an ihrem Kleid.
„Sehe ich okay aus?“
Tristan versteifte sich, drückte die Schultern zurück, und sein Kopf zuckte zurück, während er gegen den fast überwältigenden Drang ankämpfte, zu ihr zu gehen und sie in die Arme zu nehmen und zu küssen, bis kein Gloss mehr auf ihren wunderschönen Lippen war und ihr
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