Woher, wohin, was ist der Sinn?

glauben?
Warum tun sie das?
¤ Glaubst du an Gott? Warum?

MARTIN JÄGGLE
Menschen können so viel lernen, aber was ist das Wichtigste?

    Bei deiner Geburt, da warst du noch sehr klein. Damals begann für dich die Zeit des Wachsens und Größerwerdens. Und mit deiner Geburt begann für dich auch die Zeit des Lernens. Was hast du seither nicht alles gelernt! Das war eine Freude für deine Familie, als du das erste Mal gelacht hast und deine ersten Schritte gegangen bist. Deine ersten Worte wissen deine Eltern vielleicht heute noch. Ich erinnere mich noch sehr gut an den ersten kurzen Satz meiner Tochter: »Hihi, Papa Glatze!« Dabei deutete sie auf meinen Kopf, auf dem schon damals nur noch sehr wenige Haare waren.

    Vielleicht gehörst du zu denen, die zu ihrer Muttersprache schon eine zweite Sprache lernen konnten. Wahrscheinlich kannst du jetzt schon schwimmen und Rad fahren, du kannst lesen, schreiben und rechnen und noch vieles mehr. Versuche doch einmal, alles aufzuschreiben, was du schon kannst! Das wird sicher eine sehr lange Liste werden. Und noch viel länger wird die Liste, wenn du jetzt dazuschreibst, was du alles noch lernen willst.
    Der Mensch ist ein besonderes Tier
    Menschen und vor allem Kinder sind wirklich ein Wunder: Sie können so viel lernen, mehr als jedes Tier. Menschen können Feste feiern, sie haben Fantasie, erzählen Geschichten. Hast du je ein Tier gesehen, das die Kerzen auf seiner Geburtstagstorte ausbläst? Ich jedenfalls nicht. Menschen sind einzigartig, und auch dich gibt es nur einmal.
    Wenn Menschen und Kinder so viel lernen können, dann stellt sich mir die Frage: Was ist denn das Wichtigste, was Menschen unbedingt lernen sollen und alle Menschen auch lernen können? Gibt es etwas, das ein ganz besonderes Kennzeichen der Menschen ist, eine besondere Fähigkeit, die nur Menschen haben?
    Viele Wissenschaftler sagen: Dass wir Menschen sprechen und schreiben können, macht uns zu etwas ganz Einmaligem auf dieser Erde. Aber das Wichtigste kann es nicht sein! Es gibt ja Menschen, die gar nicht reden können, weil sie stumm sind, oder die nicht schreiben können, weil sie nicht zur Schule gehen konnten und es nicht gelernt haben. Was würdest du denn antworten auf die Frage: Was ist das Wichtigste?

    Du hast sicher schon gehört, dass manche Menschen, wenn sie einander zum Beispiel alles Gute für das neue Jahr wünschen oder zum Geburtstag gratulieren, sagen: »Das Wichtigste ist, gesund zu sein.« Gesund sein ist ganz bestimmt sehr wichtig, doch gesund zu sein kann man nicht lernen. Und wer krank ist, könnte dann das Wichtigste nicht lernen.
    Eine Geschichte, mitten in der Nacht
    Mir hat bei der Suche nach einer Antwort auf diese Frage eine Geschichte weitergeholfen. Eine Mutter hat sie aufgeschrieben und mir geschickt. In einer Nacht kam es nämlich zu einem ungewöhnlichen Gespräch mit ihrem siebenjährigen Sohn. Ungewöhnlich war die Uhrzeit  – es war früh am Morgen, um fünf Uhr, fast noch mitten in der Nacht. Das ist nicht gerade die übliche Zeit, um ein Gespräch zu führen. Und noch ungewöhnlicher war, worüber die beiden miteinander gesprochen haben.
    Der Sohn kommt also in dieser Herrgottsfrühe zu seiner Mutter ins Bett gekrochen und fragt: »Weißt du eigentlich alles über Gott?«
    Die Mutter antwortet: »Nein, tu ich nicht.«
    Da fragt er weiter: »Was wirst du denn Gott fragen, wenn du gestorben bist?«
    Die Mutter überlegt kurz, dann nennt sie eine Frage, über die sie schon oft nachgegrübelt hat und auf die sie keine Antwort weiß: »Ich verstehe nicht, warum wir eigentlich hier auf der Erde leben müssen, wenn wir vorher schon bei ihm waren und nachher wieder bei ihm sein werden. Das würde ich Gott fragen.«

    Der Sohn hat sofort eine Antwort: »Na Mama, das ist aber leicht. Damit wir Spaß haben und Freunde haben.«
    Die Mutter meint aber: »Das könnte ich im Himmel auch haben. Da würde ich mir doch gern die vielen Plagen und vor allem das Sterben sparen.«
    Ihr Sohn ist jetzt etwas verunsichert: »Glaubst du, dass Gott da einen Fehler gemacht hat?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Ich glaube eher, dass ich da etwas Wichtiges noch nicht verstanden habe.«
    Nun entsteht eine lange Pause. Die Mutter ist schon fast wieder eingeschlafen, da sagt der Sohn: »Ich glaube, ich weiß, warum das so ist.«
    Die Mutter weiß es immer noch nicht, aber er: »Ich glaube das ist, damit wir lieben lernen.« Und fügt hinzu. »Na ja, eigentlich kann das jedes Kind, wenn es