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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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uns gesellen.«
    Er sah zu Alice hinunter und fragte höflich: »Darf ich mich neben dich setzen?«
    Ihr kleines Gesicht verzog sich nachdenklich. »Dschulie nicht wehtun?«
    »Nicht mal im Traum«, antwortete er überrascht, doch als er Alices Verwirrung bemerkte, verbesserte er sich rasch: »Ich tu Julia bestimmt nicht weh, nein.«
    Da rutschte die Kleine zur Seite, um neben sich Platz zu machen.
    Max ließ sich auf dem Vinylsitz nieder. Kaum hatte er sich hingesetzt, erschien auch schon Rosie, von einem Ohr zum andern grinsend. »Es ist genauso spannend wie damals bei der Mondlandung. Ich wusste doch, dass es stimmt, was man sich von euch beiden erzählt.« Sie legte ein Gedeck für Max auf den Tisch.
    »Alice ist meine Patientin«, entgegnete Max ruhig.
    Rosie zwinkerte mit einem dick geschminkten Auge mit angeklebten Wimpern. »Aber sicher doch.«
    Als sie wieder weg war, sagte Max: »Noch bevor ich mein Sandwich aufgegessen habe, wird die ganze Stadt Bescheid wissen. Sämtliche Patienten, die ich in der nächsten Woche behandle, werden mich nach dir ausquetschen.«
    Ein paar Minuten später tauchte Rosie mit dem Essen auf.
    »Dann-ke«, sagte Alice und lächelte die Kellnerin an.
    Rosie kehrte in die Küche zurück.
    Gerade wollte Julia Alice ermahnen, immer nur einen Kartoffelschnitz auf einmal in den Mund zu stecken, als sie merkte, dass Max sie unverwandt ansah.
    Sie begegnete seinem Blick und sah die Angst in seinen blauen Augen, eine Angst, die sie nur allzu gut nachvollziehen konnte - ebendiese Angst hatte einen großen Teil ihres Lebens bestimmt. Leidenschaft war gefährlich und Liebe noch viel gefährlicher. Meistens war es die Liebe, die ihren Patienten zusetzte - sei es nun zu viel oder zu wenig davon. Aber Alice hatte ihr etwas über Liebe beigebracht ... und über Mut.
    »Was ist?«, fragte Max ernst.
    Auf einmal spürte Julia etwas ganz Neues, eine Art wundersames Öffnen. Sie hatte keine Angst mehr.
    »Komm her«, sagte sie leise.
    Er beugte sich zu ihr. Sie küsste ihn, und für den Bruchteil einer Sekunde leistete er Widerstand. Aber dann gab er nach.
    Alice kicherte. »Kuss.«
    Als sie sich voneinander lösten, war Max ganz bleich.
    Julia lachte. »Jetzt haben die Leute wenigstens etwas, worüber sie tratschen können.«
    Danach widmeten sie sich ganz ihrem Essen, als wäre nichts geschehen. Als sie später an der Tür standen und sich die Jacken überzogen, legte Julia die Hand auf Max‘ Arm. Nachdem sie ihn nun schon in aller Öffentlichkeit auf den Mund geküsst hatte, machte das die Sache garantiert auch nicht mehr schlimmer.
    »Ich fahre mit Alice zum Tierpark nach Sequim. Hast du vielleicht Lust mitzukommen?«
    Er zögerte gerade lange genug, um auf die Uhr zu schauen. »Gut, ich fahre euch nach«, sagte er dann.
    Julia führte Alice aus dem Restaurant und zurück zum Auto. Als sie den Eingang zum Tierpark erreichten, hatte es richtig angefangen zu schneien - große, weiche Flocken rieselten herab. Auf dem Zaun und auf dem Gras hatte sich bereits eine dünne Schneeschicht gebildet.
    Julia blieb neben dem kleinen Holzhaus stehen, wo der Eigentümer wohnte. Auf der Veranda saßen zwei Schwarzbär-Junge und kauten auf großen Holzstücken herum.
    »Du brauchst deine Stiefel, deine Handschuhe und deine Jacke«, ordnete Julia an.
    »Nein.«
    »Dann bleib im Auto.« Julia packte sich warm ein und stieg aus. Max stand bereits neben seinem eigenen Auto. Inzwischen war die Luft voller Schnee, der mit kleinen Nadelstichen auf ihren Nasen und Wangen landete.
    »Worauf warten wir?«, fragte Max.
    »Das wirst du gleich sehen.«
    Die Autotür ging auf, Alice kletterte heraus, warm angezogen, wie Julia es ihr gesagt hatte. Nur die Stiefel hatte sie verkehrt herum an den Füßen.
    In diesem Moment kam Floyd in einem dicken Daunenanorak aus dem Haus. Mit raschen Schritten lief er an den Jungbären vorbei, die Verandatreppe hinunter und über den verschneiten Hof. »Hallo Dr. Gates, hallo Dr. Cerrasin.« Dann beugte er sich zu Alice hinunter. »Und du musst wohl Alice sein. Ich kenne einen Freund von dir.«
    Alice ging hinter Julia in Deckung.
    »Alles in Ordnung, Schätzchen. Das ist deine Überraschung.«
    Alice blickte auf. »Raschung?«
    »Kommt alle mit«, sagte Floyd.
    Sie waren noch keine drei Schritte weit gekommen, als das Heulen einsetzte.
    Alice sah Julia an, die nickte.
    Wie der geölte Blitz flitzte die Kleine los. Das Geheul, das der Wind zu ihnen trug, war herzzerreißend, und Alice

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