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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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nächste Stunde hätte sich gut als Szene in einem dieser grässlichen modernen französischen Filme verwerten lassen. Azelle bemühte sich, mit seiner Tochter Kontakt aufzunehmen, er redete über alles Mögliche, vermied schnelle Bewegungen - aber nichts fruchtete. Nicht einmal mit Vorlesen konnte er Alice hervorlocken. Irgendwann verzog sie sich hinter die Blumentöpfe und beobachtete ihn durch die glänzend grünen Blätter.
    »Sie hat keine Ahnung, wer ich bin«, sagte er schließlich, klappte das Buch zu und warf es beiseite.
    »Es ist sehr lange her.«
    Er stand auf und begann im Zimmer umherzuwandern. Dann blieb er plötzlich stehen und wandte sich an Julia. »Spricht sie überhaupt?«
    »Sie lernt es gerade.«
    »Wie kann sie dann den Leuten erzählen, was mit ihr geschehen ist?«
    »Ist es das, worauf es Ihnen am meisten ankommt?«
    »Sie können mich mal«, erwiderte er, aber die Worte klangen nicht aggressiv, sondern eher verzweifelt. Vorsichtig ging er um die Couch herum und auf die Pflanzen zu, so behutsam, als näherte er sich einem wilden Tier.
    Aus dem Miniwäldchen erklang ein leises Knurren.
    »Das bedeutet, sie fürchtet sich«, erklärte Ellie, die sich in den Küchenbereich verzogen hatte.
    Im Obergeschoss begannen die Hunde zu heulen.
    Inzwischen war Azelle keine anderthalb Meter mehr von den Pflanzen entfernt. Er ging in die Hocke, sodass er fast auf Augenhöhe mit seiner Tochter war. Stumm und mit gerunzelter Stirn starrte er sie an, sie knurrte voller Angst.
    Schließlich streckte er die Hand aus, um Alice zu berühren.
    Sie wich so heftig zurück, dass sie sich beinahe verletzt hätte: Eine Pflanze stürzte um, fiel auf sie und krachte dann zu Boden.
    Augenblicklich zog Azelle die Hand zurück. »Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken.«
    Alice kauerte auf allen vieren, spähte zwischen den Blättern hervor und atmete schwer.
    Azelle holte tief Luft und stieß sie langsam wieder aus. Julia hörte die Resignation. Es war vorbei. Zumindest für heute. Gott sei Dank. Vielleicht würde er aufgeben.
    Aber dann begann er zu singen: »Weißt du, wie viel Sternlein stehen?«
    Julia schnappte hörbar nach Luft. Seine Stimme war wunderschön.
    Und Alice beruhigte sich umgehend, setzte sich erst in die Hocke und stand schließlich auf. Sie summte sogar schüchtern mit.
    »Du kennst mich, nicht wahr, Brittany?«
    Als sie den Namen hörte, sprang Alice mit einem Satz auf und rannte die Treppe hinauf ins Obergeschoss.
    Kurz darauf hörte man die Tür zu ihrem Zimmer zuschlagen.
    Azelle erhob sich und steckte die Hände in die Hosentaschen. »Das Lied hab ich für sie gesungen, als sie noch ein Baby war«, erklärte er und trat auf Julia zu.
    Gerade wollte sie etwas erwidern, als sie ein Auto vorfahren hörte. »Wer ist da, Ellie?«
    Ellie ging zur Tür und öffnete sie. »Ach du Scheiße!« So schnell sie konnte, knallte sie die Tür wieder zu und drehte sich um. »KIRO TV, CNN ... und die Gazette.«
    Julia fuhr zu Azelle herum. »Haben Sie die Medien informiert?«
    Er zuckte die Achseln. »Verbringen Sie erst mal drei Jahre im Gefängnis, Frau Psychologin, ehe Sie sich ein Urteil über mich erlauben. Ich bin genauso ein Opfer wie Brittany.«
    »Erzählen Sie das jemandem, der Ihnen glaubt, Sie Mistkerl .« Sie strengte sich an, ihre Wut zu unterdrücken, denn sie wollte ihn nicht vor versammelter Presse anschreien. »Sie haben Alice gesehen. Wenn die Medien sich auf sie stürzen, könnte sie das zerstören. Sie und ich wissen beide, wie es ist, wenn man in die Schlagzeilen gerät. Man kann sich nirgends mehr verstecken. Tun Sie das Alice bitte nicht an.«
    »Brittany.« Auf einmal wurde sein Blick sanfter, und sie las echte Sorge in seinen Augen. Vielleicht war auch ihr Wunsch der Vater des Gedankens, denn diese Hoffnung war alles, woran sie sich noch festhalten konnte. »Und Sie haben mir keine andere Wahl gelassen.«
    Es klingelte.
    »Wollen Sie wirklich Ihre Unschuld beweisen?«, fragte Julia und hörte selbst, wie verzweifelt ihre Stimme klang. Gott steh mir bei , dachte sie. Gott steh ihr bei . Dann sah sie ihre Schwester an, die nickte.
    »Ja, allerdings. Ich hab schon ein Vermögen dafür ausgegeben.«
    Ellie kam ein Stück näher. »Jetzt haben Sie etwas, was Sie vorher nicht hatten.«
    »Dass sich eine Kleinstadtpolizeichefin um den Fall kümmert? Das ist wahrscheinlich keine große Hilfe.«
    »Nein, nicht mich«, entgegnete Ellie und ging weiter auf ihn zu.
    Es klingelte

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