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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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übrig blieb.
    Schließlich erreichte er ihr Haus und parkte. Von außen wirkte alles ganz normal. Die Rhododendronbüsche vor der Veranda waren in der Regensaison riesig und glänzend grün. Hellgrünes Moos wucherte auf dem Dach. Von den Traufen hingen leere Blumenampeln. Hinter und neben dem Haus rauschten riesige Nadelbäume im Wind. Er überquerte den Hof, stieg die Treppe zur Haustür hinauf und klopfte leise.
    Ellie öffnete, in der Hand ein Tablett mit zwei Tassen Tee. »Hallo, Max«, begrüßte sie ihn.
    »Wie geht es ihr?«
    »Nicht so gut.«
    Dann trat sie zurück, sodass er eintreten konnte, und hielt ihm das Tablett hin. »Sie ist oben in meinem Zimmer. Erste Tür links. Alice schläft, also sei bitte leise.«
    Er nahm ihr das Tablett ab. »Danke.«
    »Ich muss aufs Revier. In etwa einer Stunde bin ich wieder da. Aber lass sie nicht allein.«
    »Mach ich.«
    Sie wandte sich zum Gehen, hielt jedoch noch einmal inne und drehte sich zu ihm um. »Danke. Du hast ihr sehr geholfen.«
    »Sie hat mir auch sehr geholfen«, entgegnete er nur.
    Er sah ihr nach und hörte dann, wie ihr Auto ansprang. Bevor er hinaufging, stellte er das Tablett ab, denn er fand, dass Tee nur etwas für Verwandte war, die helfen wollten, aber nicht wussten wie. Vor der geschlossenen Zimmertür blieb er stehen, holte tief Luft und trat ein.
    Das Zimmer war voller Schatten. Kein Licht brannte.
    Julia lag auf dem Rücken auf dem großen Himmelbett, die Augen geschlossen, die Hände auf dem Bauch gefaltet.
    Er ging zu ihr und stellte sich neben das Bett. »Hallo«, sagte er leise.
    Sie schlug die Augen auf und sah ihn an. Ihr Gesicht war rot und geschwollen, vor allem um die Augen herum. Tränen hatten die Farbe von ihren Wangen gewaschen.
    »Du weißt das von Alice, oder?«, sagte sie.
    Wortlos kletterte er zu ihr auf das große Bett und nahm sie in die Arme, hielt sie fest und ließ sie weinen, hörte sich ihre Erinnerungen eine nach der anderen an. Das hätte er selbst auch schon vor langer Zeit tun sollen - seine Erinnerungen in eine feste, beständige Form bringen, in der sie die Zeit überdauern konnten.
    Sie unterbrach ihre Geschichte und schaute ihn an, mit tränennassen Augen. »Ich sollte aufhören, dauernd von ihr zu plappern«, sagte sie.
    Aber er küsste sie sanft und legte sein ganzes Wesen in diesen Kuss. »Nein, sprich ruhig weiter«, sagte er, als er sich von ihr löste. »Ich gehe nirgendwohin.«
    * * *
    Die Straßen der Stadt waren leer. Von jeder Ladentür, an der Ellie vorüberkam, winkte jemand traurig und müde. Während sie im Diner auf ihren Mokka gewartet hatte, waren vier Leute zu ihr gekommen und hatten sie in den Arm genommen. Was gab es zu sagen? Alle wussten, dass Alice morgen um diese Zeit nicht mehr da sein würde.
    Es war spät, als sie das Revier verließ und sich auf den Heimweg machte. Als sie die Verandatreppe zu der Tür hinaufstieg, die immer ihre gewesen war, hatte sie das Gefühl, eine große Last auf den Schultern zu tragen. So schlecht hatte sie sich in ihrem Leben selten gefühlt, und für eine Frau, die zweimal geschieden war und beide Eltern zu Grabe getragen hatte, wollte das etwas heißen.
    Drinnen war es genauso wie immer. Die Sofas und Sessel bildeten vor dem Kamin eine gemütliche Sitzgruppe, um dort mit anderen zu plaudern, Nippes gab es nur wenig, und wenn, dann war er größtenteils handgefertigt. Die einzige Veränderung waren die Ficus-Bäumchen in der Ecke.
    Alices Versteck.
    Noch vor wenigen Wochen war das Mädchen bei nahezu jeder Gelegenheit - vor allem wenn ein Gefühl sie übermannte - dort verschwunden. Aber in letzter Zeit hatte sie sich immer seltener in ihr Wäldchen zurückgezogen.
    Der Gedanke daran war fast unerträglich, und was Julia empfand, mochte Ellie sich gar nicht vorstellen. Jedes Ticken der Uhr musste ein Keulenschlag für sie sein.
    Sie ging zum CD-Player und legte den Herr-der-Ringe-Soundtrack Die Rückkehr des Königs auf. Zu diesem Tag passte traurige, gefühlvolle Musik am besten.
    Klappernd landete ihre Handtasche auf dem Esszimmertisch. Gerade hatte sie sich eine Tasse Tee aufgebrüht, als sie ihre Schwester entdeckte.
    Julia saß in der Eiseskälte draußen auf der Veranda, dick eingepackt in den alten wollenen Jagdmantel ihres Vaters.
    Rasch kochte Ellie eine zweite Tasse Tee und nahm sie mit hinaus auf die Veranda.
    Mit einem leisen »Danke« nahm Julia sie entgegen. »Setz dich doch«, sagte sie.
    Ellie schnappte sich eine Decke aus der Truhe, die

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