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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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davon, bis ein alter weißer Suburban und Max‘ Pick-up als Einzige übrig waren.
    Er war bereits auf halbem Weg zu seinem Wagen, als er gegenüber eine Bewegung wahrnahm: Eine Frau verließ die Bibliothek, einen großen Bücherstapel unter dem Arm. Eingehüllt in den Lichtschein der Straßenlaterne sah sie aus wie ein Engel in dunkler Nacht.
    Julia.
    Sie warf die Bücher auf den Beifahrersitz des Suburban und war schon fast auf der Fahrerseite, als Max sie beim Namen rief.
    Sofort hielt sie inne und blickte sich um.
    »Hallo Julia«, sagte er und ging auf sie zu. »Sie arbeiten aber noch sehr spät.«
    Sie lachte. Es klang nervös. »Zwanghaft ist ein Wort, das oft im Zusammenhang mit mir verwendet wird.«
    »Wie geht es Ihrer Patientin?«
    »Eigentlich würde ich mich gern gelegentlich mit Ihnen über sie unterhalten. Irgendwann später. Im Krankenhaus oder so.«
    »Wie wäre es mit jetzt sofort? Wir könnten zu mir fahren.«
    Verwirrt sah Julia ihn an. »Oh. Ich glaube ...«
    »Jetzt ist doch genauso gut wie irgendwann.«
    »Ja, ich hab auch tatsächlich einen Babysitter.«
    »Na, dann machen wir‘s doch so. Fahren Sie mir einfach hinterher.« Ehe sie ablehnen konnte, ging er zu seinem Pickup hinüber und stieg ein. Als er den Motor anließ, beobachtete er sie im Rückspiegel.
    Sie stand da, starrte zu ihm herüber und kaute nachdenklich auf der Unterlippe, aber am Ende stieg sie doch ein und setzte sich ans Steuer.
    * * *
    Auf beiden Seiten der Straße standen dichte schwarze Bäume Wache, die Wipfel hoch ins sternenglitzernde Firmament gereckt. Das Mondlicht verwandelte den Asphalt in ein silbern glänzendes Band, das sich zwischen den dunklen Baumreihen hindurchschlängelte. An der Abzweigung wies ein altes braun-gelbes Schild der Forstbehörde den Weg zum Spirit Lake.
    Hier war Julia seit Jahren nicht mehr gewesen, und trotz der rapiden Entwicklung, die in den letzten zwei Jahrzehnten auf der Halbinsel stattgefunden hatte, sagten sich in dieser Gegend weiterhin Fuchs und Hase gute Nacht. Bei den Einheimischen hieß sie »Das Ende«, nicht nur wegen der Lage an sich, sondern vor allem, weil man hier so isoliert war.
    Es war ein unfassbar schönes, majestätisches Eckchen des Regenwalds, aber Julia brachte die Szenerie irgendwie nicht unter einen Hut mit Dr. Casanova. In ihren Augen war er eindeutig ein Großstadtmensch. Was hatte er hier draußen in der grünen Dunkelheit zu suchen?
    Als sie auf den Kiesweg einbog, veränderte sich die Landschaft. Die Bäume hielten den silbernen Mondschein ab, und kein Lichtstrahl durchdrang die rabenschwarze Nacht. Der Nebel, der vom See aufstieg, verlieh dem Wald eine Atmosphäre, die überirdisch, ja geradezu magisch zu sein schien.
    Auf einmal wurde ihr klar, dass sie einem Mann, den sie kaum kannte, in diese abgelegene Gegend folgte. Und dass niemand wusste, wo sie war.
    Du bist ein Idiot.
    Er ist Arzt.
    Der Serienmörder Ted Bundy war Jurastudent.
    Sie fischte ihr Mobiltelefon aus der Tasche. Erstaunlicherweise gab es hier sogar ein Netz. Sie tippte Ellies Nummer ein, bekam aber nur die Mailbox. »Hallo, Ellie. Ich bin bei Dr. Cerrasin, wir wollten uns noch über die Kleine unterhalten.« Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. »Gegen Mitternacht müsste ich wieder zu Hause sein.«
    Sie legte auf. Jetzt weiß Ellie wenigstens, wo sie anfangen müssen, meine Leiche zu suchen.
    Im Grunde war das kein bisschen komisch.
    Wenn sie ehrlich war, wusste sie überhaupt nicht, warum sie eigentlich mitgekommen war. Genau genommen war sie noch gar nicht auf ein Beratungsgespräch eingestellt, und was sie an Hypothesen anzubieten hatte, würde sie als Verrückte dastehen lassen.
    Leider hatte das letzte Jahr sie weit mehr gekostet als ihren Ruf. Unter anderem hatte sie ihr Selbstvertrauen verloren. Sie wollte wohl unbedingt hören, dass sie auf dem richtigen Weg war.
    Das war der wahre Grund, warum sie jetzt hier war. Max war der einzige Kollege, den sie in Rain Valley hatte, und er hatte Alice untersucht.
    Sie hasste es, so unversehens erneut mit ihrer Schwäche konfrontiert zu werden, aber sie wollte sich auch nicht in die Tasche lügen.
    Vor ihr bog Max nun auf eine Zufahrt ein, die offensichtlich vor nicht allzu langer Zeit frisch mit Kies aufgefüllt worden war. Der schmale Weg beschrieb eine Serpentine nach links und endete abrupt auf einer Lichtung.
    Max fuhr seinen Wagen in die Garage und verschwand.
    Julia parkte neben dem Gebäude, atmete tief durch, nahm ihre Mappe und stieg

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