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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Acker.«
    Mit anderen Worten, das Leben in Rain Valley verlief wieder in den gewohnten Bahnen. Die Telefone klingelten nicht mehr, und die beiden Streifenbeamten waren unterwegs, wenn nicht gerade jemand vorbeikam.
    »Ach ja, die Ergebnisse der DNA-Tests sind da. Ich hab sie dir auf den Tisch gelegt.«
    Ellie hielt inne. Alle sahen sich an. Dann ging sie an ihren Schreibtisch und setzte sich. Der Stuhl quietschte.
    Sie nahm den offiziell aussehenden Brief und öffnete ihn. Darin befand sich ein Bericht mit einer Menge wissenschaftlichem Jargon, nichts davon von Bedeutung. Ungefähr in der Mitte stand der Satz: Es wurden keine Übereinstimmungen nachgewiesen.
    Auf der zweiten Seite stand der Laborbericht über die Fasern an Alices Kleid. Wie erwartet war nur festgestellt worden, dass das Kleid aus billigem weißem Baumwollstoff genäht worden war, der aus einem Dutzend Textilfabriken stammen konnte. Im Gewebe waren keine Spuren von Blut oder Sperma festgestellt worden, keine DNA.
    Der letzte Abschnitt des Berichts umriss die Vorgehensweise, falls man die von Alice gewonnene DNA mit einer anderen Probe vergleichen wollte.
    Ellie war am Boden zerstört. Was nun? Sie hatte alles getan, sie hatte sogar ihre Schwester den Wölfen vorgeworfen und wofür? Sie waren einer Identifizierung keinen Schritt näher als vor drei Wochen, und die Leute von der Fürsorge saßen ihr im Nacken.
    Cal und Peanut zogen sich zwei Stühle heran und setzten sich auf die andere Seite des Schreibtischs.
    »Keine Identifizierung?«, fragte Peanut.
    Ellie schüttelte den Kopf, sie konnte die Niederlage nicht einmal laut aussprechen.
    »Du hast dein Bestes getan«, sagte Cal leise.
    »Keiner hätte das besser machen können«, pflichtete Peanut ihm bei.
    Danach sagte keiner mehr ein Wort. Eine Seltenheit.
    Schließlich schob Ellie die Papiere über den Tisch. »Schickt die Ergebnisse den Leuten, die darauf warten. Wie viele Anforderungen haben wir?«
    »Dreiunddreißig. Vielleicht stimmt ja eine davon überein«, meinte Peanut hoffnungsvoll.
    Ellie zog die Schreibtischschublade auf und holte den Stapel Papiere heraus, den sie vom Zentrum für vermisste Kinder bekommen hatten. Sie hatte das Ganze mindestens hundertmal durchgelesen, denn es war die einzige Erklärung, die sie hatte finden können. Vor allem der letzte Abschnitt hatte sich in ihr Gedächtnis eingeprägt:
    Sollte nichts davon zu einer positiven Identifizierung führen, muss der soziale Dienst gerufen werden. Dann wird das Kind höchstwahrscheinlich in einer permanenten Pflegefamilie oder einer Therapieeinrichtung untergebracht oder zur Adoption freigegeben.
    »Was machen wir denn jetzt?«, fragte Peanut.
    Ellie seufzte. »Erst mal beten wir, dass eine Übereinstimmung gefunden wird.«
    Natürlich wussten sie alle, wie unwahrscheinlich das war. Keine der dreiunddreißig Möglichkeiten machte einen vielversprechenden Eindruck. Die meisten waren von Menschen eingereicht worden - von Eltern, Anwälten und Polizisten die glaubten, dass das von ihnen gesuchte Kind bereits tot war. Und nirgends war Alices Muttermal beschrieben.
    Müde rieb Ellie sich die Augen. »Machen wir Schluss für heute. Du kannst die DNA-Berichte morgen verschicken, Pea. Ich muss gleich noch mal mit der Sozialarbeiterin telefonieren, das wird bestimmt lustig.«
    Peanut stand auf. »Ich treffe mich mit Benji im Big Bowl. Hat jemand Lust mitzukommen?«
    »Es gibt nichts Schöneres, als mit fetten Männern in Einheits-Polyesterhemden rumzuhängen«, sagte Cal. »Ich bin dabei.«
    Peanut funkelte ihn wütend an. »Soll ich Benji erzählen, dass du ihn fett genannt hast?«
    »Das überrascht ihn wahrscheinlich nicht sonderlich, Pea«, lachte Cal.
    »Fangt jetzt bloß nicht an, euch zu streiten, ihr zwei«, sagte Ellie matt. Sie hatte überhaupt keine Lust, sich eine lächerliche Debatte über nichts anzuhören. »Ich gehe lieber heim. Das solltest du auch, Cal. Es ist Freitagabend, deine Mädchen werden dich vermissen.«
    »Die Mädchen sind mit Lisa nach Aberdeen gefahren, zu irgendwelchen Verwandten. Demzufolge bin ich dieses Wochenende Strohwitwer. Sprich, ich geh ins Big Bowl.« Er sah sie an. »Früher bist du doch immer total gern bowlen gegangen, Ellie.«
    Auf einmal erinnerte sich Ellie an den Sommer, in dem sie und Cal an der Theke des Big Bowl gearbeitet hatten. Es war ihr letztes magisches Kindheitsjahr gewesen, noch ohne die unvermeidlichen Ecken und Kanten der Pubertät. In diesem Sommer waren sie beide

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