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Wohin das Herz uns trägt

Wohin das Herz uns trägt

Titel: Wohin das Herz uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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angeschaut. ›Penelope Nutter‹, hat er gesagt, ›dieses Kind will Ihnen etwas mitteilen. Sie möchte noch nicht aufs Klo.‹« Peanut lachte, setzte den Blinker und bog auf den alten Highway ein. »Auf der ganzen Welt gibt es kein Metall, das stärker ist als der Wille eines Kindes. Vermutlich wird Alice sprechen, wenn sie dazu bereit ist.« Sie hatten die Auffahrt erreicht, und sie hielt laut hupend vor dem Haus.
    Fast sofort kam Ellie herausgelaufen, so schnell, dass sich Julia der Verdacht aufdrängte, sie könnte schon an der Tür gewartet haben.
    »Danke fürs Mitnehmen, Peanut.«
    »Dann also bis Mittwoch.«
    Julia stieg aus und warf die Autotür hinter sich zu. Auf halbem Weg zur Tür kam Ellie ihr entgegen.
    »Sie heult schon wieder«, berichtete sie traurig.
    »Wann ist sie aufgewacht?«
    »Vor fünf Minuten. Sie war früh dran. Wie ist es gelaufen?«
    »Schlecht«, antwortete Julia und versuchte, sich stark anzuhören, was ihr nicht gelang.
    »Die DNA-Ergebnisse werden bald da sein. Vielleicht geben die uns einen Hinweis. Wenn sie ein Entführungsopfer ist, bekommen wir Informationen, mit denen wir arbeiten können.«
    Die letzten Tage hatten sie diese Idee immer wieder wie einen Rettungsring hin und her geworfen, obwohl sie inzwischen viel von ihrem Schwung verloren hatten. »Ich weiß. Hoffentlich ist sie im System.« Das sagte Julia jedes Mal.
    »Ja, hoffen wir‘s.«
    Sie sahen einander an. Auch das Prinzip Hoffnung hatte sich mittlerweile abgenutzt.
    Langsam ging Julia ins Haus und die Treppe hinauf. Mit jedem Schritt wurde das Heulen lauter. Sie wusste, was sie vorfinden würde. Alice würde hinter ihrem Pflanzendickicht kauern, mit gesenktem Kopf, das Gesicht in den Händen, schaukelnd und leise heulend. Das war ihre einzige Möglichkeit, Traurigkeit oder Angst auszudrücken. Jetzt hatte sie Angst, weil sie allein aufgewacht war. Für ein gewöhnliches Kind war das vielleicht frustrierend, für Alice dagegen war es beängstigend.
    Julia redete bereits, als sie die Tür aufmachte. »Also, was soll denn die Aufregung, Alice? Es ist alles in Ordnung! Du hast nur Angst. Das ist ganz normal.«
    Wie ein Wirbelwind, ein Blitz aus schwarzen Haaren, gelbem Kleid und mageren Armen und Beinen, kam sie zu Julia gesaust, drückte sich an sie, von der Taille bis zu den Unterschenkeln.
    Und sie steckte die Hand in Julias Tasche.
    So war es in letzter Zeit immer. Alice wollte in Julias Nähe sein, ununterbrochen mit ihr in Verbindung.
    Sie lutschte am Daumen, sah Julia an und wirkte so schutzlos, dass es kaum auszuhalten war.
    »Komm, Alice«, sagte Julia und tat so, als wäre es das Normalste der Welt, dass ihr eine menschliche Klette an der Hüfte klebte. Dann holte sie ihr Denver Kit heraus, eine Sammlung von Spielzeug, die Psychologen verwendeten, um die Entwicklung eines Kindes einzuschätzen.
    Sie legte die Glocke, den Klotz und die Puppe auf den Tisch. »Setz dich, Alice«, sagte sie, obwohl sie wusste, dass Alice sich sowieso setzen würde, sobald sie selbst es tat. Die Stühle waren nahe genug zusammen, dass die Kleine Körperkontakt halten konnte.
    Nebeneinander nahmen sie Platz, Alices Hand noch immer in Julias Tasche. Die Sachen lagen vor ihnen auf dem Tisch, und Julia wartete geduldig ab, was Alice machen würde.
    »Komm«, sagte sie schließlich. »Du musst sprechen, Kleines. Ich weiß, dass du es kannst.«
    Nichts. Nur das leise Atmen des Mädchens.
    Verzweiflung nagte an ihrem Selbstvertrauen.
    »Bitte.« Ein Flüstern, das einer Therapeutenstimme kein bisschen mehr ähnelte. Sie dachte daran, wie die Zeit verstrich. Das Medieninteresse ging von Tag zu Tag zurück, die Telefonleitungen der Polizeistation wurden immer kühler.
    »Bitte. Komm schon ...«
    * * *
    Als Ellie und Peanut in der Wache eintrafen, war es im Gebäude ganz still. Cal saß an seinem Schreibtisch, Kopfhörer auf den Ohren, und zeichnete irgendeine seltsame geflügelte Kreatur. Sobald er seine beiden Kolleginnen wahrnahm, drehte er das Blatt hastig um.
    Als hätte sich Ellie für diese absurden Kritzeleien interessiert, die er schon seit der sechsten Klasse produzierte. Der einzige Unterschied zwischen ihm und allen anderen Jungs war, dass er nie aus dieser Phase herausgewachsen war. Auch auf seinen Memos waren immer irgendwelche Bildchen.
    »Earl hat sich abgemeldet«, verkündete Cal und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Mel wollte noch mal zum See, um nach der Dorfjugend zu sehen, dann macht auch er sich vom

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