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Wohin der Wind uns trägt

Wohin der Wind uns trägt

Titel: Wohin der Wind uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCullagh Rennie
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Es ist Zeit für eine Pause und eine Tasse Tee«, sagte er und rüttelte sie sanft.
    »Wo sind wir?«, fragte Jo schläfrig, streckte sich und verzog das Gesicht.
    »In zwei Stunden sind wir zu Hause«, erwiderte Phillip und stieg aus, um sich die Beine zu vertreten.
    Die am Horizont untergehende Sonne tauchte die Weiden in goldenes Licht. Im hohen Gras stand regungslos und fast unsichtbar ein Känguruh und beobachtete sie. Jo schenkte Phillip aus der Thermosflasche einen Becher Tee ein und reichte ihm einen Keks. Dann lehnte sie sich, ebenfalls an einem Keks knabbernd, an den Wagen. Dabei musterte sie Phillip von der Seite und betrachtete sein markantes Gesicht und seine vollen Lippen. Seine rauen Hände umfassten den Teebecher. Sie malte sich aus, wie es wohl sein mochte, wenn diese ihren Körper liebkosten, und ihr Puls ging schneller. Auf einmal sehnte sie sich danach, in seinen Armen zu liegen. Von einem Telegrafenmasten starrte ein dicker Kookaburra zu ihnen hinunter und reckte seinen Schnabel in die Luft. Sein Krächzen, das durch die Abendstille hallte, riss Jo aus ihren Tagträumen.
    »Was soll ich wegen Damiens Freundin machen?«, fragte sie unvermittelt.
    »Meinst du Hope?«
    »Hopeless – hoffnungslos – würde es besser treffen«, erwiderte Jo grinsend und trank einen Schluck Tee. »Heute sah sie wieder einmal grauenvoll aus. Sie ist ja wirklich ein nettes Mädchen, aber sie hat einfach einen schauderhaften Geschmack. Damien wird allmählich zu berühmt, um sich mit so einer Vogelscheuche blicken zu lassen.«
    Die mollige Siebzehnjährige war ein ganzes Stück größer als Damien und heute völlig in Schwarz gekleidet gewesen. Ihre schweren Brüste zeichneten sich unter einem viel zu engen Baumwollpulli ab, und der Minirock spannte über dem ausladenden Hinterteil. Darunter lugten schwarze Strümpfe mit Laufmaschen hervor, und abgestoßene hochhackige Pumps rundeten die Aufmachung ab. Mit ihrem wasserstoffblonden Haar und den dick mit Kajal und Wimperntusche zugekleisterten Augen erinnerte sie eher an eine blinzelnde Eule. Und zu allem Überfluss hatte sie sich auch noch reichlich mit billigem Parfüm überschüttet.
    Phillip stellte seinen Becher auf die Motorhaube und runzelte die Stirn. Im Moment war ihm Hope völlig einerlei. Jo war der einzige Mensch, der ihn interessierte und mit dem er sich befassen wollte.
    »Damit soll sich deine Mutter beschäftigen. Sie hat genug Erfahrung in diesen Dingen«, erwiderte er abweisender als beabsichtigt.
    »Klar, warum ist mir das nicht eingefallen?«, meinte Jo. »Du denkst immer so praktisch. Weshalb komme ich nicht selbst auf die einfachen Lösungen? Habe ich dich irgendwie gekränkt?«, fügte sie hinzu, als sie seine Miene bemerkte.
    »Ich habe keine Lust, über Hope, Faith, Onkel Jo Bloggs oder die anderen armen Seelen zu reden, die du retten möchtest«, entgegnete Phillip bemüht scherzhaft. »Du bist die Einzige, an die ich denken will.«
    Er nahm ihr den Becher aus der Hand und stellte ihn neben seinen auf die Motorhaube.
    »Du bist die vollkommenste Frau, der ich je begegnet bin. Wunderschön, mutig, intelligent …«
    Jo verzog das Gesicht, und ihr Herz begann zu klopfen.
    »Wir sind wie ein altes Ehepaar, Jo. Wir machen alles zusammen, besprechen alles, schmieden Pläne, finden gemeinsam Lösungen. Das Einzige, was fehlt, ist das hier.« Mit diesen Worten zog er sie an sich und strich ihr das blonde Haar aus dem Gesicht. Dann küsste er ihre warmen rosigen Lippen.
    »Das war das zweite Mal«, meinte er mit einem zittrigen Auflachen, als sie sich wieder voneinander lösten.
    »Aller guten Dinge sind drei«, flüsterte Jo atemlos.
    Sie reckte ihr Gesicht zu ihm empor, schlang ihm die Arme um den Hals und schmiegte sich an ihn.
    »Wenn du darauf bestehst«, murmelte Phillip.
    Er küsste sie lange und mit Inbrunst, und Jo wurde von kleinen wohligen Schauern durchlaufen. Lange unterdrückte Bedürfnisse erwachten wieder zum Leben. Er nahm sie in die Arme, trug sie zum Gatter, setzte sie vorsichtig auf den obersten Holm und umfasste ihre Knie, damit sie nicht herunterfiel.
    »Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, wie sehr ich dich liebe und wie lange ich mich schon danach sehne?«
    Jo lachte heiser auf, und ihr Körper prickelte von seiner Berührung. Phillip nahm ihre linke Hand mit den unberingten Fingern und küsste ihre weiche Handfläche.
    Jo erstarrte. Plötzlich war sie wieder in Norfolk. Simon küsste sie und steckte ihr einen Ring an den

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