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Wohin der Wind uns trägt

Wohin der Wind uns trägt

Titel: Wohin der Wind uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCullagh Rennie
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verkündete er.
    Rasch trat Kurt vor.
    »Sie ist meine Mitarbeiterin, und sie hat zu tun. Mach weiter, Jo. Das Gespräch kannst du in der Mittagspause führen«, befahl er.
    »Wie gewonnen, so zerronnen, was?«, höhnte Charlie, dessen Wut von Kurts Verhalten noch geschürt wurde. Entsetzt hatte er seinen Augen kaum getraut, als er beim Betreten des Stalls plötzlich vor seinem Erzfeind gestanden hatte. Außerdem war er zornig auf Jo.
    »Jo«, wiederholte Kurt drohend.
    »Du Dreckskerl. Wie kannst du es wagen, mich in Gegenwart meiner eigenen Tochter herumzukommandieren?«, brüllte Charlie, der nun endgültig die Beherrschung verlor. »Und was dich betrifft …«
    Er packte Jo am Arm.
    »Bitte, Daddy«, flehte Jo und versuchte unter Tränen, sich loszureißen.
    »Lass meine Mitarbeiter in Ruhe, sonst werfe ich dich raus«, sagte Kurt kühl, ohne auf Charlies Anspielung einzugehen: Nur seinem leichtsinnigen Umgang mit Geld hatte er es nämlich zu verdanken, dass er wieder für andere arbeiten musste. »Wir streiten uns wieder um ein Mädchen, ganz wie früher«, fügte er grinsend hinzu. Dann wies er mit dem Kopf auf die Box. »Fang an, Jo, wenn dir dein Job wichtig ist.«
    »Ja, lass sie gehen«, sagte da eine heisere Stimme.
    Jo und Kurt wirbelten herum und sahen Nina, die vorsichtig durch den noch nicht weggeräumten Schneematsch watete. Ihre Wangen waren gerötet, und sie presste sich ein Taschentuch vor die Nase.
    »Nina. Das darf doch nicht wahr sein. So schön wie eh und je«, rief Kurt zur Begrüßung.
    »Mum«, stieß Jo hervor.
    »Hallo, Kurt«, sagte Nina mit verkniffenen Lippen. Ihre Mundwinkel bebten, und sie blickte zwischen Jo und Kurt hin und her. »Du kannst diese miese kleine Egoistin haben. Schau, dass sie wirklich arbeitet und dir nicht nur das Geld abknöpft.«
    Mit hasserfülltem Blick trat sie auf Jo zu. Ihr Schädel pochte. Ihre Worte trafen Jo wie ein Schlag ins Gesicht.
    »Wenn sie unbedingt so leben will, soll sie doch. Lass sie im Mist und Dreck herumwühlen.« Sie sah Jo an. »Du undankbare kleine Schlampe. Wie kannst du es wagen, mir das anzutun und mich und meine Freunde derart zu beleidigen? Erst siehst du seelenruhig zu, wie ich Geld und Zeit investiere, um dir einen Start zu ermöglichen, damit du es zu etwas bringst. Und dann das. Wie kannst du nur?«
    Sprachlos starrte Jo ihrer Mutter in das tränenüberströmte Gesicht. Charlie eilte auf Nina zu und legte ihr den Arm um den zitternden Körper. Er spürte, dass sie immer mehr außer sich geriet.
    »Neene, mein Schatz, du fühlst dich nicht wohl. Lass uns später wiederkommen und alles in Ruhe bereden«, meinte er leise, in dem Versuch, sie zu beschwichtigen. Aber Nina stieß ihn weg.
    »Nein, Charlie, nein«, rief sie, von Schluchzern geschüttelt. »In den letzten beiden Jahren haben wir Unsummen ausgegeben, damit sie nur das Beste bekommt. Und sie wirft es uns einfach vor die Füße und belügt und hintergeht uns. Dir mag es genügen, die Hände in den Schoß zu legen und dich von ihr ausnützen zu lassen, aber mir reicht es. Sie hat uns mitgeteilt, was sie will. Soll sie es haben.«
    Sie drehte sich zu Jo um.
    »Du wirst keine fünf Minuten durchhalten, nachdem du in ganz Europa die Prinzessin gespielt hast. Für dich ist das alles nur ein Spiel, und es interessiert dich nicht, wen du dabei vor den Kopf stößt oder kränkst. Wann wirst du endlich erwachsen? Lass sie ihre Lektion lernen, Charlie. Soll sie bleiben, in dem Dreck und Matsch. Irgendwann wird sie schon heulend nach Hause zurückkommen.«
    Ihre Augen glitzerten fiebrig.
    »Ich gebe dir höchstens sechs Monate.«
    Sie bekam einen Hustenanfall.
    »Mum, bitte, Mum, so ist es nicht … Hör mich doch an. Tu das nicht«, rief Jo, verzweifelt angesichts der Gehässigkeit ihrer Mutter.
    Die Tränen liefen ihr die Wangen hinunter, aber Nina wandte unwillig den Blick ab, machte auf dem Absatz kehrt und stolzierte an den Ställen vorbei zum Auto.
    »Du hattest deine Mädchen noch nie im Griff, was, alter Junge? Aber ich muss ein Gestüt leiten. Verschiebe deinen Familienstreit also bitte auf später«, höhnte Kurt.
    Diese Worte waren der Tropfen, der für Charlie das Fass zum Überlaufen brachte. Hin und her gerissen zwischen dem Bedürfnis, Nina zu unterstützen, und dem Schrecken gegenüber Jos Entsetzen, packte er seine Tochter fest am Arm und zerrte sie mit sich. Die freie Hand zur Faust geballt, trat er auf Kurt zu.
    »Das war ein Trick zu viel, du Bastard, und zwar

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