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Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Wolken. Das war der Gipfelpunkt. Ich wurde hin- und hergerissen zwischen dem Zorn, die Wahrheit so unerwartet vor Augen zu haben, und dem wilden Wunsch, zu lachen über die verrückte Situation. Mein Zorn behielt die Oberhand.
    Mit einem Satz war ich beim Bett und zog den Burschen am Genick von ihr weg. Ich riß ihn herum und versetzte ihm einen Kinnhaken. Er fiel rückwärts durch die offene Tür und krachte in eine Statue. Beide gingen mit einem Lärm, der Tote hätte aufwecken können, zu Boden.
    Ich wollte ihm nach, aber irgend etwas hielt mich zurück. Ich sah ihn mir an. Furcht und Schuldbewußtsein machten ihn hilflos. Der da war nicht mehr als ein Junge. Mein Arm sank herab. Charles kam ins Atelier, er band noch seinen Bademantel zu. Hinter ihm sah ich die Köchin und das Hausmädchen aufgeregt hereinstarren.
    Ich ging wieder ins Kabinett, las die Kleider des Bengels auf und warf sie hinaus ins Atelier. »Charles«, sagte ich, »befördern Sie diese dreckige kleine Laus an die Luft!«
    Ich machte die Tür hinter mir zu und wandte mich zu Nora. Ihr Gesicht war bleich vor Wut und Haß. »Du ziehst dir besser etwas an. Du siehst wie eine Pennyhure aus, wenn du nichts anhast als das Bettlaken!«
    »Warum hast du die Dienstboten wecken müssen? Wie soll ich ihnen je wieder gegenübertreten?«
    Ich starrte sie an. Sie war nicht erschrocken, daß ich sie mit diesem jungen Bengel im Bett erwischt hatte. Das einzige, was ihr Sorgen machte, war, was die Dienstboten denken sollten. Ich schüttelte den Kopf. Ich lernte immer etwas Neues. Aber plötzlich schien ich die Antwort auf jede Frage zu kennen.
    »Darüber brauchst du dir nicht den Kopf zu zerbrechen, Nora«, sagte ich beinahe freundlich. »Du hast ohnedies niemanden hinters Licht geführt. Niemanden als mich.«
    »Du hast mir nie getraut. Du hast die Geschichten über mich gehört, und du hast sie geglaubt.«
    »Da irrst du dich, Nora. Ich habe bisher keine einzige von diesen Geschichten gehört, noch immer nicht. Weißt du nicht, daß der Ehemann der letzte ist, der so etwas erfährt?«
    »Was hast du denn von mir erwartet? Du bist ja nie mehr zu mir gekommen, seit Dani geboren ist.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Hör auf, Nora. Es hat keinen Sinn. Jetzt nicht mehr.« Sie fing an zu weinen.
    »Auch das hilft nichts, Nora. Es berührt mich nicht mehr. Auch Tränen helfen da nichts.«
    Sie versiegten so plötzlich, wie sie gekommen waren. »Bitte, Luke«, sagte sie. »Es soll nicht wieder vorkommen.« Sie stieg aus dem Bett und kam zu mir.
    Ich lachte. »Darin hast du recht, Nora. Mir wird’s nicht wieder passieren. Ich gehe weg.«
    »Nein, Luke, nein!« Sie warf die Arme um meinen Hals und klammerte sich an mich. »Ich will alles, alles wiedergutmachen! Ich schwöre es dir, Luke.«
    Ich schob sie fort. Ihre Augen waren groß und voller Angst. »Was willst du denn tun?«
    Plötzlich flammten alle Kränkungen und Schmerzen in mir auf. »Etwas, das ich schon längst hätte tun sollen!«
    Mein Handrücken traf sie hart ins Gesicht, sie taumelte durch das halbe Zimmer, fiel über das Bett und dann zu Boden. Ich war draußen, ehe sie wieder aufstehen konnte.
    Ich ging durchs Atelier in den Flur. Ich sah die Gesichter der Dienstboten, die mich anstarrten. Charles kam gerade von der Haustür zurück, als ich die Treppe erreichte. Der arme alte Bursche konnte mir nicht ins Gesicht sehen.
    Die Ateliertür sprang auf. Nora stürzte in die Halle, splitternackt. »Du Hurensohn!« schrie sie. »Ich werde der ganzen Welt erzählen, was du bist. Du bist ja nicht einmal ein Mann. Du bist ein Homosexueller, ein Schwuler, ein Impotenter!«
    Ich sah Charles an. »Passen Sie auf sie auf, Charles. Und wenn Sie es für nötig halten, rufen Sie einen Arzt.« Er nickte schweigend. Sie kreischte noch Schimpfworte, als ich schon oben war. An der Tür des Kinderzimmers stand Mrs. Holman mit großen Augen. »Schläft Dani?« fragte ich.
    Sie nickte, noch ganz bleich.
    Ich ging ins Kinderzimmer. Wirklich, Dani schlief - das Baby, das sie war! Ich küßte sie auf die Wange. Ich dankte Gott für den Schlaf der Unschuld.
    In Korea hatte ich dasselbe Glück wie während des Krieges. Ich fand mich leicht mit den Düsenjägern zurecht und flog neun Einsätze; zwei migs holte ich herunter, ehe sie mich erwischten. Aber der Krieg war nicht so gewaltig, daß sie mich noch in den Generalstab geholt hätten, als ich aus dem Lazarett kam. Also gab man mir die Entlassungspapiere und schickte mich

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