Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wohin die Liebe führt

Titel: Wohin die Liebe führt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
sie wüßte, daß auch Dani ihm geschrieben hat. Sie wurde sehr ärgerlich und legte einfach auf.«
    »Typisch für Nora. Sobald etwas kommt, wofür sie nicht gradestehen will, drückt sie sich. Glaubst du, daß etwas dran ist an diesen Briefen?«
    »Vielleicht nicht«, sagte sie. »Aber ich möchte auf keinen Fall ein solches Risiko laufen.«
    »Ich halte es für ein übles Erpressungsmanöver. Selbst wenn du bezahlst, was sie fordern, weißt du nie, ob sie nicht Briefe behalten haben, um weiter zu kassieren. Ich würde die Sache der Polizei übergeben.«
    »Hat nicht schon genug in den Zeitungen gestanden? Möchtest du noch mehr von der Art?«
    Ich sah sie groß an. »Hast du nicht schon mehr als genug getan, um den guten Namen der Haydens zu schützen?« antwortete ich sarkastisch. »Glaubst du, es gibt etwas auf der Welt, was Nora noch anrüchiger machen könnte, als sie bereits ist? Denkst du, die Leute sind so dumm, daß sie nicht wüßten, was sie in ihrem Hause treibt?«
    »Nein. Die Leute sind nicht dumm. Aber du bist dumm, Luke.« Ärgerlich schob sie den Brief wieder in ihre Tasche. »Ich habe kein Interesse mehr daran, was über Nora gesagt oder gedruckt wird. Denn ich kann nichts daran ändern, und, ehrlich gesagt, mir liegt nicht mehr so viel daran, daß ich’s versuchen würde. Aber vielleicht hast du den Brief nicht richtig gelesen.«
    »Doch, ich habe ihn gelesen.«
    »Hast du nicht gelesen, daß auch Briefe von Dani dabeisein sollen und daß sie ebenfalls in Riccio verliebt war?« fragte die alte Dame gereizt.
    »Ich habe es gelesen, aber nicht sonderlich beachtet. Denn schließlich ist Dani noch ein Kind.«
    »Dann bist du also noch dümmer, als ich meinte. An Jahren mag Dani ein Kind sein, aber hast du sie denn richtig angesehen? Sie ist körperlich voll erwachsen - war es schon mit etwas mehr als elf Jahren. Sie ist in allem und jedem wie ihre Mutter. Nora hatte ihren ersten sexuellen Verkehr mit knapp dreizehn Jahren und ihre erste Abtreibung, als sie kaum fünfzehn war. Ehe sie dich heiratete, hatte sie mindestens zwei andere Liebhaber, von denen ich wußte.«
    Ich starrte sie an. »Das wußtest du alles?«
    Sie senkte die Augen. »Ich wußte es«, gestand sie mit leiser Stimme. »Aber ich hoffte, daß es vergangen und vergessen sein würde, wenn sie dich heiratet. Daß sie erwachsen wird und sieht, was für eine Närrin sie gewesen war.«
    »Aber du bist immer für sie eingetreten. Du hast sie noch immer beschützt.«
    »Ich bin ihre Mutter«, sagte die alte Dame einfach. Ich spürte ihre stolze Würde. »Tatsächlich habe ich mich nie so sehr um den Namen Hayden gekümmert. Es ging um meine Tochter. Und auch jetzt ist es nicht der Name, um den es mir geht. Es ist Dani. Ich möchte nicht, daß sie verurteilt wird, ohne eine Chance zu haben. Ich will nicht, daß sie wie ihre Mutter wird. Ich möchte ihr helfen.«
    »Nora behauptet, daß ich nicht einmal Danis Vater bin.«
    »Ich weiß, was Nora gesagt hat. Ich glaube, ich bin jetzt alt genug, um die Wahrheit hinzunehmen. Ich möchte wissen, ob du es bist.«
    Ich stellte mein Glas hin. »Da bin ich überfragt.«
    Ihr Blick ließ mich nicht los. »Ich glaube, selbst Nora weiß nicht, ob du Danis Vater bist oder nicht.«
    Ich schwieg.
    »Du siehst also«, sagte sie leise, »es kommt ganz auf dich an. Es hängt davon ab, was du für Dani empfindest.«
    Ich nahm mein Glas wieder auf und trank einen Schluck. Die Eiswürfel waren geschmolzen, und der feine Geschmack des Whiskys verlor sich im Wasser. Offenbar fiel es immer wieder auf mich zurück. Harris Gordon hatte am Samstag dasselbe gesagt, vielleicht ein bißchen anders, aber im wesentlichen dasselbe. Entweder war ich ihr Vater, oder ich war es nicht.
    Ich ging zum Büfett und goß etwas Whisky in mein Glas. Ich dachte an das Baby, das ich geliebt hatte, ehe ich wußte, was Nora eines Tages von mir sagen würde. Ich dachte an das Kind, mit dem ich in La Jolla auf dem Boot spielte, nachdem Nora geltend gemacht hatte, daß ich nicht der Vater sei. Ich wußte, daß ich das Kind genauso geliebt hatte wie das Baby. Und noch jetzt ebenso liebte wie damals.
    Ich wandte mich wieder meiner früheren Schwiegermutter zu. »Ich glaube, es gehört mehr als ein Akt der Natur dazu, aus einem Mann einen Vater werden zu lassen«, sagte ich dazu. »Es muß ein Akt der Liebe sein.«
    Ihre hellen alten Augen glänzten. »Das einzig Notwendige ist der Akt der Liebe. Die anderen Dinge zählen alle nicht wirklich.«

Weitere Kostenlose Bücher