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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
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dir erzählt habe. Ich muss mir sicher sein, dass du damit umgehen kannst.«
    Er nickte. »Okay.«
    Wir standen auf und gingen zurück zur Waterloo Bridge. »Warum hat sie dir nicht geglaubt?«, fragte er. »Das klingt nicht gerade nach bester Freundin.«
    »So war er eben: Er konnte jeden um den Finger wickeln. Er war zu allen meinen Freunden bezaubernd. Sie dachten, ich sei bloß undankbar, und er könne unmöglich so sein, wie ich ihn beschrieb. Dann fing er an, mit ihnen zu reden, und erzählte Dinge über mich, die nicht stimmten. Er sprach mit Sylvia, meine anderen Freunde sprachen auch mit ihr und erzählten ihr Sachen, die er ihnen erzählt hatte. Noch bevor ich wusste, was los war, glaubten schon alle, ich sei verrückt geworden.«
    Vor uns lief ein kleiner Junge seinem älteren Bruder nach und fiel auf die Knie. Seine Mom hob ihn auf und knuddelte ihn, bevor er anfangen konnte zu weinen.
    »Und du hast sie gesehen? Sylvia?«
    »Sie saß in diesem Bus Richtung Süden. Auf dem Oberdeck.«
    »Hat sie dich gesehen?«
    »Sie hat mich angestarrt. Es war so seltsam.«
    »Macht es dir Angst?«
    »Was? Dass ich Sylvia gesehen habe? Ich denke nicht. Es hat mich nur schockiert. Ich hätte nie gedacht, dass ich sie noch mal wiedersehen würde, und plötzlich war sie da. Ich meine, ich wusste, dass sie irgendwo in London lebt. Trotzdem …«
    Wir hatten die U-Bahn fast wieder erreicht.
    »Lass uns nach Hause fahren!«, sagte er und zog mich an sich.
    Es gab nichts, was mir lieber gewesen wäre.
    Freitag, 2. April 2004
    Um Punkt zwölf verließ ich meinen Schreibtisch, machte den Computer aus und griff nach meinem Mantel, der hinter der Tür hing. Im Zentrum war viel los, aber das war am Freitag meistens so. Überall Einkaufende, Rentner, Mütter, Kleinkinder, Studenten und Leute, die eigentlich bei der Arbeit sein sollten, es aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund nicht waren. Die Sonne schien, was meist noch mehr Menschen ins Stadtzentrum zog. Ich konnte den Sommer riechen, obwohl es noch kühl draußen war. Vielleicht würde das Wochenende schön werden.
    Ich hasste Menschenmassen. Viel lieber würde ich mutterseelenallein durch das Stadtzentrum streifen; aber heute traf ich mich mit Sam.
    Sam saß an einem Fenstertisch im Bolero Café und wartete auf mich.
    »Lass uns nach hinten gehen, am Fenster wird mir immer kalt.«
    Sam zog die Brauen hoch, nahm aber ihre Tüten und ihren Mantel und folgte mir.
    Seit der Besitzer gewechselt hatte, war ich nicht mehr hier gewesen. Früher hatte der Laden Green Kitchen geheißen und war ein vegetarisches Restaurant mit biologischen Produkten aus der Region gewesen, zu dem hinten noch ein kleines Café gehörte. Es hatte sich eine ganze Weile halten können, doch immer wenn die Studenten in den langen Sommerferien wegfuhren, kamen nicht mehr genügend Gäste. Kurz nach Weihnachten eröffnete es unter dem Namen Bolero neu und lief nun mit seinem Seniorenangebot (Tee und Rosinenbrötchen für ein Pfund) bedeutend besser.
    »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!«, sagte ich schließlich und drückte Sam einen Kuss auf die Wange. »Wie geht es dir?«
    »Mir geht es gut, danke«, antwortete Sam. Sie sah wunderschön aus in dem roten Kaschmirpullover, den ihr ihr neuer Freund geschenkt hatte. Nun – so neu war der Freund auch wieder nicht. Sie hatte ihn am Weihnachtsabend im Cheshire kennengelernt. Doch für mich war er immer noch neu, denn ich hatte sie seit Weihachten erst einmal gesehen.
    »Interessanter ist doch, wie es dir geht?«
    »Interessanter? Was soll das heißen?«, fragte ich. Ich wollte wirklich nicht so kurz nach unserem Wiedersehen damit anfangen.
    »Ich habe dich seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gesehen«, sagte sie. »Ich habe mir Sorgen gemacht.«
    Genau in dem Moment tauchte die Bedienung auf, eine willkommene Ablenkung. Ich bestellte einen großen Tee und eine Scheibe Vollkorntoast. Sam orderte einen Latte und ein Sandwich mit Pickle, Käse und Salat.
    »Wie läuft’s mit Simon?«, fragte ich.
    Dieses Thema füllte die nächste halbe Stunde. Sam war immer noch ganz erfüllt von dem neuen Mann, von ihrer gemeinsamen Zukunft. Vielleicht würden sie heiraten, wenn er das nächste Mal Heimaturlaub hatte – das volle Programm.
    »Und was ist mit dir?«, sagte sie schließlich und trank ihren Kaffee aus. »Wie läuft’s mit Lee?«
    »Oh, gut«, sagte ich. »Sehr gut.«
    »Er hat dir also noch keinen Antrag gemacht oder sonst irgendwas Dramatisches

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