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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
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Einzige, die mir noch geblieben war.
    Als wir draußen in der Kälte standen, umarmte sie mich so fest, dass es wehtat. Sie legte ihre Arme um mich, drückte mich und knuddelte mich, als wollte sie mir ein wenig Wärme schenken.
    »Herrgott, du bist dünn geworden!«, sagte sie.
    »Ich weiß«, sagte ich. »Ist das nicht toll?«
    Sie sah mich forschend an. »Bist du ganz sicher, dass alles in Ordnung ist? Ich glaube nämlich, dass etwas nicht stimmt.«
    »Sam, es ist alles in Ordnung.«
    Aber versprechen konnte ich es ihr nicht. Sollte ich es ihr versprechen müssen, würde ich zusammenbrechen. Dann würde ich endgültig die Kontrolle verlieren. Die eine oder andere Notlüge ist erlaubt, aber ein Versprechen nehme ich nie auf die leichte Schulter.
    »Bist du dir sicher?«
    »Ja, da bin ich mir sicher.«
    Sie drückte mich erneut, nur an der falschen Stelle. Ich bemühte mich, nicht zusammenzuzucken, doch es schmerzte. Mein ganzer Körper schmerzte.
    »Du weißt ja, wo du mich findest, falls du mich brauchen soll test«, sagte sie.
    Ich nickte, dann eilte sie den Hügel hinauf zum College, an dem sie arbeitete. Ich fragte mich, ob sie ahnte, was los war. Sie wusste, dass irgendwas nicht stimmte, konnte es aber nicht benennen.
    Ich schon, konnte es aber nicht aussprechen.
    Ich sah mich einen Augenblick auf dem Marktplatz um, nur für den Fall, dass er da war, doch ich konnte ihn nirgendwo entdecken. Was nicht hieß, dass er nicht doch in der Nähe war. Manchmal war er es, manchmal auch nicht. Ich konnte den Unterschied nicht mehr erkennen. Ich hatte einfach nur das Gefühl, ständig beobachtet zu werden, rund um die Uhr. Manchmal machte es das leichter, sicherer. Ich beging dann weniger Fehler.
    Auf dem Rückweg zum Büro zählte ich meine Schritte: vierhundertvierundzwanzig. Das war schon mal ein gutes Zeichen.
    Dienstag, 12. Februar 2008
    Es war noch nicht richtig dunkel, als ich an diesem Abend nach Hause ging. Auch morgens wurde es jetzt früher hell, und aus jedem freien Fleckchen Erde sprossen Krokusse hervor.
    Ich frönte meinem Laster für umständliche Heimwege, genoss es, dass es noch nicht so dunkel war, und überlegte, was ich zum Abendessen kochen würde.
    Als ich die Talbot Street erreichte, war es dunkel und kälter geworden. Ich ging durch die schmale Straße hinter dem Haus, sah zu meiner Wohnung, dem Balkon und den Vorhängen hinauf. Ich musterte das offene Gartentor und das dichte Gras dahinter.
    Die Vorhänge hingen genau so da, wie ich sie zurückgelassen hatte. Ich starrte auf die schwach leuchtende gelbe Fensteröffnung und versuchte, in den Raum dahinter zu schauen.
    Alles wirkte perfekt, so wie ich es verlassen hatte.
    Ich ging bis ans Ende der Gasse, bog um die Ecke und eilte zur Straße zurück. Als ich aus der Dunkelheit trat, lief auf der anderen Straßenseite jemand an mir vorbei und entfernte sich vom Haus. Irgendetwas an dieser Person ließ mich stehen bleiben, und ich duckte mich in den Schatten.
    Es war Lee.
    So wie es immer Lee war, wenn ich einen kräftigen blonden Mann mit breiten Schultern und einem forschen Gang sah. Ich atmete tief durch und zwang mich, genau in dem Moment hinzusehen, als der Mann am Ende der Straße in die High Street einbog. Zu spät, um mir ein genaueres Bild machen zu können. Er ist es nicht, sagte ich mir. Dein Verstand spielt dir mal wieder einen Streich. Er ist es nicht, niemals! Das ist nur Einbildung.
    Ich ging die Talbot Street zurück zum Haus und versuchte, dieses ungute Gefühl abzuschütteln, wieder so zu sein wie kurz zuvor und mich auf das Essen, eine Dusche, einen Film oder sonst was im Fernsehen zu freuen. Darauf, Stuarts Schritte auf der Treppe zu hören und dann schlafen zu gehen.
    Ich betrat das Haus, schloss die Tür hinter mir und kontrollierte sie, fuhr mit den Fingern über die Kanten, spürte, dass sie dicht am Türrahmen lagen. Ich kontrollierte, ob das Schloss richtig eingeschnappt war, prüfte den Türknauf, eins, zwei, drei, vier, fünf Mal. Dann kontrollierte ich ihn erneut, drehte ihn.
    Ich hatte alles kontrolliert und wartete. Irgendwas stimmte nicht. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht. Ich fing erneut mit der Kontrolle an, begann noch einmal ganz von vorn, prüfte die Tür, kontrollierte das Schloss.
    Was stimmte bloß nicht? Was war los?
    An der Tür konnte es nicht liegen …
    Ich starrte sie einen Augenblick an und lauschte, alle meine Sinne waren hellwach. Dann drehte ich langsam den Knauf.
    Ich drehte mich zur Tür von

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