Wohin du auch fliehst - Thriller
sollen, doch noch konnte ich mich nicht von der Stelle rühren.
»Die Tür …«, sagte sie. Ihre Stimme war schwach.
»Ist schon in Ordnung, Mrs Mackenzie. Ich lasse den Rettungsdienst herein. Machen Sie sich keine Sorgen.«
»Die Tür – sie war … sie war … Ich habe … rausgeschaut …«
Die Sirene verstummte direkt vor der Haustür.
»Ich bin gleich wieder da, Mrs Mackenzie …« Ich rannte zur Eingangstür, meine Hände zitterten.
Grüne Uniformen. Ein großer Mann und eine kleine Frau.
»Hier entlang. Sie liegt auf dem Boden.«
Ich trat beiseite und ließ sie ihre Arbeit tun.
»Wissen Sie, was passiert ist?« Die Sanitäterin wirkte sehr jung, war kleiner als ich und hatte kurze dunkle Haare.
»Nein, ich habe sie so gefunden. Sie muss gestürzt sein oder so etwas. Ich wohne über ihr. Normalerweise kommt sie heraus und begrüßt mich, ich höre immer ihren Fernseher. Es kam mir seltsam vor, dass sie nicht herauskam, also habe ich an ihre Tür geklopft …«
Mir war klar, dass ich wie irre vor mich hinplapperte.
»Alles klar, versuchen Sie sich zu beruhigen«, sagte sie. »Sie kommt durch, wir kümmern uns um sie. Sie zittern ja. Ist Ihnen schwindelig?«
»Nein, nein, es geht schon. Passen Sie gut auf sie auf.«
Als sie Mrs Mackenzie hinaus zum Krankenwagen brachten, beruhigte ich mich langsam wieder. Ich stand in der Tür und sah zu, wie sie den Wagen, die Trage oder wie man das nennt, hinten in den Krankenwagen schoben.
Ich hörte, wie jemand den Bürgersteig entlangrannte, und erkannte Stuart, der keuchend auf das Haus zueilte. »Cathy – oh Gott, ich dachte …« Er war völlig außer Atem, beugte sich vor und stützte sich auf den Oberschenkeln ab. »Ich habe den Krankenwagen gesehen und dachte …«
»Es ist Mrs Mackenzie. Als ich reinkam, ist mir plötzlich aufgefallen, dass ihr Fernseher aus war. Ihre Tür war offen, also bin ich reingegangen und habe sie auf dem Küchenboden gefunden.«
»Wie ist ihr Zustand?«
Ich hörte, wie die Türen des Krankenwagens geschlossen wurden. »Sie hatte Blut am Kopf. Sie muss ihn sich irgendwo angeschlagen haben.«
Endlich fuhr der Krankenwagen die Talbot Street hinauf.
»Komm!«, sagte Stuart, »lass uns reingehen.«
Er ließ zu, dass ich die Tür überprüfte, während er in Mrs Mackenzies Wohnung ging und das Licht ausmachte. Als er damit fertig war, stand ich schon in der Tür und wartete auf ihn.
»Was machst du da?«
»Ich suche nach einem Schlüssel. Keine Sorge, ich habe ihn gefunden.«
Er schloss die Wohnung hinter uns ab und steckte den Schlüssel in seine Tasche.
»Hat sie Familie? Freunde?«
»Ich habe nie jemanden gesehen.«
Wir blieben beide im ersten Stock stehen. »Kommst du noch mit rauf auf ’nen Drink?«, fragte er.
»Gut.«
Während er unter die Dusche ging, machte ich in Stuarts Küche Tee.
Nervös drehte ich die Tasse in meinen Händen. Ich musste an Mrs Mackenzie denken, daran, wie sie auf dem Boden gele gen und versucht hatte, mir irgendwas zu sagen. Die Tür … irgendwas mit der Tür.
Sie musste irgendwas vor der Tür gesehen haben.
Ich überlegte, ob es wohl dasselbe gewesen war, das ich gesehen hatte: eine Gestalt, die dunklen Umrisse eines Mannes. Ich konnte mich noch genau an die Gestalt erinnern, die weggelaufen war und wie Lee ausgesehen hatte. Hatte er bei mir geklingelt? Hatte sie ihn an meiner Tür gesehen und sich erschreckt?
»Mach dir keine Sorgen«, sagte Stuart, als er in die Küche kam. »Sie wird bestimmt durchkommen. Wenn du willst, können wir sie morgen besuchen.«
Er dampfte und roch nach Duschgel, er trug ein T-Shirt und eine Jeans. Sein Anblick verscheuchte alle Gedanken an finstere Gestalten. Immer, wenn ich in den vergangenen Wochen geglaubt hatte, Lee gesehen zu haben, hatte sich das als reine Einbildung entpuppt. Warum sollte er es ausgerechnet jetzt gewesen sein?
Ich reichte ihm eine Tasse Tee. Er war fast kalt. Ich hätte ihn so niemals trinken können.
»Danke.« Er setzte sich mir gegenüber, und noch bevor ich Zeit hatte wegzusehen, hypnotisierte er mich mit seinem Blick.
»Ich fahre am Donnerstag nach Aberdeen«, sagte er schließlich.
»Um deine Verwandten zu besuchen?«
Stuart nickte. »Dad hat Geburtstag. Normalerweise fahre ich um diese Jahreszeit immer hin.« Vorsichtig stellte er seine Tasse auf den Tisch. »Ich wollte dich fragen, ob du mitkommen willst.«
Mir wurde plötzlich heiß.
»Aber vermutlich kommt das ein wenig zu kurzfristig.«
»Ja, ich denke
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