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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
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angeheuert – sie überredet, mit uns zusammenzuarbei ten. Sie sollte uns Informationen liefern, damit wir ihn schnappen konnten.«
    Er starrte auf seine Handknöchel, die Wunden, bewegte die Finger und lächelte. »Sie war die schönste Frau, die ich je gesehen hatte. Ich sollte nur mit ihr arbeiten, stattdessen vögelte ich sie und verliebte mich. Niemand wusste davon, alle dachten, ich täte nur, wofür ich bezahlt wurde, doch nach dem ersten Mal hatte ich mich nicht mehr unter Kontrolle. Ich wollte kündigen, ihr ein Haus kaufen, meilenweit entfernt, irgendwo, wo sie vor ihrem beschissenen Mann sicher war.«
    »Und was ist dann passiert?«, flüsterte ich.
    Er sah mich an, als hätte er meine Anwesenheit ganz vergessen. Er bewegte erneut seine Finger, ballte die Faust und blickte auf seine weiß gewordenen Knöchel. »Sie hat mich nicht nur gefickt, sondern auch reingelegt. Die ganze Zeit über steckte sie mir, was er vorhatte. Doch er sagte ihr, was sie sagen sollte.«
    Er lehnte den Kopf an die Wand und ließ ihn laut seufzend noch einmal gegen die Ziegel knallen. Und noch einmal. »Ich kann nicht glauben, dass ich dermaßen dumm war. Ich fiel auf alles rein, was sie sagte.«
    »Vielleicht hatte sie zu große Angst vor ihrem Mann«, sagte ich.
    »Nun, dann war das ihre Schuld, oder?«
    Ich dachte darüber nach. »Was ist mit ihr passiert?«
    »Es gab einen bewaffneten Raubüberfall, genau so einen, auf den wir gewartet hatten. Nur dass wir am falschen Ort darauf warteten. Wir saßen da wie die Idioten und warteten, während ein anderer Juwelier Ware im Wert von einer Viertelmillion Pfund verlor und einer Verkäuferin mit einem Baseballschläger der Schädel zertrümmert wurde. Genau in dem Moment, als ich mich fragte, was verdammt noch mal schiefgelaufen war, erhielt ich von Naomi eine Nachricht. Sie wollte sich mit mir treffen. Ich fuhr zu unserem üblichen Treffpunkt und öffnete die Tür ihres Wagens. Darin saß ein alter Mann. Er lachte sich halb tot darüber. Ich hätte ihm sehr geholfen, sagte er. Sie hatten mich beide total verarscht.«
    Er zog die Knie an und legte seine verletzte Hand darauf, sämtliche Anspannung war von ihm abgefallen.
    »Eine Woche später hat sie mich angerufen. Sie weinte, sagte, er habe sie unter Druck gesetzt, erzählte, wie verängstigt sie sei, und wollte wissen, ob ich es ernst gemeint hätte, als ich ihr versprach, sie vor ihm zu retten. Ich sagte ihr, sie solle ihre Sachen packen und zu unserem üblichen Treffpunkt kommen.«
    »Hast du ihr bei der Flucht geholfen?«
    Er lachte. »Nein. Ich habe ihr die Kehle durchgeschnitten und sie in einen Graben geworfen. Niemand hat sie je als vermisst gemeldet. Niemand hat je nach ihr gesucht.«
    Er stand auf, streckte sich, als hätte er mir soeben eine Gutenachtgeschichte erzählt, öffnete die Tür und ließ mich allein. Er löschte das Licht, woraufhin der Raum in Dunkelheit versank.

    Samstag, 5. April 2008
    Heute hatte ich wieder das Gefühl, ihn gesehen zu haben.
    Am Ende war ich fast erleichtert.
    Stuart hatte bis spät Dienst gehabt, also ließ ich ihn schlafen und ging zum Shoppen auf die High Street. Das vertraute Gefühl, beobachtet zu werden, begann im Coop, nur dass es diesmal viel stärker war als sonst. Im Geschäft war ziemlich viel los, in jedem Gang wimmelte es von Leuten, und überall sah ich Gesichter, die mir bekannt vorkamen, Leute, die ich schon einmal gesehen zu haben glaubte.
    Als ich hinter drei anderen Personen an der Kasse stand, wurde das Gefühl stärker. Ich sah auf. Er stand beim Obst und Gemüse auf der anderen Seite des Ladens und starrte mich an. Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass er es war, auch wenn er irgendwie anders aussah; zuerst konnte ich es mir nicht erklären.
    Ich sagte mir, dass alles okay sei. Ich machte meine Atemübungen an der Kasse, atmete tief und regelmäßig ein und konzentrierte mich ganz darauf, obwohl ich am liebsten schreiend davongelaufen wäre.
    Das ist nicht real, sagte ich mir. Das gehört zur Zwangsstörung. Das ist deine blühende Fantasie. Er ist nicht wirklich da. Es ist wieder nur irgendein Mann, der ein bisschen so aussieht wie er. Das weißt du doch alles. Er ist nicht hier.
    Als ich wieder hinsah, war er verschwunden.
    Ich ging mit meinen Einkaufstüten nach Hause, kontrollierte immer wieder, ob ich ihn irgendwo sehen konnte – in Geschäftseingängen, am Steuer eines Autos oder hinter mir, während er die Straße überquerte. Das waren alles Orte, an denen

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