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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
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weiß er überhaupt, dass Sie in London sind? Weiß er, wo Sie arbeiten?«
    »Ich hoffe nicht.«
    »Das Problem ist, dass er keinerlei Bewährungsauflagen hat. Das heißt, dass er im Grunde tun und lassen kann, was er will, und nicht überwacht wird. Meine Kollegen in Lancaster können ihn ab und an kontrollieren, aber wenn er nichts angestellt hat, können sie ihn auch nicht unbefugt schikanieren.«
    »Er hätte mich fast umgebracht«, sagte ich, und meine Stimme klang wie von ganz weit her.
    Sandra Lloyd hatte eine Stimme, die vermuten ließ, dass sie meist sehr verständnisvoll war. »Ja, aber das ist schon lange her. Es kann doch sein, dass er sich geändert hat. Ich werde Lancaster trotzdem bitten, ab und zu ein Auge auf ihn zu haben. Machen Sie sich bitte keine allzu großen Sorgen.«
    »Ja, danke«, sagte ich matt.
    Das überraschte mich nicht. Sie hatten mir das letzte Mal auch nicht geglaubt, warum sollten sie mir also jetzt glauben?
    Wenn er es nicht war und ich wirklich erstaunlich real anmutende Wahnvorstellungen hatte, musste ich lernen, damit umzugehen, bis sich mein Zustand wieder verbesserte. War er es doch, konnte ich allein bestimmt nicht beweisen, dass er brav in Lancaster war.
    Ich war also gezwungen abzuwarten, bis er seine Karten auf den Tisch legte. Und dann musste ich vorbereitet sein.
    Als ich wieder ins Büro kam, hatte Caroline bereits ihre Jacke an.
    »Komm, wir verschwinden!«, sagte sie.
    »Ach ja?«, erwiderte ich. Meine Kopfschmerzen waren so heftig, dass ich mich kaum noch konzentrieren konnte.
    »Ja. Wir müssen hier raus, komm.«
    Wir verließen das Gebäude durch den Haupteingang und gingen um die Ecke in den Pub, der direkt ans Gewerbegebiet grenzte. Er war voller Büroangestellter, die etwas tranken, doch hinten bei der Küche fanden wir einen freien Tisch. Es war dunkel hier.
    Caroline stellte unsere Getränke auf den Tisch. »Du siehst total fertig aus«, sagte sie.
    Ich lachte. »Lass uns darauf trinken.«
    »Im Ernst, was ist los?«, fragte sie.
    Ich sah sie an, meine Freundin, die einzige Freundin, die ich außer Stuart in London hatte.
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Ich habe Zeit.«
    Ich atmete tief durch. Das fiel mir so schwer. Es war noch nie leicht, diese Geschichte zu erzählen. Ich spürte die Tränen, die Müdigkeit, meine Erschöpfung und kämpfte dagegen an. Ich wollte nicht umkippen, nicht hier.
    »Vor vier Jahren hat mich der Mann, mit dem ich damals zusammen war, angegriffen und beinahe umgebracht. Er wurde verhaftet und nach langen Ermittlungen und Verhandlungen zu drei Jahren Haft verurteilt.«
    »Mein Gott, du armes Ding. Du armes, armes Ding!«, sagte sie.
    »Ich bin nach London gezogen, weil ich wusste, dass er bald wieder auf freiem Fuß sein und mich suchen würde. Darum bin ich hier.«
    »Du warst also vorher in Lancaster?«
    »Ja. Ich wollte so weit wie möglich von ihm weg, falls er nach mir suchen sollte.«
    Caroline sah beunruhigt aus.
    »Und, glaubst du, dass er das tun wird?«
    Ich dachte genau nach. Warum den Horror beschönigen, wenn er doch eine Tatsache war. »Ja, das glaube ich.«
    Caroline stöhnte. »Er müsste also bald draußen sein.«
    »Er ist schon draußen. Er wurde an Weihnachten entlassen.«
    »Oh, mein Gott. Kein Wunder, dass du so blass bist. Du musst ja schreckliche Angst haben.«
    Ich nickte. Wieder war ich den Tränen nahe, aber wozu sollten die gut sein? Ich wollte einfach nur nach Hause zu Stuart.
    »Dieser Mann, Mr Newell.«
    »Ja.«
    »Er sah aus wie er. Ich dachte, er wäre es. Deshalb habe ich so seltsam gewirkt. Du sagtest, ich habe ausgesehen, als hätte ich ein Gespenst gesehen. Das Gefühl hatte ich tatsächlich.«
    Ich sah sie an, und sie wirkte so warmherzig und mütterlich mit ihren glänzend roten, perfekt frisierten Haaren und in ihrem perfekten Kostüm. Sie hatte Tränen in den Augen. »Du armes Ding.«
    Sie umarmte mich und hielt mich lange fest. Ich spürte schon, wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Aber ich wollte erst weinen, wenn ich alleine war.
    »Warum hast du mir nie davon erzählt?«, sagte sie leise. Das war kein Vorwurf – sie wollte helfen.
    »Ich tue mich schwer damit, anderen zu vertrauen«, sagte ich.
    Als ich endlich nach Hause kam, kontrollierte ich die Tür zwei Mal. Sie war zu und fest geschlossen, auch meine Wohnungstür schien in Ordnung zu sein, war sie aber nicht. Ich musste noch einmal nachkontrollieren. Nicht aus einem Zwang heraus, sondern aus Selbstschutz.
    Als ich damit

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