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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
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gewesen und hat bei verdeckten Ermittlungen mitgewirkt. Davor wiederum war er beim Militär, wo und wann, hat er mir nie erzählt. Er hatte ein einwandfreies Führungszeugnis. Als man meine Aussage prüfte, hatte er mich beschuldigt, ihn gestalkt und ihm das Leben zur Hölle gemacht zu haben. Er sagte aus, ich hätte ihm leidgetan, und deshalb hätte er mich nicht angezeigt. Solchen Mist eben.«
    Stuart schüttelte langsam den Kopf. »Das – aber was war mit deinen Verletzungen?«
    Ich zuckte die Achseln. »Er sagte, dass ich mir die Verletzungen in seiner Abwesenheit zum Großteil selbst zugefügt hätte. Er gab nur zu, mich zu meiner eigenen Sicherheit eingesperrt und manches falsch gehandhabt zu haben. Aber auch das nur, weil ihm etwas an mir lag und er nicht wollte, dass ich Probleme bekam. Er sagte, ich müsse mir die Nase gebrochen haben, als ich ihm einen Kopfstoß versetzen wollte. Das war keine sehr logische Erklärung, genügte aber, um Zweifel zu schüren.«
    »Und Sylvia hat seine Version bestätigt?«
    »Ganz genau. Bevor ich die Möglichkeit hatte, meine Version der Dinge zu schildern, wurde ich eingewiesen. Niemand hat je erfahren, was wirklich passiert ist. Mich hat man nie angehört.«
    »Hat denn niemand ein medizinisches Gutachten erstellt?«
    »Nur der reizende Psychiater. Und der hat ausgesagt, dass ich nicht kommen könne, weil man mich zu meiner eigenen Sicherheit weggesperrt habe. Ich sei in einer geschlossenen Anstalt, weil ich einen Nervenzusammenbruch erlitten hätte.«
    »Ich meine körperlich, nicht psychisch. Herrgott, du warst doch verletzt …«
    »Als man mich ins Krankenhaus brachte, wog ich einundvierzig Kilo und hatte aufgrund der hundertzwanzig Schnittwunden an Armen, Beinen und Körper und der einsetzenden Fehlgeburt schätzungsweise zwei Liter Blut verloren.«
    Er schüttelte langsam den Kopf, ohne mich einen Moment aus den Augen zu lassen. »Wie konnte man nur davon ausgehen, dass du dich selbst verletzt hast?«
    Ich zuckte die Achseln. »Als er mit dem Messer fertig war, hat er es abgewaschen und mir in die Hand gedrückt. Er hatte keinen Schnitt so platziert, als dass ich ihn mir nicht selbst hätte zufügen können. Am Ende hat er nur gestanden, mir aus reiner Notwehr die Verletzungen im Gesicht beigebracht zu haben, weil ich mit dem Messer auf ihn losgegangen sei. Ach, und er hat zugegeben, dass wir gern ›harten Sex‹ hatten, wie er es nannte, bevor ich ausgerastet sei und ihn angegriffen hätte.«
    »Jeder, der sich nur ein bisschen mit Selbstverletzungen auskennt, hätte doch wissen müssen, dass du dich unmöglich selbst verletzt haben kannst. Niemand verletzt sich auf diese Art und Weise. Das macht keiner.«
    Ich streckte die Hand aus, griff nach der Flasche, setzte mich im Schneidersitz aufs Bett und nahm einen Schluck. Das war schlimmer als gedacht.
    »Ich weiß, das klingt lächerlich. Ich habe mir das alles immer wieder durch den Kopf gehen lassen – wie unfair das war, wie man mir das nur hatte antun können. Doch es half nichts. Genau genommen stand Aussage gegen Aussage. Und er war da, in seinem schicken Anzug, hatte seinen Anwalt dabei, sprach ihre Sprache, erzählte, wie schief das Ganze gelaufen sei und wie leid es ihm tue. Ich dagegen saß in einer geschlossenen Anstalt und hatte einen Nervenzusammenbruch. Wem sollten sie glauben? Es ist schon ein Wunder, dass sie ihn überhaupt belangt haben. Dass er keine Tapferkeitsmedaille bekam.«
    Trotz der wohlig warmen Nachwirkungen von mehr als einer halben Flasche Wein hatte ich gesehen, dass es ihm reichte. Und zwar an seinem Blick – derselbe wie zuvor bei Caroline. Es stand keine Ungläubigkeit darin, zum Glück, nur pures Entsetzen.
    Ich wusste, dass es vorerst genug war, und ich ihm den Rest nicht erzählen konnte. Ich konnte ihm nicht erzählen, dass ich Lee heute gesehen hatte. Die Schauergeschichten, die er in der Arbeit zu hören bekam, durften ihn nicht auch noch bis nach Hause verfolgen. »Hör zu!«, sagte ich und stellte die Flasche zurück auf den Tisch. »Es geht mir besser, sieh mich an, Stuart!«
    Er sah mich an.
    Selbst im Halbdunkel sah man meine Narben, sie bedeckten meinen ganzen Körper.
    »Ich blute nicht. Es tut nichts mehr weh, es ist vorbei, oder? Was passiert ist, lässt sich nicht ändern, aber wir können bestimmen, was von nun an passieren wird. Du hast mir so viel über Heilung beigebracht. Jetzt wird alles gut.«
    Er streckte seine Hand aus und fuhr mit dem Finger über meinen

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