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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
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raus aus der öden Provinz und nach London. Für mich stand schon immer fest, dass sie nach London gehörte. Sie war viel zu temperamentvoll und frech für ein Nest wie Lancaster, ihr blondes Haar und ihre schrillen Outfits standen in einem krassen Gegensatz zu Sandstein und Beton.
    »Du siehst aus, als hättest du Neuigkeiten«, sagte ich. Sylvia zappelte auf ihrem Stuhl herum, es war so gar nicht ihre Art, als Erste da zu sein.
    »Noch nicht«, sagte Sylvia schelmisch. »Aber was habe ich da von einem neuen Mann gehört? Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass du mit einem Mann im Anzug essen warst.«
    Das Vögelchen war bestimmt Maggie, Sylvias Mitbewohnerin, die an ihrer Doktorarbeit saß.
    Ich spürte, wie das Lächeln auf meine Lippen zurückkehrte.
    »Und?«
    »Mist, ich kann anscheinend gar nichts vor dir verbergen, was?«
    Sylvia quietschte entzückt auf. »Wusst ich’s doch! Wie heißt er, wo bist du ihm begegnet, wie ist er im Bett?«
    »Mein Gott, du bist schrecklich.«
    »Du willst es mir doch sowieso erzählen.«
    Ich nahm ein paar Schlucke von meinem Tee, während Sylvia unruhig auf ihrem Stuhl hin und her rutschte.
    »Er heißt Lee, ich habe ihn im River getroffen, und das geht dich nicht das Geringste an.«
    »Und ist er absolut umwerfend?«
    Ich zog mein Handy hervor und klickte mich bis zu dem Foto durch, das ich von ihm gemacht hatte. Übrigens das einzige, das ich von ihm hatte. Er war gerade frisch aus der Du sche gekommen, nur in ein weißes Badehandtuch gehüllt, mit feuchten Haaren und langsam verheilenden Schrammen auf Gesicht und Körper. Ein lüsterner Ausdruck lag in seinen Augen.
    »Mann, Catherine, der sieht ja ziemlich gut aus. Warum ist der mir nicht eher aufgefallen?«
    Dein Pech!, dachte ich selbstzufrieden.
    Eine schmale Falte bildete sich zwischen Sylvias perfekt gezupften Brauen. »Und wo kommen die ganzen Schrammen her? Macht er Kampfsport oder ist er Stuntman?«
    »Das weiß ich genauso wenig wie du. Er ist diesbezüglich ein ziemlicher Geheimniskrämer.«
    Das machte Sylvia erst recht neugierig. »Ach ja? Inwiefern?«
    »Ich habe keine Ahnung, was er macht. Er stand eines Nachts vor meiner Haustür und sah aus, als wäre er in eine Schlägerei verwickelt worden und dann auf dem Weg nach Hause aus dem Auto gesprungen. Er wollte mir nicht sagen, was passiert war.«
    »War er betrunken?«
    »Nein.«
    »Oh, mein Gott, dann ist er ein Gangster.«
    Ich musste lachen. »Das glaube ich nicht.«
    »Ein Drogendealer?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Warum sagt er dir dann nicht, was passiert ist?«
    »Ich habe keine Ahnung. Aber ich vertraue ihm.«
    »Du vertraust jemandem, der in eine Schlägerei verwickelt wurde und dir dann nicht erzählt, was passiert ist?«
    »Er sagt mir in allem anderen die Wahrheit.«
    »Ach ja? Und woher weißt du das?«
    Sylvia hatte völlig recht. Alles, was ich wusste, war, dass er unregelmäßige Arbeitszeiten hatte und oft tagelang unterwegs war. Ich hatte noch keinen seiner Freunde, geschweige denn seine Familie kennengelernt – gelinde gesagt war es praktisch, dass sie alle in Cornwall wohnten. Ich war noch nicht mal in seiner Wohnung gewesen.
    »Wenn du ihm begegnet wärst, würdest du ihm auch vertrauen. Seine Augen sagen alles.«
    Sie bog sich vor Lachen und versetzte mir unter dem Tisch einen Tritt. »Reiß dich zusammen!« Sie schwenkte den restlichen Kaffee in ihrer Tasse und sah mich übertrieben flehentlich an. »Na, dann ist es wohl an der Zeit, dass ich ihn kennenlerne. Bring ihn doch mit zu meiner Abschiedsparty.«
    »Was für eine Abschiedsparty?«
    Die Begeisterung darüber, dass es ihr gelungen war, die Neuigkeit so lange für sich zu behalten, stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sylvias Augen funkelten vor Freude.
    »Ich habe einen Job beim Daily Mail. Im Januar fange ich an.«
    »Hör auf, das gibt’s doch nicht!«
    »Doch. Ich verlasse dieses Nest. Endlich.«
    Ich war aufrichtig begeistert und umarmte sie. Sylvia kreischte und hüpfte auf und ab. Die anderen Gäste des Paradise Cafés , ein älteres Pärchen und ein paar Studenten, lächelten uns gutmütig zu.
    Das war’s also!, dachte ich. Ich versaure hier in Lancaster, während meine ältesten Freunde in die weite Welt hinausziehen. Wäre Lee nicht gewesen, hätte auch ich nach einer Fluchtmöglichkeit gesucht.
    »Also, was ist mit der Party?«

    Montag, 26. November 2007
    Als ich nach Hause kam, lag Post unten auf dem Tisch im Flur. Außer den üblichen Rechnungen befand sich

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