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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haynes Elizabeth
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körperlich einfach nicht mehr schaffte. Ich hielt die Angst eine Weile in Schach, indem ich mir einen heißen Tee machte. Zitternd saß ich auf der Couch, umklammerte meine heiße Teetasse und wusste, was jetzt kommen würde, versuchte es aber abzuwenden. Um diese frühe Uhrzeit lief nichts Sehenswertes im Fernsehen, trotzdem sah ich mir mit brennenden Augen die Wiederholung einer Quizshow an. Die wunde Haut an meinem Körper spannte. Der Klang der Stimmen im Fernsehen wirkte erstaunlich beruhigend auf mich. Vielleicht erfüllte das ja seinen Zweck.
    Irgendwann zitterte ich nicht mehr. Müdigkeit überkam mich, und ich nickte für eine Weile ein. Das Nächste, was ich mitbekam, war das Heulen von Sirenen. Es riss mich aus dem Schlaf.
    Die Quizshow war vorbei, jetzt lief eine dieser endlosen Krimiserien. Immer wieder heulten Sirenen auf. Das ist nur im Fernsehen, sagte ich mir, doch da war es bereits zu spät. Irgendwie fand ich die Fernbedienung und drückte die Ausschalttaste.
    Ich rollte mich in einer Ecke des Sofas zusammen, versuchte nicht zu laut zu atmen und auf die Geräusche in der Wohnung zu lauschen. Ich zitterte wie verrückt und hatte von Kopf bis Fuß Gänsehaut.
    Hatte ich nur von ihm geträumt, oder war er tatsächlich hier? Ich sah nur noch ihn: sein Gewicht auf mir, das mich niederdrückte. Ich musste an die Handschellen denken, die mir einmal die Haut an meinen Handgelenken aufgescheuert, sich in mein geschwollenes Fleisch gedrückt hatten. An seinen Geruch, den abgestandenen Alkohol, den er mir einhauchte.
    Das ist nicht wahr. Er ist nicht wirklich hier …
    Als ich erneut die Augen öffnete, glaubte ich, Robins Gesicht vor mir zu sehen. Bestimmt hatte er sich irgendwo hier versteckt und wartete nur darauf, dass ich wieder einschlief.
    Als das Zittern endlich aufhörte und die Tränen versiegten, war es bereits helllichter Tag. Ich fühlte mich zerschlagen, völlig erschöpft und hatte panische Angst davor, wieder einzuschlafen. Ich zwang mich, aufzustehen und mich zu strecken. Der Drang, alles erneut zu kontrollieren, war groß, aber ich war zu müde dafür und fühlte mich wie gelähmt. Ich konnte mich kaum bewegen.
    Ich stolperte in die Küche und zitterte nun eher vor Kälte als aufgrund von Panik. Ich drehte die Heizung hoch und setzte den Wasserkessel auf.
    Der Garten unter meinem Küchenfenster war kahl und grau, nur der Rasen bildete einen kleinen Farbfleck. Die Bäume trugen keine Blätter mehr, sie lagen braun und faulig auf einem Haufen an der Gartenmauer. Der Wind fuhr durch die Baumwipfel; hätte ich sie hören können, wäre das ein rasselndes Seufzen gewesen. Der Kessel pfiff in die Stille hinein, meine Augen fühlten sich trocken und wund an, so als könnten sie nie wieder auch nur eine Träne vergießen. Draußen sah es kalt aus. Ich gähnte.
    Dann nahm ich den Tee mit in mein Schlafzimmer, zog die Vorhänge auf, damit ich die sich im Wind wiegenden Baumwipfel sehen konnte, und legte mich hin.
    Ich sah den tanzenden Zweigen zu und den grauen Wolken, die dahinter vorbeijagten. Während ich so wund und erbärmlich unter meiner Bettdecke lag, schienen mir die Baumwipfel zuzuwinken.
    Ich muss unbedingt überleben.
    Dienstag, 18. November 2003
    Am nächsten Morgen war er bereits gegangen, als der Wecker um sieben klingelte und mich weckte.
    Normalerweise wurde ich nur durch eine Dusche richtig wach, also schlüpfte ich aus der kuscheligen Wärme meines Bettes, noch ganz erfüllt von der wohligen Erinnerung an die letzte Nacht. Doch dann beschlich mich ein Gefühl, als hätte ich ein wenig zu viel getrunken und mich irgendwie danebenbenommen. Dabei hatte ich das gar nicht, ich hatte am Abend zuvor rein gar nichts getrunken und konnte mich noch an jede prickelnde Einzelheit der Sexnacht erinnern. Doch auch wenn ich durch die reinigende Wärme der Dusche, den vertrauten Duft meines Shampoos und der Seife sanft in die Gegenwart zurückgeholt wurde, ließ mich der vergangene Abend nicht los. Was zum Teufel hatte das alles zu bedeuten?
    Ich ging zur Arbeit, kämpfte mich durch ein paar Aufgaben, die mir schon seit einer Weile im Nacken saßen, und versuchte die Müdigkeit − zu wenig Schlaf und zu viel Sex − zu verscheuchen. Als es mir gerade gelungen war, die Gedanken an ihn zu verdrängen, vibrierte mein Handy auf dem Tisch, ich hatte eine SMS bekommen.
    Tut mir leid wegen gestern. Ich hab bestimmt keinen tollen Eindruck hinterlassen. Verzeihst du mir?
    Ich ließ das Handy auf dem

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