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Wohnraum auf Raedern

Wohnraum auf Raedern

Titel: Wohnraum auf Raedern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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floß. Daraufhin begann der geniale Blutsauger so lange von diesem Blut zu lecken und zu schlecken, bis er sich vollgesogen hatte wie eine Zecke.
    Dann stülpte er sich eine Mütze auf, leckte sich die Lippe sauber und begab sich in die Sprechstunde zu Doktor Poroschkow.
    »Was fehlt Ihnen, Bester?« erkundigte sich Porosc h kow bei Pusyrjow.
    »Ich ste... sterbe, Herr Doktor«, antwortete Pusyrjow und griff nach dem Türpfosten.
    »Wie denn das?« wunderte sich der Doktor: »Au s sehen tun Sie prächtig.«
    »Prä...räch...tig? Gott richte Sie für diese Worte!« gab Pusyrjow mit erlöschender Stimme zurück und bekam seitliche Neigung – wie ein Strohhalm.
    »Was spüren Sie denn?«
    »Heu...te früh, ich begann ... Blut spucken ... nun, denk ich, leb ... wohl ... Pu... Pusyrjow ... auf Wiede r sehn im Jenseits ... wirst im Paradiese sein, Pusyrjow ... Leb wohl, sag ich, Marja, mein Weib ... trag deinem Pusyrjow nichts Schlechtes nach!«
    »Blut?« fragte der Arzt ungläubig und begann Pusy r jow den Bauch abzutasten. »Blut? Hm ... Blut sagen Sie? Tut das hier weh?«
    »Aiii!« schrie Pusyrjow und verdrehte die Augen: »Das Testament ..., langt’s noch fürs Testament?«
    »Genosse Phenazetinow«, rief Poroschkow dem Heilgehilfen zu, »reichen Sie die Magensonde, wir m a chen eine Magensaftprobe.«
    »Was für eine Teufelei!« murmelte Poroschkow b e stürzt, als er ins Gefäß schaute. »Blut! Bei Gott, es ist Blut. Sowas seh ich zum erstenmal. Wenn einer äuße r lich so gut beisammen ist ...«
    »Was ist das nur für eine heimtückische Krankheit?« fragte Pusyrjow ermattend.
    »Ja, Sie haben ein ausgewachsenes Magengeschwür. Aber keine Sorge, das kann sich wieder bessern. Erstens bekommen Sie Bettruhe, und zweitens gebe ich Ihnen dazu noch Pülverchen.«
    »Lohnt sich das, Doktor?« fragte Pusyrjow: »Verge u den Sie Ihre ehrbaren Heilmittel nicht ... diese werden den Lebenden zugutekommen ... Pfeifen Sie auf P u syrjow, der steht schon mit einem Fuß im Grab ...«
    – Was für ein selbstloser guter Kerl! So dachte der mitleidige Poroschkow und träufelte Pusyrjow Baldrian ein.
    An seinem wohlgeratenen Magengeschwür verdiente Pusyrjow 18 Rubel und 79 Kopeken, dazu Dispens von der Arbeit und die Pülverchen. Die Pülverchen warf er ins Klosett, und die 18 Rubel 79 verwendete er wie folgt: die 79 Kopeken gab er Marja für den Haushalt, die 18 Rubel versoff er ...
    »Das Geld ist wieder ausgegangen, werte Marja«, sa g te Pusyrjow. »Komm, träufle mir vom Subrowka in die Augen!«
    Am gleichen Tag erschien Pusyrjow mit verbund e nen Augen bei Dr. Kaplin in der Sprechstunde. Zwei Krankenschwestern faßten ihn unter den Armen und führten ihn wie einen Erzbischof. Pusyrjow flennte und sagte: »Leb wohl, leb wohl, du weite Welt. Mein A u genlicht habe ich mir bei der Arbeit an der Werkbank verdorben ...«
    »Weiß der Teufel!« sagte Dr. Kaplin. »Eine so üble Augenentzündung habe ich meiner Lebtage nicht ges e hen. Wo haben Sie die aufgelesen?«
    »Das ist bei mir nur wohl vererbt, lieber Doktor«, schluchzte Pusyrjow.
    Mit seiner Augenentzündung schlug Pusyrjow ganze 22 Rubel sowie eine Brille mit Schildpattfassung heraus. Die Schildpattfassung versetzte Pusyrjow auf dem Trö d lermarkt, die 22 Rubel teilte er folgendermaßen auf: 2 Rubel gab er Marja, nahm ihr aber gleich wieder anderthalb Rubel ab – mit der Erklärung, er würde ihr diese am Abend zurückgeben, und so versoff er die anderthalb zusammen mit den übrigen 20 Rubel.
    Weiß der Himmel, wo der geniale Pusyrjow die fünf Koffeinpulver geklaut hatte, welche er alle auf einmal schluckte, so daß ihm das Herz zu springen anfing wie ein Frosch. Auf einer Tragbahre wurde er in die No t fallstation zu Frau Dr. Mixturina gebracht, und die Doktorin stieß bei seinem Anblick einen Seufzer aus.
    »Mit einem solchen Herzfehler«, sagte die frischg e backene Ärztin Mixturina, »hätte man Sie eigentlich in eine Klinik nach Moskau überführen sollen – dort w ä ren Sie von den Studenten in Stücke gerissen worden. Es ist ein Jammer, daß so ein Herzfehler der Wisse n schaft verloren geht.«
    Als Herzgeschädigter bekam Pusyrjow 48 Rubel und reiste für zwei Wochen nach Kislowodsk. Die 48 Rubel teilte er folgendermaßen auf: acht Rubel gab er Marja, und die übrigen 40 verschwendete er für die Bekann t schaft mit irgendeiner Blondine, welche ihm im Zug auf der Fahrt zu den Mineralquellen untergekommen war.
    »Woran soll ich denn jetzt noch erkranken,

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