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Wolf inside (German Edition)

Wolf inside (German Edition)

Titel: Wolf inside (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Koch
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Auge waren. Ich konnte sein Missfallen über meinen Aufzug förmlich hören. Aber er sagte kein Wort. Brauchte er auch nicht, denn er war Meister der wortlosen Kommunikation. Dann musterte er den Jungen. Der schnitt eindeutig besser ab.
    Ich winkte Sandro zu mir heran und trat zu ihm. „Sir, das ist Alessandro, ein Klient.“
    Der Kleine bekam riesige Kulleraugen, als er das hörte. Ich grinste leicht. Mein Dad war eben vom alten Schlag. Ich hatte ihn mit ‚Sir’ anreden müssen, bis ich zur Policeakademie ging. Und bis heute sprach ich ihn so an, wenn ich ihn sah. Es war mir in Fleisch und Blut übergegangen. Jedenfalls tat ich es die ersten zehn Minuten, dann legte es sich wieder.
    Sandro war nicht dumm. Er legte die Hände an die Hosennaht und sah dem Captain offen ins Gesicht. „Guten Tag, Sir. Ich bin erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen.“
    Dad nickte begeistert, zog den Stummel aus seinem Mund und hielt ihm die Hand hin. Der Kleine hatte Eindruck gemacht, die Hand gab Dad nicht jedem.
    „ Guten Tag, Alessandro. Schön, auch deine Bekanntschaft zu machen.“ An Sandros Gesichtsausdruck konnte ich sehen, dass er ordentlich zupackte.
    Dann erst wandte er sich mir zu. „Shane, wir sollten uns sofort unterhalten, ein Kollege bat darum, sich mit dir zu treffen, er wartet im Arbeitszimmer.“
    Und ohne ein weiteres Wort drehte er sich um, drückte die Zigarre in den Standascher, stapfte die Treppe hoch und verschwand.
    Ich sah ihm nach.
    Das war nicht gut. Das war beunruhigend. Ich kannte meinen Vater. Wenn er so mit der Tür ins Haus fiel, mich gleich in sein Büro zitierte, dann stank etwas gewaltig. Was zum Kuckuck hatte er herausgefunden? Und wer war der Kollege? Einer von den Sonderermittlern? In was für ein Wespennest hatte ich da wieder gestochen?
    „ Lass den Wolf raus, dann kannst du fernsehen. Allerdings haben wir hier kein Kabel, nur Satellit. Geh einfach durch die Tür da, gerade durch ist der Wohnraum, links die Treppe führt nach oben. Die Küche findest du rechts entlang, wenn du Hunger hast, du findest dich schon zurecht. Wenn was ist, das Arbeitszimmer ist die Treppe hoch.“
    Sandro öffnete die hintere Tür des Van. Fiffi saß schon bereit, er sprang heraus und schüttelte sich ausgiebig.
    „ Kann ich nicht hier draußen bleiben, es erinnert mich ein bisschen an zuhause. Außerdem kann Vulto erst mal verschwinden.“
    Ich nickte nur und machte, dass ich zu meinem Vater kam, ich war doch neugierig zu erfahren, was er für mich herausgefunden hatte.

Kaum dass ich sein Arbeitszimmer betrat, erhob sich ein kleines Männchen aus dem schweren Ledersofa, das mitten im Raum stand. Rechts und links davon gab es noch zwei passende Sessel dazu. Die Sitzgruppe erinnerte an eine Herrenclubgarnitur, eine massive Eichenbar, selbst gezimmert, vervollständigte den Eindruck. Nur der große, schwere Schreibtisch, ebenfalls aus Eiche, wies darauf hin, dass hier ein Büro war. Und die moderne Computeranlage, die mein Dad hier stehen hatte.
    „ Hallo, Shane, ich bin Agent Thomas Williams, vom DIPI.“ Mit seiner goldenen Marke fuchtelte er vor meiner Nase herum. Hätte das Männchen sich nicht bewegt, hätte ich ihn glatt übersehen. „Ich bat den Captain, bei diesem Gespräch dabei sein zu dürfen. Ich hoffe, es stört Sie nicht.“
    Er linste mich durch eine riesige Brille an, sah damit fast wie eine kleine Eule aus. Eine Halbglatze aus braunen flaumigen Haarbüscheln verstärkte das noch. Er ging mir knapp bis zur Brust, trug einen braunen, speckig glänzenden Anzug und abgelatschte braune Halbschuhe. Alles an ihm war unscheinbar, fast unsichtbar. Er war der perfekte Agent. Niemand erinnerte sich an ihn, man sah ihn und vergaß ihn. Diese Kleinen, die haben es faustdick hinter den Ohren. Ich war mir sicher, Williams hatte die höchste Aufklärungsquote in seiner Truppe.
    „ DIPI?“ Ich überlegte. So spontan sagte mir diese Abkürzung erstmal gar nichts. Was kein Wunder war, seit ich den Dienst quittiert hatte, schossen neue Abteilungen, Einheiten und Bezeichnungen nur so aus dem Boden. Und für jede gab es eine neue Buchstabenparade. Leicht irritiert sah ich zu meinem Vater rüber. Der stand da, vor den verschlossenen Aktenschränken, die Hände hinter dem Rücken, leicht auf den Fußballen hin und her wippend. Für einen Moment kam ich mir vor wie früher, wenn ich etwas ausgefressen hatte.
    „ Setzt euch erst einmal.“
    Wir gehorchten, auch wenn ich lieber stehen geblieben wäre, die Fahrt war

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