Wolf inside (German Edition)
wollte sie etwas aufscheuchen. Eigentlich hielt er sich für viel zu alt für derlei Spielchen, doch so einen Bach hatten sie auch zu Hause.
Er erinnerte sich. Vor noch nicht einmal acht Wochen hatte er über Charlie gelacht, als der hineingefallen war. Junge, hatte der geplärrt! Und Carol hatte ihm die Schuld dafür gegeben. Ob er sie jemals wieder sehen würde? Wenn sie Victoria nicht fanden, war es ausgeschlossen, dass er auch nur einen kleinen Zeh in die Nähe der kleinen Stadt setzen konnte. Was würde er dann machen?
Er ließ sich seufzend nach hinten in das kurze Gras der Wiese fallen und sah in den blauen Herbsthimmel hoch. Keine Wolke war zu sehen. Hier gefiel es ihm. Träge hob er etwas den Kopf an und lauschte. Dann grinste er zufrieden. Hier hörte man das Nichts.
Die Bäume rauschten, der Bach murmelte leise vor sich hin, ein paar schwarze Krähen kreisten über der Lichtung und krächzten. Das war alles. Kein Auto, keine Sirene. Kein Gedudel aus irgendwelchen Häusern. Und vor allem: keine anderen Menschen. Sandro verschränkte die Arme unter dem Kopf und atmete tief die frische, saubere Luft ein.
So sollte es sein. Stille und der Geruch von feuchtem Wald. Hier wollte er bleiben. Ob Shane das erlauben würde? Ob der Captain damit einverstanden wäre?
Als Vulto neben ihm auftauchte, setzte Sandro sich wieder auf. Übermut funkelte in seinen grünen Augen, als er den Stock nahm und ihn weit Bach aufwärts warf. „Komm, Bello. Hol das Stöckchen!“, rief er laut und lachte.
Ich geb dir gleich Bello! Schlimm genug, das Shane immer Fiffi sagt. In Vultos Wolfsaugen konnte Sandro das gutmütige Lächeln sehen. Komm Kleiner, wir laufen zusammen. Wer zuerst da hinten an der großen Tanne ist, bekommt das rohe Steak, das ich vorhin … gefunden habe!
Gemeinsam rannten sie los, wobei der Wolf immer wieder versuchte, Sandro dadurch zum Stolpern zu bringen, dass er ihm vor die Füße lief. Unter großem Gelächter war es ihm tatsächlich gelungen, sich einen kleinen Vorsprung zu erkämpfen. „Yeah! Das Steak gehört mir!“, rief er laut, als er an der Kiefer anschlug. „Aber ich möchte es doch lieber kurz gegrillt.“
Schnaufend ließ er sich an dem Stamm der Kiefer auf den Boden sinken. Kleine Zapfen lagen darunter, er hob einen auf und pulte daran herum. Vulto ließ sich neben ihn fallen, er war kaum außer Atem. Sandro schmiss den Kiefernzapfen weg und legte die Hand auf den großen Kopf des Wolfes.
„ Vulto, ich möchte hier bleiben, nicht wieder mit in die Stadt. Meinst du, Shane oder der Captain hätten etwas dagegen?“
Wieso willst du hier bleiben?
„ Mir gefällt es hier. Es erinnert mich an zu Hause. Ich vermisse es. Und hier ist es so still. Seit ich hier bin, habe ich keine Kopfschmerzen mehr. Bitte, kannst du nicht irgendwas machen, damit ich bleiben kann? Ich mach auch keinen Blödsinn, ich versprech’s!“
Vulto hatte gesehen, wie viel Spaß Sandro hier draußen hatte. Seine Wangen hatten endlich wieder Farbe bekommen, die Augen strahlten. Eigentlich gab es keinen Grund, weswegen er nicht hier bleiben sollte. Wenn die Vollmondnacht kam, ohne dass sie seine Mutter fanden, musste der Junge die Hölle durchmachen. Deswegen hatte Sandro sich noch eine kleine Auszeit verdient, fand er.
Also schön. Gib mir dein Handy, ich seh, was ich machen kann. Aber wenn nicht, dann nicht, klar?
20
Nach dem Gespräch mit Dad und Thomas Williams brauchte ich dringend frische Luft. Und ein Bier. Das schnappte ich mir aus der Kiste, die vor der Veranda stand, dann nahm ich mir einen der Liegestühle und warf mich hinein. Mann, mir war das Lachen gründlich vergangen!
Dämonen. Die beiden hatten wirklich ernsthaft von Dämonen gesprochen. Und hätte mir diese Geschichte ein anderer als der Captain erzählt, dann wäre ich schon längst verschwunden. Er hatte mir eine Story anvertraut, die hanebüchener nicht sein konnte. Doch alles, was die beiden mir berichteten, konnten sie anhand des Inhaltes aus dem Umschlag belegen. Zum Schluss hatten sie mir am Computer noch ein paar sehr interessante Einträge gezeigt. Mit dem Ergebnis, dass mein Weltbild komplett ins Wanken geraten war.
Das kühle Bier rann meine Kehle hinunter. Ich erhob mich wieder, konnte nicht länger still sitzen. Ich wusste, Dad hatte ein paar Steaks besorgt, also beschloss ich, den Grill anzuschmeißen. Wir McBride-Männer legen großen Wert darauf, nur mit richtiger Kohle zu grillen. Elektrisch taugte in unseren Augen gar
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