Wolf inside (German Edition)
nichts!
Als die Kohle brannte, hörte ich lautes Lachen, es kam hinten vom Bach. Sandro und der Bettvorleger tobten über das Grundstück. Schön, den Kleinen so ausgelassen zu sehen. So wie es aussah, lieferten sie sich gerade einen Wettlauf. Wer gewann, konnte ich nicht sehen, der Wald schluckte die beiden.
Als mein Handy klingelte, kam Sandro gerade wieder zwischen den Bäumen hervor. Ich sah aufs Display, doch die Nummer wurde unterdrückt.
„ Ja? Hier McBride.“ Es war Cruiz. Nach der Episode im Van war es der erste Kontakt, den wir hatten. Unwillkürlich musste ich an die vergangene Nacht denken, denn seine Stimme ließ einen kräftigen Schauer über meinen Rücken laufen. Was immer es war, es war anscheinend noch nicht vorbei. Ich riss mich zusammen, gab mich cool. „Was ist los?“
„ Wo seid ihr?“
„ Wir sind bei meinem Vater, er hat was über Raimondo rausgekriegt.“
„ Verrätst du mir, was es ist?“
„ Nein. Nicht am Telefon. Ich darf eigentlich gar nicht darüber reden. Geheimsache.“
Er schwieg kurz und wechselte dann das Thema. „Wie geht es meinem Neffen?“
„ Sandro? Ich denke gut. Wieso?“
„ Ich mache mir Sorgen, er rief mich an, meinte, er hätte ziemliche Kopfschmerzen, als ihr losgefahren seid. Ich hoffe, die frische Luft und die Ruhe können ihm etwas helfen. Eigentlich … dürfte er sich nicht in der Stadt aufhalten. Der Lärm, der Stress … Du verstehst. Könnte er nicht da bei deinem Vater bleiben?“ Er klang jetzt sehr besorgt.
„ Du glaubst, er ist hier besser aufgehoben?“
„ Ja.“
Hm, was sollte dagegen sprechen? „Okay, mal sehen. Ich berede das mit meinem Dad.“
„ Danke. Fährst du heute wieder zurück?“
„ Nein. Heute nicht mehr. Aber gleich morgen früh. Und dann sollten wir uns sehen! Bye.“
Na also. Das Gespräch war nicht halb so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Doch ich wusste nicht, ob ich auch so cool gewesen wäre, hätte er mir gegenübergestanden.
Ganz in Gedanken schmiss ich mein Handy auf den Tisch. Ich sah Sandro zu, wie er am Bach entlang lief. Und dachte an das, was Williams mir offenbart hatte. Und ganz langsam, ich konnte förmlich spüren, wie sich meine Synapsen verbanden, ganz langsam zählte ich eins und eins zusammen.
Und bekam: einen Halbdämon.
Die Gänsehaut, die mir über meinen Rücken kroch, war zusammengesetzt aus zwei Teilen Grusel und einem Teil … echter Angst.
Dämonen kannte ich bislang nur aus nicht besonders guten Filmen. Gesehen hatte ich noch keinen. Dachte ich.
Jetzt war ich mir da nicht mehr so sicher. Laut Williams lebten sie mitten unter uns, sahen nach außen wie ganz normale Menschen aus. Die allerdings etwas schöner, charismatischer, erfolgreicher waren als normale Menschen.
Mir fiel noch etwas ein. Sandros Zusammenbruch und sein Angriff auf mich. Hatte das was mit seinem dämonischen Erbteil zu tun? Wenn ja, war der Bengel eine tickende Zeitbombe. Ich konnte ihn unmöglich hier bei Dad lassen!
Ich trank noch einen großen Schluck aus meiner Flasche, als Sandro auf der Terrasse auftauchte. Er grinste, seine Augen funkelten, er hatte Grasflecke an den Knien. Unwillkürlich sah ich ihn mit anderen Augen. Sah er anders aus, als Jungs in seinem Alter? Seine Haut sah jedenfalls besser aus als meine zu der Zeit. Glatt, rein, wie Sahne. Dazu die schwarzen Locken, die grünen Augen. Seine Gesichtszüge waren noch weich, doch es war zu erkennen, dass der Bengel mal ein verdammt hübsches Kerlchen wurde.
„ He, wann schmeißt du die Steaks drauf? Ich habe solchen Hunger!“
Ich setzte mein Pokerface auf und deutete auf den Grill, der munter vor sich hinqualmte. „Siehst du die Kohle? Wenn alles schön glüht, dann kommt das Fleisch drauf.“ Ich erhob mich, der Agent war noch da, ich musste unbedingt noch mal mit ihm reden. Die Liste meiner Fragen wuchs mit jeder Sekunde. „Du beobachtest den Grill, in circa fünf Minuten müsste es soweit sein, dann leg die Steaks drauf.“
Drinnen im Wohnzimmer schnappte ich als Erstes das Handy und rief Cruiz an. Es läutete ein paar Mal, doch er ging nicht ran. Nur die Mailbox meldete sich.
„ Cruiz? Hier Shane! Du bewegst am besten deinen Arsch sofort hier her!“, verlangte ich nachdrücklich. „Ich kann Sandro nicht hier lassen, auf keinen Fall! Und ich bin mir sicher, du weißt auch, warum!“ Ich gab noch schnell die Adresse durch, dann legte ich wieder auf.
Die beiden mussten noch im Arbeitszimmer sein, ich hörte ihr Gelächter, als ich
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