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Wolf inside (German Edition)

Wolf inside (German Edition)

Titel: Wolf inside (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Koch
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nach rechts, von dort nach hinten und links. Ich sah in falsche Zimmer, überraschte Patienten hinter Vorhängen, wie sie gerade ihre Hintern zeigten, um sich impfen zu lassen, einer war sogar ziemlich sexy, doch dann hatte ich Rosie gefunden.
    Sie lag in einem Zimmer, mit noch vier älteren Ladys, die aufgeregt kicherten, als ich durch den Raum schritt. Ich rümpfte kurz die Nase. In Krankenhäusern herrschte immer ein komischer Geruch. Nach Desinfektionsmittel, chemischen Reinigern und Tod. Und in diesem Zimmer kam noch der Geruch von Eau de Cologne dazu.

    Rosie lag ganz hinten, am Fenster. Sie sah nicht gut aus. Starrte die Decke an, eine kleine zarte Gestalt, in einem blassgrün gestreiften Krankenhausnachthemd. Das einzig Leuchtende an ihr waren die knallrot gefärbten Haare. Ihre Finger hatten sich in die Bettdecke geklammert, zuckten hin und wieder. Auf ihrer Stirn klebte ein großes weißes Pflaster. Hatte man sie dort nähen müssen? Ich legte das Gemüse auf den Nachtschrank, hockte mich auf die Bettkante und nahm ihre kleine, zerbrechliche Hand.
    Was sagt man jemandem, der das Einzige, das Liebste auf der Welt verloren hatte? Billy Ray mochte nicht der Schlauste auf Gottes Erdboden gewesen sein, doch er war ihr Fleisch und Blut. War alles, was ihr von ihrer einzigen Tochter geblieben war. Und nun, nun war er nicht mehr.
    Ich wusste genau, was ich ihr nicht sagen wollte. Ich würde ihr nicht sagen, dass es vorbei ging, ich würde nicht davon reden, dass die Zeit alle Wunden heilte. Denn das tat sie nicht. Es wurde etwas leichter, irgendwann. Aber vorbei, vorbei ging es niemals.
    „ Hey, Rosie. Wie geht es Ihnen?“ Sie sah mich an, dann begann sie zu weinen. Still und lautlos. Von ihrem unbändigen Temperament war im Moment nicht viel übrig geblieben. Ich zog sie an mich, sie schluchzte an meiner Schulter. Nach einer Weile schniefte sie nur noch.
    „ Danke, dass du gekommen bist. Billy Ray …“ Ihre Stimme brach.
    „ Ich weiß. Ich bin sofort losgefahren, als Ihr Anruf kam. Rosie, was ist passiert? Können Sie mir irgendetwas darüber erzählen?“
    Sie legte sich wieder in ihre Kissen, rieb sich mit den Händen über die Augen und schüttelte den Kopf. „Nein. Es ging alles so schnell. Ich war an meinem Schreibtisch, Bil… Billy Ray war an seinem Platz. Zuerst hörte es sich so an, als rede er mit jemandem. Und auf einmal machte er komische Geräusche, ich … dachte …“ Wieder schlug sie die Hände vors Gesicht, wieder strömten die Tränen. Ich ließ sie weinen. Vom Schränkchen neben dem Bett fischte ich ein paar Papiertücher und drückte sie ihr in die Hand. Sie fing sich wieder, atmete tief durch. „Ich dachte, er hätte einen Anfall. Er lag auf dem Rücken, seine Beine zuckten, er bekam keine Luft. Oh Shane, es war schrecklich! Diese furchtbaren Töne, er röchelte, und dann sah er mich noch einmal an. Seine Augen, er hatte Todesangst! Ich wollte ihm helfen, doch ich kam nicht an ihn ran, irgendwas hielt mich fest, aber da war nichts!“
    Ihre Stimme wurde immer lauter, immer schriller, die Ladys in den anderen Betten, die sich die ganze Zeit über angeregt unterhalten hatten, wurden immer leiser. Ich zog den grauen Vorhang zu, verschaffte ihr so etwas Privatsphäre. Das Protestgemurmel der Damen überhörte ich.
    Rosie durchlebte anscheinend wieder die schreckliche Situation, sie war kreidebleich, kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn, sie begann zu zittern. Ich machte mir Sorgen um sie, der Schock war anscheinend noch nicht abgeklungen. Deswegen klingelte ich nach der Schwester.
    „ Rosie, es ist gut, reden Sie nicht weiter, beruhigen Sie sich erst mal.“ Doch Rosie, fast am Ende ihrer Horrorvision angekommen, redete immer schneller.
    „… Und dann, irgendetwas stürmte an mir vorbei, stieß mich zur Seite …“ Sie hob die rechte Hand. „Ich schwöre bei der Heiligen Jungfrau Maria, ich war alleine mit Billy Ray, ich habe niemanden gesehen. Und doch … etwas schubste mich, ich fiel … mein Kopf … knallte an den Kopierer. Ich kroch … zum Telefon, rief den Notruf. Ich wurde kurz ohnmächtig. Dann rief ich dich …“
    So wie sie jetzt aussah, war sie von einer weiteren Ohnmacht nicht weit entfernt. Gott sei Dank erschien jetzt eine ältliche Schwester, sie steckte den Kopf durch den Vorhang, warf nur einen besorgten Blick auf Rosie, einen wütenden auf mich, und rannte davon. Als sie wieder auftauchte, war sie nicht alleine, sie brachte eine große Beruhigungsspritze

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