Wolf inside (German Edition)
wie er zusammensank.
„ Es war vor sechs Jahren, ein Banküberfall. Mikk und ich … wir befanden uns in der Bank. Rein zufällig, wir waren unterwegs, Zeugen befragen, und ich wollte noch schnell Geld abheben. Er wollte erst nicht, doch ich überredete ihn. Ein junger Kerl stürmte die Bank, nahm eine junge Frau als Geisel, ballerte in die Luft.“
Ich schloss die Augen, hörte die Geräusche, als wenn es jetzt gerade passierte. In der beginnenden Panik gelang es Mikk und mir, uns hinter einem Pfeiler zu verbergen. Das hatten wir schon so oft geübt.
„ Mikk fing an, mit dem Kerl zu reden, versuchte alles, um den Gangster davon zu überzeugen, ihn statt der Frau zu nehmen. Sie war hochschwanger, brach in Panik aus. Sie schrie und flehte. Der Gangster wurde ziemlich nervös, es lief nicht so, wie er sich das vorgestellt hatte. Das machte ihn unberechenbar. Aber Mikk, stand vor ihm, hatte ihn fast soweit, dass er die Frau laufen ließ. Er konnte sehr überzeugend sein.“ Ich machte eine Pause, mein Mund war ganz trocken. Eine Zeit lang hielt ich mich an meinem Glas fest, trank ein paar Schlucke.
Cruiz drängelte nicht. Er wartete einfach ab, ließ mich in Ruhe. Nach einer Weile sprach ich weiter.
„ Plötzlich, ich weiß nicht wieso, fiel ein Schuss, ein Bankangestellter, einer der Securitys, mischte sich ein. Der Räuber fackelte nicht. ‚Guter Tag zum Sterben’, brüllte er, dann erschoss er Mikk, die Frau. Einfach so.“ Wieder überkam mich das Entsetzen darüber, meine Stimme kippte, ganz leicht nur.
„ Ich war in der Zeit fast an ihm dran, hätte es fast geschafft ihn von hinten zu überwältigen, nichts wäre passiert. Schießen konnte ich nicht, er hielt die Frau dicht vor sich. Ich sah, wie Mikk zusammenbrach, die Frau, alles schrie durcheinander, doch für mich … war es gespenstisch still. Ich rief Mikks Namen, und der Bastard drehte sich zu mir um. Die Waffe auf mich gerichtet, grinste er mich an. Ich sah in seine wahnsinnigen Augen, war einen Moment wie paralysiert.
Dann drehte er sich einfach um und rannte ungehindert aus der Bank, von den Kollegen war noch keiner da, das Ganze hatte höchstens zehn Minuten gedauert. Ich lief hinterher. In einer Sackgasse hinter der Bank stellte ich ihn. Er stand mir gegenüber, die Waffe auf mich gerichtet. Er schoss, ich schoss. Notwehr. Ende der Geschichte.“ Soweit der offizielle Teil der Story. So stand es in meiner Akte, jeder konnte es nachlesen.
Ich sah Cruiz an, so etwas wie Mitleid stand in seinen Augen.
Nach ein paar Wochen ‚Erholungsurlaub’ bekam Allison mich als Partner. Ich war unzuverlässig, nachlässig, meist erschien ich gar nicht erst zum Dienst, oder ich kam mit einem riesigen Kater. Sie beschwerte sich oft über mich.
Er nickte nur. „Du bist von allen Vorwürfen freigesprochen worden, richtig?“
„ Ja.“
Die Kommission bescheinigte mir, in der Bank genau nach den gängigen Vorgehensweisen gehandelt zu haben.
Nun hatte ich mich erhoben, rollte den Steckbrief ein, suchte mein Geschirr zusammen. Ich musste raus, mir wurde es zu eng hier. Immer wenn ich zu lange über diese alte Geschichte nachdachte, endete es nicht gut.
Ich hielt das Plakat in der Hand, wir waren schon fast wieder auf der Straße, da kam mir eine Idee. Ich drehte wieder um.
„ He, Dragan!“
Der Ungar stand an seinem Herd auf der anderen Seite des Tresens. Dort war auch der große Grill, es war einer mit richtiger Holzkohle. Die Rauchschwaden wurden von einer starken Lüftung direkt darüber abgesogen, im Imbiss selber roch es kaum nach Rauch.
Er rührte in einem großen Topf, gleichzeitig drehte er ein paar saftige Fleischstücke um. Als er mich hörte, wischte er sich Hände und Stirn an einem nicht mehr ganz sauberen Lappen ab und kam zu mir.
„ Oh, Shane. Stimmt das, bei dir wurde jemand ermordet? Heilige Mutter Gottes.“ Er bekreuzigte sich schnell. „Die Leute erzählen…“
„ Ja, ja.“ Ich unterbrach ihn. „Pass auf, wer hat dir dieses Plakat aufgeschwatzt?“ Ich hatte die Rolle wieder glatt gestrichen und fuchtelte ihm damit vor der Nase herum. „Los. Rede. Es ist wichtig!“
Er kratzte sich am Kopf, strich sich über seinen gewaltigen struppigen Schnurrbart und dachte angestrengt nach. Dabei fuhr er sich mit der anderen Hand über seinen dicken Schwabbelbauch. „Ah, ich weiß nicht, kenne die Namen nicht.“
Ich seufzte nur und schüttelte den Kopf. „Komm Dragan. Halt mich nicht für dämlich!“
Doch Dragan wand sich wie
Weitere Kostenlose Bücher