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Wolf inside (German Edition)

Wolf inside (German Edition)

Titel: Wolf inside (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Koch
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ein Aal. Sein gesträubter Schnurrbart zitterte. „Ich weiß nix! Geh! Geh!“ Er nahm den Kochlöffel wieder in die Hand und fuhrwerkte in seinem Topf herum. Soße spritzte, die Gasflamme zischte.
    Ich konnte ihn verstehen, Namen preisgeben war ein schweres Vergehen, das böse Konsequenzen nach sich ziehen konnte. Doch ich brauchte einen Namen. Ich kramte schon in meiner Hosentasche nach ein paar Dollars.
    Zu meiner Überraschung sah ich aus dem Augenwinkel Cruiz jetzt zu uns herantreten. Was wollte er tun? Ihm die Information mit Gewalt aus der Nase ziehen?
    Weit gefehlt!
    „ Beszélni velem . “ (Rede mit mir)
    Dragan fuhr herum, strahlte plötzlich wie ein Weihnachtsbaum. Geblendet trat ich einen Schritt zurück.
    „ Beszélsz mi nyelvet ?“ (Du sprichst unsere Sprache?)
    „ Igen .“ (Ja)
    Und bevor ich es noch wechseln konnte, sprang Dragan hinter dem Tresen hervor, riss Cruiz an seine Brust und drückte ihm dicke, schmatzende Küsse auf die Wange. Die der, ohne mit der Wimper zu zucken, erwiderte. Dann rief der Ungar aufgeregt nach seiner Holden.
    „ Blanka, komm, bring Pàlinka , das müssen wir feiern!“ Er verschwand hinter dem Perlenvorhang, der den hinteren Bereich vom Imbiss abtrennte. Noch immer hörte ich ihn aufgeregt in diesem Kauderwelsch plappern. Allerdings hatte er ein Echo bekommen, seine Holde antwortete. Genauso aufgeregt.
    Ich sah Cruiz an, wenn ich alles erwartet hätte, doch so was? Mit Sicherheit nicht!
    „ Du sprichst seine Sprache? Das ist doch eine Sprache?“ So ganz sicher war ich mir da nicht. Für mich hörte es sich an, als habe man willkürlich Buchstaben zusammengewürfelt und versuchte nun, sie mit einer heißen Kartoffel zwischen den Zähnen auszusprechen.
    „ Ich sagte doch, ich war lange in Europa. Ungarn liegt in Europa.“
    Ich zuckte nur mit der Schulter. Europa war für mich so weit weg wie der Mond.
    Mit Blanka im Schlepptau kam Dragan wieder nach vorne gestürmt. Mit der einen Hand fummelte sie an ihren Haaren, zupfte ihre tintenschwarzen Locken zurecht, in der anderen hielt sie ein gefährlich schwankendes Tablett, auf dem sich kleine hart getrocknete Salamischeiben und ihr berühmtes Lángos , eine selbst gebackene Brotspezialität tummelten. Dragan hatte eine Flasche Schnaps und Gläser dabei.
    „ Meine Freunde, kommt, trinkt Pàlinka und esst!“ Er schenkte ein, ein unwahrscheinliches Aroma nach reifen Pflaumen stieg in meine Nase. Ich nippte vorsichtig an meinem Glas und staunte. Das war richtig gut!
    Cruiz griff zu einer Salamischeibe, dann beugte er sich zu Dragan und redete mit ihm. Sie führten ein eiliges Gespräch, der eine mit Händen und Füßen, Cruiz so ruhig und gelassen wie immer. Zwischendurch bekreuzigte Dragan sich mehrfach.
    Dann schwieg er, und Cruiz sprach sehr eindringlich auf ihn ein. Ich verstand nur Bahnhof.
    Cruiz zog einen Kuli heraus, kritzelte eine Nummer auf eine Serviette, und steckte sie Dragan zu. Der sah darüber nicht sehr glücklich aus, doch als er seiner Frau einen Blick zuwarf, nickte diese. Zustimmend, wie mir schien.
    Also nickte er auch. Stand wohl unter dem Pantoffel, der Gute. „ Hát igen .“ (Na gut)
    Cruiz küsste den Ungarn wieder auf die Wange. „ Viszlát , köszönöm. “ (Auf Wiedersehen. Vielen Dank)
    Schon war er auf dem Weg nach draußen. „Nun komm, wir können gehen.“ Er sah sich um und warf mir einen ungeduldigen Blick zu.
    Ich kippte den Schnaps hinunter, grapschte eine Handvoll Salami und Brot, rief Blanka ein „Das war sehr lecker!“ zu und trabte hinterher.
    Auf dem Gehweg blieb ich stehen, inzwischen war es schon ziemlich spät geworden. Die Sonne würde bald untergehen. Ich sah, wie Cruiz schon vom Strom vorbeiziehender Passanten verschluckt wurde. Dank seiner Größe konnte ich ihn nicht aus den Augen verlieren. „He, warte! Was hast du ihm gesagt? Was hat er erzählt?“ Ich platzte fast vor Neugier. Cruiz ging einen Schritt langsamer, ich schloss auf und langsam schlenderten wir zum Wagen.
    „ Dragan sagt, dieser Steckbrief ist seit ungefähr acht Tagen im Umlauf. Angeblich überall in der Stadt.“
    Als ich das hörte, zuckte ich innerlich zusammen. „Oh Mann! Gut, dass der Kleine hier raus ist. Das hätte verdammt ins Auge gehen können, weißt du das? Was hat er noch gesagt?“
    „ Ich habe einen Namen. Jose Esteves. Er kommt regelmäßig ein- oder zweimal im Monat zu ihm, Versicherungsprämie kassieren.“
    Klar. So konnte man das auch nennen. „Schutzgeld eintreiben,

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