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Wolf inside (German Edition)

Wolf inside (German Edition)

Titel: Wolf inside (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Koch
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was ins Hirn, für dich ist es dann real. Aber sie rühren das Opfer nicht an.“
    Na toll! Zu Tode gefürchtet.
    Ich steckte die Unterlagen zurück in den Umschlag und legte ihn auf den Tisch. Dann sah ich auf die Uhr. Bis zum Treffen waren es noch gut drei Stunden. Die es irgendwie totzuschlagen galt.
    Ich lümmelte mich auf dem Designersessel, es war schwer, eine einigermaßen bequeme Position zu finden.
    „ Erzähl mir was von dir. Womit verdienst du dein Geld?“ Ich war gespannt, ob ich darauf eine Antwort bekam.
    „ Ich habe in Europa mehrere Firmen, seit Ewigkeiten in Familienbesitz. Um die kümmere ich mich. Unter anderem. Und pendele oft zwischen den Kontinenten hin und her. Warum?“
    „ Och, nur so. Du siehst nicht arm aus.“ Ich machte eine umfassende Geste. „Das Loft hier muss ein Vermögen gekostet haben, und dann der Haufen Geld, den ich von dir kriege, wenn ich Victoria finde.“
    „ Wie schätzt du die Chancen, dass du sie aufspürst?“ Er lenkte schon wieder ab.
    „ Hm, ich denke, ziemlich gut. Ich habe den starken Verdacht, dass sie irgendwann mal Raimondo in die Hände gefallen ist.“ Ich berichtete ihm von den Fotos, die ich von Thomas bekommen hatte, von der Frau darauf. „Und wenn es uns gelingt, ihn aus seiner Deckung zu treiben, werden wir wohl auf sie stoßen.“
    Er trank einen großen Schluck und starrte vor sich hin, war mit seinen Gedanken Gott weiß wo. Erst das dezente Klingeln seines Handys holte ihn zurück. Er meldete sich kurz, das war alles. Ansonsten sagte er keinen Ton, lauschte, sprang auf, und sah für einen Moment ziemlich schockiert aus. Er wurde regelrecht kreidebleich.
    Ich spürte instinktiv, dass etwas nicht in Ordnung war. Sein besorgter Blick streifte mich, was war passiert? War was mit Rosie?
    „ Was? Was ist los?“
    Noch während er dem unbekannten Anrufer zuhörte, eilte er zum Aufzug hinüber.
    „ He, rede mit mir!“
    „ Tut mir leid, du musst das Rendezvous verschieben.“ Weg war er. Ohne eine weitere Erklärung.
    Der Aufzug rumpelte nach unten. Ich stand da, wie bestellt und nic ht abgeholt. Unter mir hörte ich einen Motor anspringen. Dumpf dröhnte es durch den Steinboden. Was war das? Ein Panzer? Dann rumorte es, es rumpelte, so, als würde ein Tor geöffne t.
    Ich eilte zu einem der Fenster und musste zusehen, wie ein riesiges gedrungenes Fahrzeug mit Vollgas an meinem Charger vorbeidonnerte. Ich mochte mich täuschen, doch die Umrisse sahen aus wie die eines Hummers. Noch einmal brannten die Rückleuchten in der Dunkelheit, dann war er weg.
    Wenn ich nicht so perplex gewesen wäre, hätte ich bestimmt ziemlichen Neid gespürt. So war ich eigentlich nur sauer.
    Was dachte sich dieser Bastard? Ließ mich hier im Regen stehen!
    Ich überlegte. Und war mir plötzlich sicher, dass niemand wegen Rosie angerufen hatte. Erstens kannte er sie gar nicht. Zweitens hatte ich meine Nummer da gelassen. Wer hatte dann angerufen? Sandro? War was mit ihm oder Dad? Ich fischte mein Handy aus der Jackentasche und wählte. Es kam mir so vor, als klingelte es ewig, bis mein Vater ranging.
    „ Hey, ist bei euch alles in Ordnung?“
    „ Klar. Natürlich. Wieso fragst du?“
    Im Hintergrund hörte ich etwas leise fiepen. Und jaulen. „Was … Hast du einen Hund?“, fragte ich überrascht.
    Dad lachte, etwas gequält, wie mir schien. „Äh, ja. Aus der Stadt, Willie, der von der Tankstelle, hatte noch einen. Und … der Junge wollte ihn so gerne.“
    Ich hätte um den Charger gewettet, dass etwas nicht stimmte. Doch ich konnte meinen Finger nicht drauflegen. „Dann seid vorsichtig, wenn Fiffi ihn zwischen die Zähne kriegt, ist er weg.“
    Durch das Telefon kam ein seltsames Geräusch. Es hörte sich so an, als würde Dad würgen oder stöhnen. Oder beides. Mein Misstrauen, das sich gerade legte, flammte wieder auf.
    „ Ist … bei euch wirklich alles in Ordnung? Du hörst dich irgendwie komisch an.“
    „ Doch, Shane, es ist alles in bester Ordnung. Wirklich. Ich … habe mir vorhin einen Klotz auf den Fuß fallen lassen. Beim Holz holen. Mir tut mein … Zeh weh.“
    So ganz war ich noch nicht beruhigt, doch mein Dad klang jetzt fast wieder wie sonst auch. „Ach, bevor ich es vergesse, hast du was über die Telefonnummer herausbekommen?“
    „ Äh, nein. Diese Nummer ist … etwas kompliziert. Und ehrlich gesagt, ich … hatte noch keine Zeit dafür.“
    Jetzt wusste ich hundertprozentig, dass etwas faul war. Keine Zeit für eine Telefonnummer?

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