Wolf inside (German Edition)
Kompliziert? Etwas, das für Dad ein Klacks war?
„ Gib mir mal Sandro“, verlangte ich. Jetzt wollte ich den Jungen ausquetschen. Wenn Dad mir nicht die Wahrheit sagte, er würde es schon tun.
„ Hm. Das geht gerade nicht. Er … er ist draußen, was holen. Für den Hund. Er ruft dich morgen an.“
Aufgelegt. Zum zweiten Mal an diesem Abend einfach abserviert. Meine Augenbrauen berührten den Haaransatz mühelos. Was zur Hölle ging da vor sich? Meine Gedanken überschlugen sich fast.
So wie es aussah, hatte ich zwei Möglichkeiten. Ich konnte die tolle Bar sausen lassen und die hundertachtzig Meilen zu Dad raus fahren, oder …
Oder ich glaubte ihm, auch wenn es mir Bauchweh verursachte.
Ich beschloss, meinem Vater zu vertrauen.
Zum Trost schenkte ich mir noch einen von diesem wirklich tollen Whiskey ein. Bis zu meinem Termin hatte ich immer noch Zeit. Wenn also Cruiz nicht mitkam, dann würde ich eben den Bettvorleger mitnehmen. Der war genauso gut, das hatte er ja schon bewiesen. Also schlich ich durch das Loft, rief und lockte, aber kein Wolf. Wo war die Töle denn nun wieder hin?
Okay. Alleine ging ich nicht dort hin, das stand fest. Aber wen konnte ich anrufen? Allison? Sie würde mir eher in den Fuß schießen, als mir zu helfen.
Leach? Der war auch kein Freund von mir, und ich mischte mich gerade in seinen Fall, auch den konnte ich nicht fragen. Blieb vielleicht noch Thomas.
Es ging um einen Dämon, sein Gebiet. Ich glaubte nicht, dass es sich bei Esteves um einen handelte, aber vielleicht arbeitete er ja für einen.
Ich wählte, Mailbox. „Hallo, hier Shane McBride. Ich könnte mal Ihre Hilfe gebrauchen. Ich muss jemanden überprüfen, treffe mich gleich gegen elf, im La Tasquita. Ziemlich üble Ecke, wäre schön, wenn jemand käme. Danke.“
So. Und nun? Die Uhr meinte, es seien noch knapp zwei Stunden, bis ich los musste, ich meinte, in der Zeit konnte ich ein Schläfchen machen. Das tat ich auch.
*
Ich fuhr so dicht an das Viertel heran, wie ich es für meinen Wagen verantworten konnte. Dann rüstete ich mich auf. Waffe, Munition, ein Messer, das zwar nicht erlaubt, aber sehr hilfreich sein konnte, Handy und meine Marke, die kam in die Boots. Und die Schutzweste? Nein, zu auffällig, ich kam nur mit Informationen, also zog ich bloß meine Jacke an.
Ich hoffte, dass Thomas meinen Anruf inzwischen abgehört hatte und mich nicht im Stich ließ.
Es war inzwischen stockdunkel, etwas Licht kam von einsamen Straßenlaternen. Zum Glück regnete es nicht, doch es war kühl geworden. Der Sommer war endgültig vorbei. Nachdem ich mich noch einmal umgesehen hatte, machte ich mich auf den Weg.
Tagsüber war dieses Viertel vergleichsweise harmlos. Auf den Straßen tummelten sich die braven Bürger, gingen ihren Geschäften nach. Großmütter bewachten ihre Enkel, die auf der Straße spielten, während die Eltern versuchten, in den kleinen Läden ein paar Dollars zu verdienen. Doch dann, wenn die Sonne unterging, mutierte das Viertel zu etwas anderem. Die braven Bürger verschwanden, nahmen ihre Kinder und verschanzten sich in ihren Wohnungen. Denn dann kamen die anderen zum Vorschein. Es waren die Mitglieder der Banden und die anderen Kriminellen, die das Viertel in genau festgelegten Bereichen kontrollierten.
Ich hielt mich schön von den Hauswänden fern, versuchte, so dicht am Straßenrand zu gehen, wie es möglich war. Ich hatte keine Lust, von Typen, die hinter Ecken oder in Hauseingängen auf Beute lauerten, überfallen zu werden. Ich bewegte mich leise, aber nicht ängstlich. Angst rochen diese Typen auf zwei Meilen gegen den Wind.
Die meisten der kleinen Geschäfte waren mit Rollläden und Gittern verrammelt, in den wenigen, wo noch Licht brannte, konnte man davon ausgehen, dass es nicht mit rechten Dingen zuging. So wie hier, in dem Laden für Elektronik, ich wusste, dass hier ungeniert Hehlerware vertickt wurde. Ein Blick in die Seitengasse verriet, dass der Nachschub munter rollte, ein paar dunkle Gestalten luden einen Kleintransporter aus.
Von Weitem schon hörte ich eine Horde Jugendlicher auf mich zukommen. Sie lachten, schlugen gegen die Rollläden, traten dagegen. Ich blieb einen Moment hinter einem Baum stehen und beobachtete sie. Doch die schienen nur etwas Dampf abzulassen, hatten jetzt eine Zeitungsbox am Wickel. Ich wechselte trotzdem die Straßenseite.
Die Bar befand sich ziemlich in der Mitte des Viertels. Von der Ecke aus betrachtete ich das Ganze erst einmal. Das
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