Wolf Shadow 01 - Wilks, E: Wolf Shadow 01
„Brooks meinen Sie? Den habe ich schon angerufen. Er weiß, dass wir aussteigen.“
„Okay.“ Lily nickte. „Das ist gut. Wissen Sie, Sie sehen ein bisschen blass aus. Vielleicht sollten Sie sich ein wenig hinlegen.“
„Ich …“ Croft rieb sich die Stirn. „Haben wir gesoffen, oder was? Ich kann überhaupt nicht klar denken.“
„Wir steigen nicht aus“, sagte Karonski unvermittelt. „Aber ausschalten müsste man uns für eine Weile. Stellen Sie uns irgendwie ruhig!“
„Das lässt sich arrangieren“, sagte Rule.
Karonski sah ihm in die Augen. „Dann tun Sie es! Tun Sie es, solange ich noch weiß, warum.“
Rule zog sein Handy aus der Tasche. „Lily, sprich mit ihnen über irgendein Thema, das nichts mit dem Fall zu tun hat. Karonski ist ein großer Basketballfan.“
Karonski fiel es wahrhaftig nicht schwer, sich über Basketball zu unterhalten. Croft hatte jedoch überhaupt kein Interesse daran. Er war in einem schlechteren Zustand als sein Kollege, und sein Kurzzeitgedächtnis war ziemlich lädiert. Man musste die beiden mit irgendetwas beschäftigen, das sie geistig vollkommen in Anspruch nahm, und so spielten sie Poker, nachdem Rule sein Telefonat beendet hatte.
Croft war ein gewiefter Pokerspieler. Was immer man mit ihm angestellt hatte, sein strategisches Denkvermögen war davon nicht betroffen – solange er nicht versuchte, über den Fall nachzudenken. Er wirkte zwar nach wie vor mitgenommen, doch je mehr er sich auf das Spiel konzentrierte, desto entspannter wurde er. Bis endlich Hilfe eintraf, hatte er Lily dreißig Dollar abgeknöpft und Rule und Karonski sogar noch mehr.
„Ich hoffe, ihr wisst, was ihr tut“, sagte Nettie Two Horses, als sie hereinkam. „Wo sind meine Patienten?“
„Hier sind sie!“, rief Lily. Sie hoffte auch, dass sie wussten, was sie taten.
Nettie war in Begleitung zweier kräftiger junger Männer gekommen. Einen von ihnen kannte Lily; es war der rothaarige Lupus, der bei ihrem Besuch des Clanguts am Tor gestanden hatte. Die beiden sahen Rule kurz an, dann postierten sie sich links und rechts des Tischs.
Croft war aufgestanden, als sie hereingekommen waren. Er sah aus, als wollte er Ärger machen. „Was läuft hier?“
„Sie haben sich nicht gut gefühlt, wissen Sie noch?“, sagte Lily. „Das ist Dr. Two Horses. Sie wird Sie untersuchen.“
„Mir geht es wieder besser. Ich brauche keinen Arzt.“
Nettie stellte ihre Tasche auf den Tisch. „Ich will Sie mir sicherheitshalber ansehen, da ich schon mal hier bin.“
Croft rückte dichter an Karonski heran. „Lieber nicht.“
„Ist schon gut, Martin“, sagte Karonski. „Wir haben sie gebeten zu kommen.“
„Daran erinnere ich mich nicht.“ Crofts Stirn glänzte. Die Anspannung war wieder da.
„Tja, wir haben eben ein kleines Problem mit unserem Gedächtnis. Deshalb sind sie ja gekommen.“
„Ich weiß nicht …“ Croft sah sich nervös um. Nettie und Lily, die am Tisch standen, standen ihm am nächsten. Rule kam auf ihn zu. Auch die beiden jungen Männer näherten sich ihm langsam. „Bevor die aufgetaucht sind, ging es uns doch noch gut!“
Er griff nach seiner Pistole.
„Martin, nein!“, rief Karonski und schlug ihm auf den Arm – und die anderen drei Männer traten blitzschnell in Aktion.
Zwei Sekunden später hatte Lily ihre Waffe gezogen, aber die brauchte sie nicht mehr. Einer der beiden jungen Lupi griff Croft unter die Achseln, der benommen in sich zusammengesackt war. Lily glaubte, dass der andere ihm eins übergezogen hatte, aber es war alles viel zu schnell gegangen …
„Alles so weit in Ordnung?“, fragte Nettie Two Horses. Sie hatte sich mit bewundernswerter Schnelligkeit auf den Boden fallen lassen.
„So ziemlich“, entgegnete Rule. Er stand neben Karonski. „Sind Sie okay, Abel?“
„Nein.“ Karonski war kreidebleich und zitterte. „Nein, zum Teufel! Ich gehe auf dem Zahnfleisch … Kann mich nicht erinnern, warum wir Sie das tun lassen. Wenn ich versuche nachzudenken, kann ich keinen klaren Gedanken fassen, verdammt!“
„Sie kommen als Erster dran“, sagte Nettie, stand auf und nahm eine Spritze aus ihrer Tasche. „Keine Sorge – Ihrem Partner geht es gut. Sammy hat ihn nicht zu fest geschlagen. Sammy, du kannst jetzt die Koffer reinholen. Und Lily, tun Sie die Waffe weg!“
Lily schaute auf die Pistole in ihrer Hand, zuckte mit den Schultern und steckte sie ins Holster. Der Rotschopf verließ die Suite und kehrte kurz darauf mit einem großen
Weitere Kostenlose Bücher