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Wolf Shadow 01 - Wilks, E: Wolf Shadow 01

Wolf Shadow 01 - Wilks, E: Wolf Shadow 01

Titel: Wolf Shadow 01 - Wilks, E: Wolf Shadow 01
Autoren: Eileen Wilks , Eileen
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es war etwas ganz anderes, mit Absicht in eine Falle zu tappen, sich gefangen nehmen zu lassen.
    Und Rule würden sie sich auch greifen. Sie hoffte, er merkte ihr nicht an, wie groß ihre Angst war.
    „Lily“, sagte er, „woher kennt deine Großmutter den Raben?“
    „Das weiß ich nicht. Solche Fragen stellt man Großmutter nicht. Er schuldete ihr einen Gefallen, hat sie gesagt.“
    „Muss ein ziemlich großer Gefallen gewesen sein“, sagte Rule nur. Dann, ein paar Minuten später: „Wir sind da. Die Hütte müsste gleich hinter der nächsten Kurve sein.“ Er hielt an.
    Sie mussten das Ganze möglichst echt aussehen lassen. Wenn die Azá keine Idioten waren, dann erwarteten sie, dass Rule wachsam sein und nach einem möglichen Hinterhalt Ausschau halten würde. Das letzte Stück wollten sie zu Fuß zurücklegen.
    Sie auf zwei und Rule auf vier Beinen, denn er würde sich selbstverständlich verwandeln, wenn er verhindern wollte, dass sie in eine Falle gerieten.
    Lily öffnete die Wagentür. Rule hatte die Innenbeleuchtung abgeschaltet, damit das Licht sie nicht beim Aussteigen verriet. Sie ließ auch die Tür offen stehen, um jedes überflüssige Geräusch zu vermeiden.
    Die Luft war kühl und frisch, und es war windstill. Straucheichen erklommen den Hügel zu ihrer Linken. Der Boden unter ihren Füßen war trocken und hart. Es war sehr dunkel, denn der Berg und die Bäume schirmten das Sternenlicht ab. Lily tastete nach der SIG Sauer in ihrem Schulterholster und befühlte ihren Zopf. Das schmale Messer, das sie hineingeflochten hatte, saß sicher und fest an seinem Platz.
    Lily hatte kategorisch abgelehnt, noch jemanden mitzunehmen. Die Azá wollten sie und Rule lebendig und relativ unversehrt. Jeder andere würde wahrscheinlich getötet werden. Abgesehen davon wurden die anderen später noch gebraucht.
    Das Gelingen ihres Plans hing von zwei Dingen ab. Erstens: von dem Zauber. Wenn er funktionierte, ermöglichte er den anderen, sie zu finden – und machte Harlowe und Konsorten einen Strich durch die Rechnung, die davon ausgingen, dass ihre Telepathin Herrschaft über Rule gewinnen würde. Zweitens: Sie und Rule mussten für die Opferung lebendig und bei Bewusstsein sein. Bewusstlose Opfer lieferten nicht die Energien, nach denen die Göttin lechzte.
    Lily war schnell. Viel schneller, als sie ahnten. Und es war sehr schwer, einen hellwachen und entschlossenen Werwolf unter Kontrolle zu bekommen.
    Rule kam so leise um den Wagen herum, dass sie ihn überhaupt nicht hörte. Er hatte eine abgeschnittene Jeans angezogen, die Kampfkluft der Lupi, und nur aufgrund seines nackten, hell schimmernden Oberkörpers konnte Lily ihn in der Dunkelheit erkennen.
    Sie griff in die Tasche, holte die Zauberperle hervor und wurde von einer Woge der Verwunderung und Freude erfasst, denn es kam ihr vor, als hielte sie den Wind in der Hand. Sie berührte Rules Brust mit der Perle, und der Wind ging in ihn über. Sie verweilte noch einen Moment dort und spürte seinen Herzschlag. Ihr Mund war ganz trocken.
    Er bedeckte mit seiner Hand die ihre und küsste sie. Dann raunte er ihr zu: „Ich habe dieser Aktion nicht deshalb zugestimmt, weil du das Sagen hast.“
    „Nein?“, hauchte sie.
    „Ich habe zugestimmt, weil du recht hast. So haben wir die größte Chance, ihnen Einhalt zu gebieten.“
    Sie empfand plötzlich so viel für ihn, dass ihr regelrecht schwindlig davon wurde. Sie verspürte ihm gegenüber Dankbarkeit, eine große Dankbarkeit, weil er versuchte, einen Teil ihrer Bürde auf seine Schultern zu nehmen. Doch in ihrem Inneren war noch viel mehr. Mehr als sie in Worte fassen konnte; so viel mehr, wofür nun die Zeit fehlte.
    Sie nahm seinen Kopf mit beiden Händen, zog ihn zu sich herunter – und statt ihn zu küssen schmiegte sie ihre Wange an seine. Dann ließ sie ihn mit klopfendem Herzen los und trat zurück.
    Und beobachtete, wie er sich verwandelte.
    Es war, als flimmerte die Wirklichkeit und als geriete die Zeit ins Schlingern wie ein Möbiusband auf Speed. Es war unmöglich, nicht wie gebannt hinzustarren. Aber es war ebenso unmöglich, in der Dunkelheit Genaueres zu erkennen. Sie sah eine Schulter – mit Fell oder nackt? Dann eine Schnauze, die zugleich Rules Gesicht war … Sie nahm nur verschwommen und in verzerrten Einzelbildern wahr, was geschah, während die Kräfte der Magie ihre Wirkung entfalteten.
    Und dann stand plötzlich ein Wolf neben ihr. Ein extrem großer Wolf. Er reichte ihr bis zur Brust.
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