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Wolf Shadow 01 - Wilks, E: Wolf Shadow 01

Wolf Shadow 01 - Wilks, E: Wolf Shadow 01

Titel: Wolf Shadow 01 - Wilks, E: Wolf Shadow 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks , Eileen
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Lily verdrossen. „Er ist doch der Thronfolger, die Nummer zwei in der Rangfolge seines Clans. Er muss ein Lupus sein, aber ich habe keine Magie gespürt! Ich will wissen, warum das so ist. Ich muss wissen, ob es an ihm liegt oder an mir. Wenn ich es richtig deute, kann er sich nicht verwandeln, also kann er auch nicht der Mörder sein. Das kann ich zwar niemandem erklären oder beweisen, aber es ist ein Anfang. Falls ich recht habe. Ich muss …“
    „Schluss jetzt! Du bist ja völlig überdreht. Sei still! Ich muss nachdenken.“
    Lily bezwang ihre Unruhe nur mit Mühe. Die Großmutter tippte wieder mit dem Fingernagel gegen das feine Porzellan ihrer Tasse – ping, ping, ping . Sie saß völlig regungslos und sehr aufrecht da. Ihr Blick war abwesend, und sie kniff nachdenklich ihre schmalen Lippen zusammen. Auf einmal sah ihr Gesicht viel älter aus.
    Die Großmutter verstand natürlich sehr gut, worum es ging und was es bedeuten konnte. Deshalb hatte Lily sie ja auch aufgesucht. Lupi hatten angeborene magische Kräfte, genau wie Lily die angeborene Fähigkeit hatte, diese zu erspüren. Wenn einem das eine entrissen werden konnte, befürchtete sie, dann vielleicht auch das andere. Und vielleicht sogar noch mehr.
    „Es war gut, dass du zu mir gekommen bist“, sagte die Großmutter nach einer Weile – nun wieder auf Chinesisch – und nickte energisch. „Aber ich weiß nicht, was es damit auf sich hat. Ich werde … mich bei jemandem erkundigen.“
    „Bei wem?“, fragte Lily überrascht. „Wer kennt sich …“
    „Frag nicht“, sagte die Großmutter bestimmt. „Es fällt mir nicht leicht, aber … er ist mir noch etwas schuldig. Seit langer Zeit. Seit sehr langer Zeit.“
    Lily schossen beunruhigende Gedanken durch den Kopf. Sie beugte sich vor und ergriff die Hand ihrer Großmutter. Die magischen Schwingungen gingen knisternd von der faltigen Haut auf ihre über. „Bring dich nicht in Gefahr!“
    Die Alte verzog ihre dünnen Lippen zu einem Lächeln, und ihr Blick wurde milder. „Ich habe dich sehr lieb, das ist wahr. Aber ich tue es nicht für dich. Nicht nur für dich. Und jetzt“, sagte sie und lehnte sich zurück, „erzähle ich dir, was ich sonst noch über Lupi weiß.“

 
 
    6
    Die Wohnung der Fuentes befand sich in La Mesa. Der schlichte zweistöckige Gebäudekomplex bildete ein Rechteck mit einem Swimmingpool und einem Anwohnerparkplatz in der Mitte. Irgendein Möchtegern-Poet hatte den Wohnkomplex „Die Oase“ getauft, aber diesem Namen wurde er nicht gerecht. Lediglich zwei riesige Palmen standen an der Straße. Keine Gärten, Verandas oder Balkone. Nichts Grünes.
    Wenigstens waren die Häuser nicht rosa angestrichen. Lily seufzte, als sie nach einer freien Parklücke suchte und an ihr eigenes winziges Apartment dachte. Sie hatte sich mit der hässlichen Pillenfarbe des Hauses und dem Platzmangel arrangiert, weil es nur drei Blocks vom Strand entfernt war, aber manchmal packte sie doch der Wohnungsneid.
    Schließlich musste sie das Auto zwei Straßen weiter abstellen, aber so hatte sie Gelegenheit zu einem schönen Spaziergang. Es war ein sonniger, makelloser Tag, wie man ihn häufig im Herbst erlebte. Genau wegen dieses Wetters zogen die Leute nach Kalifornien. Lily hatte plötzlich das überwältigende Bedürfnis, in der Erde zu wühlen. Sie hatte zwar keinen eigenen Garten, nur ein paar Blumentöpfe, aber die Großmutter ließ ihr freie Hand auf ihrem Anwesen. Vielleicht konnte sie sich später noch ein Stündchen dafür abzwacken.
    Lily klingelte bei Rachel und musste eine ganze Weile warten, bis die junge Frau sie über die Sprechanlage zu sich nach oben bat.
    Ihr Apartment befand sich im zweiten Stock, an einer Ecke des Gebäudes. Das Treppenhaus mit den schmucklosen Betonstufen führte zu einem Flur mit zwei Wohneinheiten. Lily wollte danach noch mit den Bewohnern von 41C sprechen, um in Erfahrung zu bringen, was sie über Rachel und Carlos Fuentes wussten.
    Sie drückte auf den Klingelknopf und wartete. Als sie sich gerade überlegte, ob sie noch einmal klingeln sollte, ging die Tür auf.
    Rachel Fuentes sah furchtbar aus. Ihr Gesicht war fleckig, und ihre großen Augen, die am vergangenen Abend noch so gestrahlt hatten, waren glanzlos und gerötet und hinter einer rahmenlosen Brille verborgen. Sie trug einen ausgeleierten Trainingsanzug, den sie wohl irgendwann zusammen mit etwas Rotem gewaschen hatte, denn er hatte einen merkwürdigen violetten Farbton. Ihr prächtiges

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