Wolf Shadow 01 - Wilks, E: Wolf Shadow 01
an.
„Ach, um Himmels willen“, fuhr der hagere Mann auf, „das ist doch kein Geheimnis! Sie werden es sowieso herausfinden.“
„Weißt du, was du bist, Theo?“, entgegnete die pummelige Frau. „Du bist eifersüchtig. Total eifersüchtig!“
„Ich und eifersüchtig? Du bist doch diejenige, die …“
„Ich kann einfach nicht glauben, dass du ihn wirklich verpfeifen würdest!“, rief Stacy. „Du weißt doch, was die Cops dann mit ihm machen!“
Die pummelige Frau nickte. „Die haben den Lupi jahrhundertelang das Leben zur Hölle gemacht …“
„… völlig irre … Du hättest Rachel doch am liebsten etwas in ihren Drink getan, um dein Glück auch mal bei ihm zu versuchen!“
„Brutalität bei der Polizei ist kein Mythos. Erst vergangenes Jahr in New Hampshire …“
„… hast ihn doch letzten Dienstag total angeschmachtet. Das war nun wirklich allzu offensichtlich …“
„Bis vor Kurzem wurden sie noch auf offener Straße von den Cops erschossen – wenn du also glaubst, einem Lupus würde ein fairer Prozess gemacht …“
„Aber er wollte gar nichts von dir, nicht wahr?“
„Du bist doch nur neidisch, weil er nicht auf Männer steht!“
„Wer ist er?“, fragte Lily sanft.
Sie verstummten und wechselten schuldbewusste Blicke.
Einer der Männer – Franklin Booth, mittlere Statur, kahl rasierter Kopf, hautfarbene Lederweste über einem schwarzen Hemd und Jeans mit glänzenden Nieten an den Außennähten – warf seine Zigarette weg. „Arme Rachel!“
Lily sah ihn an. „Rachel?“
„Carlos’ Frau.“ Er seufzte. „Sie ist gerade im Club mit …“
„Franklin!“, unterbrach ihn die Pummelige.
„Süße, das nützt doch alles nichts“, sagte er leise. „Theo hat recht. Sie werden es herausfinden. Und eigentlich hat er ja ein Alibi. Ich meine, wir haben ihn doch alle dort gesehen, nicht wahr?“
Erleichtertes Gemurmel erhob sich, und Stacy beteuerte, dass er stundenlang dort gewesen sei. Lily wendete sich noch einmal an Booth. „Rachel Fuentes ist jetzt im Hell?“
„Das war sie jedenfalls, als wir gegangen sind.“
„Und mit wem war sie zusammen?“
Der dürre Mann lachte. „Nun, es gibt nur einen, der die Damenwelt derart in Aufregung versetzt. Und, wie ich zugeben muss, auch einige von uns Männern“, erklärte er und machte eine kleine Verbeugung vor der pummeligen Frau, um ihr in diesem Punkt recht zu geben. „Aber leider sind Lupi chronisch hetero.“
„Hat er vielleicht auch einen Namen?“
„Rule Turner, natürlich. Der Prinz pflegt den Club ab und an mit seiner Anwesenheit zu beehren.“ Der Dürre grinste. „Und kürzlich hat er Rachel mit noch weit mehr beehrt.“
Lily hatte Anweisung, Captain Randall anzurufen, sobald sie sich am Tatort einen ersten Eindruck verschafft hatte. Sie tat es auf dem Weg zum Hell.
Das Geklapper ihrer Absätze auf dem Gehsteig vermittelte ihr ein Gefühl von Einsamkeit, obwohl sie die Geräusche am Tatort noch hören konnte. Es musste an dem sonderbaren Nebel liegen, der völlig untypisch für San Diego war. Er hing in der Luft wie kalter Schweiß. Sie war froh, dass sie keine Brille trug. Sie wünschte nur, sie hätte auch keine Stöckelschuhe an. Falls sie hinter jemandem herrennen musste, waren sie eine Katastrophe.
Aber eigentlich hätte sie an diesem Abend ja auch frei gehabt. Sie tippte die Nummer des Captains in ihr Handy.
Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann es den letzten offiziell bestätigten Fall eines Mordes an einem Menschen durch einen Lupus gegeben hatte. In San Diego war so etwas jedenfalls nicht mehr vorgekommen, seit die Lupi durch die Entscheidung des Obersten Bundesgerichts dem Gesetz – seinen Strafen wie auch seinem Schutz – unterstellt waren und nicht mehr erschossen wurden. Man musste kein Hellseher sein, um sich die Schlagzeilen des nächsten Tages auszumalen. Dieser Fall erhitzte alle Gemüter.
Lily war kein Greenhorn mehr, denn sie hatte schon lange bei der Sitte und im Morddezernat gearbeitet, bevor sie zum Detective befördert wurde, doch ihre Marke glänzte noch. Daher wollte sie es mit Gelassenheit ertragen, wenn sie diesen Fall an einen der dienstälteren Kollegen abgeben musste … nachdem sie sich im Hell umgehört hatte.
Randall hatte bereits auf ihren Anruf gewartet. Sie brauchte nicht lange, um ihre Erkenntnisse für ihn zusammenzufassen. „Nach dem Gespräch mit den Schaulustigen habe ich die Spur des Täters verfolgt. Die sichtbaren Hinweise verloren sich am
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