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Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen

Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen

Titel: Wolf Shadow Bd. 3 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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Tür ging, trat er zu der alten Frau. Er zog die Augenbrauen hoch: Hier bin ich. Was nun?
    Sie lächelte nicht mehr, aber sie hatte auch nicht mehr die herrische Maske auf, die sie so gerne trug. Ernst und selbstsicher legte sie ihm die Hände auf die Wangen.
    „Li Lei!“
    Bei Li Qins erschrockenem Ausruf drehte Rule den Kopf. Sie hatte das Magazin fallen lassen und sah besorgt aus.
    „Pst!“, sagte Madam, aber ihr Ton war sanft. Bestimmt drehte sie Rules Gesicht wieder zu sich.
    Er runzelte die Stirn. „Was haben Sie vor?“
    „Nichts, das Ihnen schaden wird.“ Ihre Augen waren braun, von einem so dunklen Braun, dass sie fast schwarz aussahen. Das Weiße war fast nicht mehr zu sehen. Wie gebannt schaute er in diese Dunkelheit, er war fasziniert.
    Ihre Handflächen wurden wärmer. Sehr warm. Er hörte die Stimmen von Cullen und von Cynna und wie der Alarm der Zeitschaltuhr anging. Nichts davon schien wichtig zu sein. Er schwebte …
    Plötzlich ließ sie die Hände sinken. Er blinzelte.
    „Madam.“ Li Qins Stimme klang vorwurfsvoll.
    „Was haben Sie getan?“, wollte Cullen wissen. Er stand ein Stück entfernt und funkelte die alte Frau böse an. Cynna stand neben ihm, die Brauen skeptisch zusammengezogen.
    „Ich kann es nicht in Ordnung bringen.“ Ihr Ton war spröde, aber Traurigkeit schwang darin mit.
    Rule schüttelte den Kopf, um sich von den letzten Resten dessen, was sie mit ihm gemacht hatte, zu befreien. Aber die Verärgerung blieb. Sie hatte irgendwie die Kontrolle übernommen, und das gefiel ihm nicht. „Wenn Sie über das Dämonengift sprechen, dann sind unter anderem schon die Wicca-Pristerin und der katholische Erzbischof daran gescheitert.“
    „Bischöfe, Mönche, Priesterinnen … Pah. Sie sind gut im Fragen, aber nicht gut im Handeln.“ Mit dieser rätselhaften Bemerkung setzte sie sich wieder hin. „Sie dürfen uns jetzt einander vorstellen. Cullen kenne ich schon. Die andere da …“
    Zu ihrer aller Überraschung unterbrach Li Qin sie. „Sie sind ein großes Risiko eingegangen.“
    Die alte Frau zuckte leicht mit den Achseln. „Manche Geheimnisse werden nicht mehr lange Geheimnisse bleiben, nehme ich an.“
    „Das habe ich nicht gemeint.“
    „Ich will wissen, was Sie getan haben“, sagte Cullen. „Und was Sie versucht haben.“
    „Das will ich auch“, sagte Lily, die im Torbogen zum Esszimmer stand, das Gesicht ganz blass. Rule fragte sich, ob es Wut war oder Angst, weshalb die Farbe aus ihrem Gesicht gewichen war.
    Madam Yus Augenbrauen hoben sich gebieterisch. „Wir bekommen nicht immer das, was wir wollen.“
    Li Qin war jetzt wieder friedlich und faltete Hände im Schoß. „Es tut mir leid. Ich war besorgt, aber ich habe wohl für Verwirrung gesorgt. Das Risiko bestand nicht für Rule, sondern für Madam. Sie hat versucht …“
    „Li Qin“, fuhr Großmutter sie an.
    „ … das Gift zu absorbieren“, beendete Li Qin den Satz ungerührt. „Manchmal hält sie sich selbst für unverwüstlich.“
    „Pah.“ Madam Yu erhob sich. „Ich bin hungrig. Wir werden jetzt essen.“
    Li Lei Yu ließ sich nur selten von ihren Gefühlen übermannen, aber als sie nun den Blick über den Esstisch schweifen ließ, wurde ihr zärtlich zumute. Ihre Enkelin und Namensvetterin hatte eine interessante Familie um sich geschart.
    Rule Turner saß am Kopfende, so wie es sich gehörte. Seinen Ärger hatte er natürlich noch nicht ganz überwunden. Wenn man einen Wolf – oder einen starken Mann – in einen Käfig sperrte, musste man damit rechnen, dass er nach einem schnappte. Den Käfig, in dem er sich gerade befand, hatte er nicht ihr zu verdanken, aber sie hatte seinen Willen unterdrückt, wenn auch nur kurz und in guter Absicht. Er war auf der Hut vor ihr.
    Sie hatte nichts dagegen. Die Starken mussten die Starken respektieren.
    Li Lei akzeptierte Rule Turner. Ihre Schwiegertochter dagegen nicht. Wenn sie sich über Lilys schlechten Geschmack bei Männern beklagte, hütete sie sich, darauf herumzureiten, dass der Mann sich in einen Wolf verwandeln konnte, denn das war in Li Leis Augen wohl kaum ein Fehler. Stattdessen war es ihr ein Dorn im Auge, dass er kein Chinese war.
    Julia war etwas oberflächlich. Li Lei hatte in scharfem Ton angemerkt, dass sie China nicht hätte verlassen dürfen, wenn sie wollte, dass ihre Kinder und Enkelkinder nur Chinesen heirateten.
    Cullen Seabourne sah von einem Teller auf. Wie sie vermutete, hatte er ihn leergegessen, ohne zu schmecken, was er aß.

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