Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde
Wasser für sie. Außerdem waren hier auch Schläuche mit dem dünnen, sauren Wein gelagert, den die Ahk tranken, aber Cynna mied Alkohol, also blieb sie beim Wasser.
Die Pferde standen in einer Reihe vor dem Ausgang der Höhle. Ihre Körper schützten sie vor dem Wind und gaben zusätzlich zu dem Feuer so viel Wärme ab, dass es in ihrem Inneren beinahe behaglich war.
Cynna vergaß ihr Schamgefühl und kam sich fast wie ein Lupus vor, als sie sich in einer dunklen Ecke auszog und sich zitternd mit der Salbe einrieb. Zuerst brannte sie schlimmer als Tiger-Balsam, aber dann breitete sich eine wohltuende sanfte Wärme auf ihrer Haut aus. Nachdem sie sich wieder angezogen hatte, machte sie ein paar Stretchübungen, während die Ahk die Pferde versorgten. Um ihre Pferde kümmerten sie sich wirklich sehr gut, wie sie erkennen konnte.
Zwei von ihnen waren mit kleinen Schaufeln in den Schnee hinaus verschwunden. Bevor das letzte Pferd liebevoll abgerieben wurde, wurden die Gefangenen einer nach dem anderen zu einer frisch ausgehobenen Latrinengrube begleitet.
Cynna ging als Erste, weil sie ja angeblich die Anführerin war. Sie widersprach nicht. Die Männer konnten überall am Wegesrand anhalten und ihre Blase erleichtern, wenn es sein musste, ohne alle anderen aufzuhalten – oder der gesamten Begleitung einen Blick auf ihr frierendes blankes Hinterteil zu gewähren.
Als sie zurückkam, nahm sie ihre Ration mit zu der Stelle in der Höhle, die ihr und ihrer Gruppe zugewiesen worden war, und setzte sich. Sie war zu müde, um hungrig zu sein, aber sie kaute methodisch das Dörrfleisch und den Maiskuchen, jeden Bissen mit Wasser hinunterspülend, weil sie wusste, dass sie die Energie brauchte. Und der kleine Reiter auch.
Bei diesem Gedanken traten ihr schon wieder die Tränen in die Augen, verdammt! Sie dachte an Cullen und daran, wie viel ihm das Kind bedeutete.
Als Nächste kam Gan von der Latrine und aß hastig und in grimmigem Schweigen. Sie hatte den letzten Bissen noch nicht ganz in den Mund gestopft, als Chulak sie rief. Die Ahk hatten beschlossen, dass Gan eine gute Dienerin – oder eine gute Sklavin – sein würde und ihr bei jedem Halt Arbeiten aufgegeben. Cynna hatte protestiert, aber Chulak war, wie gewöhnlich, völlig ungerührt. Die Kleine sei stark und zäh, hatte er gesagt, anders als die Menschen. Sie könne ihren Teil an der Arbeit übernehmen.
Ihr Teil bestand in allem, was die Ahk nicht gerne taten – ermutigt durch einen Tritt oder einem Schlag, wenn sie sich unwillig zeigte.
Als Nächster kam Daniel zurück und setzte sich neben Cynna. Er sah krank aus, lächelte sie aber trotzdem an. Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass er das lassen sollte. Sie wusste, dass er Schmerzen hatte. „Iss“, sagte sie stattdessen und hielt ihm ein Maisbrot hin.
Er betrachtete es und seufzte, brach sich jedoch gehorsam ein Stück ab und steckte es sich in den Mund.
Kurz darauf gesellte sich Steve zu ihnen. „Kaum zu glauben, dass ich die Berge einmal geliebt habe“, sagte er düster und schlug die Zähne in ein Stück Dörrfleisch. „Bergsteigen, meine ich.“
„So richtig mit Kletterhaken und Sichern und so?“, fragte Cynna. Er konnte mit seinem vollen Mund nur nicken. „Nun, es ist nur noch ein Berg übrig, und darauf befinden wir uns gerade.“ Sie aß den letzten Bissen ihres Maisbrotes und beäugte das Dörrfleisch. Das mochte sie am wenigsten. Ach, was sollte es. Sie steckte es sich in den Mund und kaute.
„Hast du dir die Pläne so genau merken können?“
Cynna schüttelte den Kopf, kaute weiter und schluckte dann endlich. „Ich bin ein Finder, schon vergessen? Wenn ich Berge finden kann, kann ich auch Nicht-Berge finden. Ich denke, morgen im Laufe des Tages werden wir unten im Tal sein.“
„Mir war nicht klar, dass du so etwas Allgemeines wie Berge finden kannst, ganz zu schweigen von Nicht-Bergen.“
„Die meisten Finder können das.“ Um das Allgemeine und nicht das Bestimmte zu finden, bedurfte es mehrerer magischer Suchen gleichzeitig. Das war nicht ganz einfach, aber sie hatte nicht viel anderes zu tun gehabt, außer vielleicht, nicht von ihrem Pferd zu fallen. Ihr Lächeln war nur ein klitzekleines bisschen gezwungen. „Ich bin eben gut.“
„Wichtiger wäre vielleicht zu wissen, wo wir ankommen werden, wenn wir die Berge hinter uns gelassen haben“, sagte Daniel. „Ich kenne Edge geographisch grob ganz gut, aber nicht so im Detail, dass ich sagen könnte, wo ich mich
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