Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde
ich auch eigennützige Interessen.“
„Manchmal?“
„Ich habe erst jetzt verstanden, dass ich dich verletzt haben muss, als ich gelacht habe. Tut mir leid.“
Sein Geist war ohne Zweifel lebhaft, so wie er von einem Thema zum anderen sprang. „Vermutlich hat es sich wirklich lustig angehört.“
„Du hast unser Baby mit einer nützlichen Bakterie verglichen.“
Sie wollte ein Lachen unterdrücken, aber heraus kam ein Prusten. „Ich verstehe, was du meinst.“
Für eine Weile sagte keiner von beiden etwas. Cynna stellte fest, dass sie im Moment gar nichts anderes wollte als dieses Schweigen, das sanfte Schaukeln des Bootes und die sternenklare Nacht. In der Ferne sah sie eine Reihe von Piers, die – von magischen Lichtern erhellt – vom Ufer aus ins Wasser führten. Neben ihnen und vor ihnen waren viele Boote, die meisten klein, aber darunter auch einige größere Kähne als ihrer. Und ein paar Segelschiffe. Sie wünschte, sie hätte eine bessere Sicht auf sie. Sie waren ziemlich beeindruckend.
Wie wurde entschieden, welches Boot wohin fuhr, ohne dass sie aneinanderstießen? Gab es auch auf einem Fluss so etwas wie Verkehrsregeln? Nicht, dass auf dem Fluss so viel los gewesen wäre wie auf einer Autobahn, aber trotzdem …
Cullen lehnte warm an ihrem Rücken. Seine Arme umfingen sie locker, eine Hand lag auf ihrer Hüfte, die andere auf ihrem Bauch. Sie fühlte sich sehr wohl, und das lag sicher nicht nur an den Hormonen. Sie wollte sich nicht zu sehr daran gewöhnen, aber es konnte nichts Schlechtes daran sein, die Gesellschaft eines Freundes zu genießen. Und sie war nicht so dumm, mehr dahinter zu vermuten.
Er wäre beinahe gestorben.
Die Erinnerung traf sie so schmerzhaft, dass ihr die Luft wegblieb. Während des Angriffs hatte sie sich gut im Griff gehabt. Mit Krisen kam sie klar. Sie hatte getan, was getan werden musste, und die Gefühle auf später verschoben.
Nun war später. Sie hatte von den Dondredii geträumt, aber in ihrem Traum hatten sie sie überwältigt und sie alle gefressen. Sie würde sicher wieder davon träumen. Und immer wieder.
Cynna war schon oft nur knapp dem Tod entronnen. Sie kannte das Gefühl danach, die Gier nach Leben, um sich zu beweisen, dass sie wirklich überlebt hatte und dass das Leben, leidenschaftlich und verwirrend, immer noch in ihr pulsierte. Wenn es auch nur ein klitzekleines bisschen Privatsphäre auf diesem verdammten Kahn gegeben hätte, hätte sie mit Cullen gebührend gefeiert, dass sie beide überlebt hatten.
Nur dass es dieses Mal anders gewesen war. Als die Monster aus dem Wald herausgeströmt waren, hatte die Erkenntnis sie getroffen: Sie war nicht mehr allein in diesem Körper. Ein winziger Reiter brauchte die Luft, die sie atmete, die Nahrung, die sie aß, ihren Herzschlag, um zu überleben. Wenn sie starb, würde auch der kleine Reiter sterben.
Cullens Hand glitt nach oben und legte sich um ihre Brust.
„He!“ Sie schob sie fort. „Ich dachte, du wolltest mich nicht verführen.“
„Ich bin schwach, und deine Brüste würden sogar einen Eunuchen in Versuchung führen.“
„Haha.“ Er roch so vertraut. Sie hätte nicht gedacht, dass sie seinen Geruch wiedererkennen würde. Das beunruhigte sie. Vielleicht platzte sie deswegen mit der Frage heraus, die sie immer sehr lange beschäftigt hatte, wenn sie von ihrem Albtraum geweckt worden war. „Sieht es schon aus wie ein Baby? Hat es Arme und Finger?“
„Du bist in der achten Woche. Das Baby ist ungefähr so groß wie ein Bohnenkern.“
„Ach je. Das ist … ich wusste ja, dass es klein ist, aber das ist winzig .“
„Aber das Herz hat zwei Kammern, und es gibt bereits Ansätze, aus denen später die Arme und Beine werden. Die Armansätze haben kleine Ellbogen.“
Das beschäftigte Cynna einen Moment. „Manchmal nervt es mich, dass du alles zu wissen scheinst. Manchmal ist es aber auch nützlich. Zu Hause würde ich im Internet nachsehen können. Hier …“
„Hier fragst du mich?“ Seine Mundwinkel wanderten nach oben. „Die Nasenspitze sieht man schon und die Falten für die Augenlider, aber es hat jetzt noch kein Gesicht, so wie wir es kennen. Das Gehirn ist dabei, sich zu entwickeln, und auch die anderen Organe beginnen gerade damit, und in einer Woche oder so müsste es eigentlich anfangen, sich zu bewegen.“
Sie starrte ihn an. „Sich bewegen! Ich dachte, das tut es erst viel später.“
„Schwangere spüren die Bewegungen erst, wenn das Baby größer und aktiver
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