Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie
Lippen. „Vielleicht sollte ich sie einfach machen lassen. Ihr Gesicht, wenn es dann passiert, wär’s vielleicht wert. Aber nein.“ Widerstrebend kehrte sie zurück zur Realität. „Das würden sie nicht tun. Außerdem weiß ich gar nicht, ob überhaupt ein Lupus zu unserer Hochzeitsfeier kommt.“
Cynna drückte aufmunternd ihren Arm. „Cullen kommt auf jeden Fall. Und ich wette, noch mehr, wenn sie sich erst einmal an die Idee gewöhnt haben.“
„Vielleicht.“ Sie wollte nicht darüber nachdenken, was die Heirat für Rules Status in seinem Volk bedeuten konnte, und wandte sich wieder dem zu, was in ihrer Macht stand. „Ich will bei meiner Hochzeit nicht von Vögeln vollgekackt werden.“
„Das ist ein starkes Argument dagegen. Ich nehme an, du hast bereits auf das Vogelkackeproblem hingewiesen?“
„Ja, und ich muss zugeben, dass sie die Idee hat fallen lassen. Aber dafür ist ihr gleich etwas anderes eingefallen.“ Etwas Großes, Auffallendes und Teures. Dabei hatte Lily sich vor ein paar Wochen noch Sorgen gemacht, dass ihre Mutter womöglich mit der Heirat nicht einverstanden sein könnte. Sie schüttelte den Kopf. „Aber nun genug von meiner Mutter. Heute geht es nur um dich.“
„Eigentlich geht es um den kleinen Reiter. Aber da er seine Geschenke noch nicht zu schätzen weiß, muss ich ihm helfen.“
„Habt ihr euch immer noch nicht für einen Namen entschieden?“
„Hast du eine Ahnung, wie schwer es ist, einen Namen zu finden, mit dem keiner der Elternteile etwas Schlechtes verbindet! Cullen mag altmodische Namen. Und magisch gesehen, sind die alten Namen stärker, also –“
„Ist das denn wichtig?“, fragte Lily überrascht. „Ist es nicht nur ein Märchen, dass Namen Macht über einen haben?“
„Oh ja, das ist Unsinn – was uns betrifft, zumindest. Nicht für die, die, wie Micah es nennt, einen wahren Namen haben, aber die meisten Menschen haben keinen oder kennen ihn nicht. Für uns besitzen Namen zwar keine Macht, aber sie wirken auf Macht. Wir verstehen zwar nicht, wie, aber … na ja, du musst dir ja nur dein Volk ansehen.“ Sie machte eine weit ausholende Geste und schlug gegen den Handrücken eines blonden Mannes, der sich mit zwei Männern mit nacktem Oberkörper unterhielt. „Oh. Entschuldigung“, sagte sie mit einer kleinen Grimasse, als er sich umdrehte und sie mit einer hochgezogenen, sandfarbenen Augenbraue ansah.
Lily wusste, dass in der chinesischen Kultur mit Namen viel Aberglauben verbunden war, aber richtig beschäftigt hatte sie sich damit nie. Sie hatte immer angenommen, es sei eines jener Relikte aus der Vergangenheit, an denen die Älteren festhielten. „Hi, Jason“, sagte sie zu dem blonden Lupus, der Cynna anerkennend beäugte. „Du kannst später flirten“, sagte sie zu Cynna, sie am Ellbogen weiterziehend. „Wir bringen dich lieber zu Cullen. Jetzt muss es bald Zeit fürs Tanzen sein.“
Bei einer Lupusfeier wurde immer zuerst gegessen. Es war besser, wenn keiner der Wölfe hungrig war.
Ihre Gedanken wanderten zurück zu dem, was Cynna gesagt hatte. „Du meinst das ganze Zeug über, äh …“ Zahlen. Irgendetwas darüber, wie sich ein Name errechnete. „Du meinst die Bedeutung der Anzahl der Striche, die nötig sind, um einen Namen zu schreiben?“
„Hm … du könntest einwenden, dass einige Bestandteile des chinesischen Namensystems angezweifelt werden. Aber für alle Völker der Erde haben Namen, und wie sie vergeben werden, eine besondere Bedeutung.“
„Ich beginne zu verstehen, warum es so schwierig ist, sich für einen Namen zu entscheiden.“
„Im Ernst?“ Sie seufzte tief. „Ich hatte Isaac vorgeschlagen, aber wenn Cullen Isaac hört, denkt er an einen kleinen Mann mit Brille, der einmal auf ihn geschossen hat. Er ist für Andrew, aber dann werden wir ihn Andy nennen, und der Andy, den ich kenne, ist ein Typ mit haarigem Rücken und ohne Humor.“ Sie schüttelte den Kopf. „Und viel Klasse im Bett hatte er auch nicht. Also auch nicht Andrew. Ich neige zu Micah. Den Namen mögen wir beide und assoziieren Gutes damit. Was hältst du davon?“
„Micah ist ein guter Name.“ Wenn man sein Kind nach einem Drachen nennen wollte. Was aber sowohl Cullen als auch Cynna sicher genau passend vorkam.
„He! He, Lily!“
Sie drehte sich um und erblickte eine Frau, die genauso groß war wie sie, aber jünger, mit einem runderen Gesicht, kürzerem – und modischer geschnittenem – Haar und sehr vielen Ohrringen.
Die
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