Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie
hing davon ab, welche Musiker kamen und was sie spielen wollten.
Einen der Männer, der heute Abend Geige spielte, kannte Lily. In seinem anderen Leben spielte er die erste Geige im Sinfonieorchester von San Diego – und dort wusste niemand, dass er ein Lupus war. Was ein weiterer Grund war, warum sie Benedict finden musste. Die Nokolai mochten sich zu dem bekennen, was sie waren, aber einige Clanmitglieder taten es nicht. Da die Bürgerrechtsreform immer noch nicht beschlossen war, konnten es sich manche einfach nicht leisten. Einen Lupus zu entlassen, nur weil er ein Lupus war, war legal, und viele Unternehmen scheuten sich nicht, von dem Gesetz Gebrauch zu machen.
Sie fand Benedict an der Nordseite der Wiese neben den Wannen mit den Getränken. Er sprach mit einem Mann, den sie nicht kannte. Lily rief halblaut: „Benedict.“
Er drehte sich nach ihr um und wartete. Als sie bei ihm war, nickte er ihr zu. Benedict war verantwortlich für die Sicherheit des Clanguts. Jetzt, da der Tanz vorbei war, hatte er die abgeschnittenen Jeans mit einigen seiner üblichen Accessoires ergänzt: einem langen Schwert in einer Scheide auf dem Rücken, einem Holster mit einer .357 an der Hüfte und einem Knopf im Ohr. Sein Handy war neben der .357 an seinem Gürtel befestigt.
Die Kombination von traditionellen und modernen Waffen, nackter Haut und beeindruckender Muskulatur gab ihm das Aussehen eines Charakters in einem Videospiel, und der Ohrstöpsel einen zusätzlichen Hauch von Secret Service. Sie lächelte. „Kein Maschinengewehr?“
„Nein. Ich rechne nicht mit Ärger.“
Er scherzte nicht. Zumindest dachte sie das. Bei Benedict konnte man sich nie sicher sein. „Der Tanz war beeindruckend. Etwas Ähnliches habe ich noch nie gesehen.“
Er nickte zustimmend. Vielleicht auch erfreut.
„Heißt das …“
„Ich rede nicht mit dir über meine Beziehung zu meinem Bruder.“
Sie zog verblüfft die Augenbrauen hoch. Nicht schlecht geraten, auch wenn er sich irrte: Früher oder später würden sie darüber reden. „Das Thema vertage ich fürs Erste. Ich mache mir Sorgen wegen der Sicherheit.“
Er rührte sich nicht. Seine Miene änderte sich nicht, und trotzdem war er plötzlich hellwach. „Ja?“
„Ich habe einen Asiaten gesehen, den ich nicht kenne. Nicht Paul – du kennst Paul, meinen Schwager? Dieser Mann ist kleiner als Paul und wahrscheinlich älter. Ich habe ihn nur kurz gesehen, deshalb kann ich ihn nicht sehr gut beschreiben, aber er trug eine dunkle Baseballkappe und ein helles T-Shirt mit kurzen Ärmeln.“
„Den habe ich weder gesehen, noch wurde er mir gemeldet, und meine Leute behalten alle ospi , die sich im Moment auf dem Clangut aufhalten, im Auge.“
Lily blinzelte. Ospi bedeutete Freunde oder Gäste, die nicht zum Clan gehörten. „Auch meine Schwestern? Du lässt meine Schwestern überwachen?“
Er lächelte schwach. „Ich überwache jeden, der kein Nokolai ist und das Clangut betritt.“
Sollte sie sich tatsächlich geirrt haben? Lily trommelte mit den Fingern auf ihrem Oberschenkel. Nein, entschied sie. „Es gibt keine asiatischen Nokolai, oder?“
„Zwei“, sagte Benedict sofort. „Halbasiaten natürlich. Einer hat eine koreanische Mutter und lebt hier in Los Angeles. Er ist zehn Jahre alt. Der andere ist erwachsen. Seine Mutter war Japanerin. John Ino ist siebenundfünfzig Jahre alt und lebt in Seattle, und ich bezweifle, dass er heute hier ist. Aber es wäre möglich.“
„Finde es heraus. Ich habe einen männlichen Asiaten mit einer Baseballkappe gesehen. Er war kein Gast und, wie es scheint, auch kein Nokolai.“ Vielleicht hatte er die Kappe mittlerweile abgesetzt. Vielleicht hatte er gemerkt, dass sie nach ihm gesucht hatte, und hielt sich jetzt im Hintergrund. Oder er war gegangen, dann wäre es jetzt zu spät. Doch einen Versuch war es trotzdem wert. „Die Feier wäre eine gute Gelegenheit für Paparazzi, und heutzutage sind die Kameras sehr klein.“
Benedict dachte einen Moment darüber nach, dann nickte er. „Na gut. Wer immer es ist, dieser Mann ist durch keines der Tore gekommen. Es gibt andere Möglichkeiten, auf das Gelände zu gelangen, aber nur zu Fuß. Was bedeuten würde, dass er eine Geruchsspur hinterlassen hat.“ Er nahm sein Telefon und tippte eine Nummer ein. „Saul, ich brauche dich. Ich bin bei den Getränken.“
Er steckte das Telefon weg. „Saul hat von all meinen Leuten die beste Nase. Er wandelt sich, und du zeigst ihm, wo du den Mann
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