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Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie

Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie

Titel: Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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schmutzige und mehrfach gefaltete Blatt Papier heraus, das sie vorbereitet hatte und auf dem ihr angebliches Vorleben beschrieben wurde. Denn wer würde einen stummen Jungen anstellen, der niemanden hatte, der für ihn sprach?
    Wie es schien, eine heimlich weichherzige Frau, die von dem Einsammeln von Exkrementen lebte. Denn obwohl die Frau nicht lesen konnte, stieß sie einen erschrockenen Ausruf aus, als sie in Li Leis Mund sah, und murmelte etwas von Dummköpfen und Verrücktheiten – und dass ihr Ehemann nicht zu denen gehöre, die stumme Diener verlangten, überhaupt nicht, und warum die Menschen solche Idioten seien! Und während sie vor sich hin murmelte, holte sie für Li Lei eine kleine Schale mit Sojaquark und erklärte ihr dann, wo sie schlafen und arbeiten würde.
    Erschrocken stellte Li Lei fest, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten. Sie aß den Sojaquark und verbeugte sich dankend. Ihre dummen Augen waren immer noch feucht. In diesem Moment wusste sie, was sie mit der Münze machen würde, die in einer Schärpe unter ihrer Kleidung eingenäht war. Sie würde sie hier lassen, bei dieser Frau, die einem schmutzigen, stummen Jungen half, obwohl sie es gar nicht musste. Sie selbst würde die Münze ja doch nicht brauchen.
    Danach arbeitete sie tatsächlich sehr hart, und als sie sich auf dem Stroh in dem kleinen Verschlag zusammenrollte, in den man sie zum Schlafen geschickt hatte, taten ihr die Muskeln weh, und sie roch fürchterlich. Aber sie wusste, wie der erste Teil ihres Plans aussehen würde.
    Der einzige Schwachpunkt ihrer Verkleidung war ihre Stimme. Auch wenn Li Lei sich noch so sehr anstrengte, sie würde sich immer wie eine junge Frau anhören. Deshalb musste sie stumm sein – und hatte eine gute Erklärung dafür gefunden. Der Fäkaliensammler brauchte tatsächlich keine stummen Diener, aber der Zauberer. Einige verarmte, aber findige Familien hatten bereits versucht, ihre überzähligen Söhne oder Töchter in seinen Dienst zu geben, indem sie ihnen die Zunge herausschnitten. Chens Frau hatte angenommen, dass Li Lei eines von diesen Kindern sei.
    Fürs Erste würde Li Lei nun Fäkalien einsammeln – und das bedeutete, dass sie auf das Gelände des Zauberers gelassen würde. Wenn sie erst einmal wusste, wie es dort zuging, konnte sie ihre Verkleidung ein wenig ändern. Dort musste sie nicht lange für einen Diener durchgehen.
    Lange lag Li Lei zusammengerollt auf dem stinkenden Stroh in der Dunkelheit wach. Sie sehnte sich nach dem Schlaf wie nach einem Geliebten, aber er wollte nicht kommen.
    Genauso wie die Geister nicht kamen. Nicht letzte Nacht oder die Nacht davor oder die Nacht vor dieser. Oder sie waren gekommen, und Li Lei hatte sie nicht sehen oder hören können.
    Ihre dumme, fruchtbare Stiefmutter war tot. Ihre Tanten waren tot – die jüngere Schwester ihrer Mutter, die ältere Schwester ihres Vaters und deren Tante. Und dann die Diener, selbst die harmlose kleine Shosu, die mit Li Lei herumgealbert hatte, wenn sie eigentlich hätte arbeiten sollen, und die zerstreute alte Zi Jeng, die schon für den Vater ihres Vaters gearbeitet hatte.
    Ihr Vater war tot. Die kleinen Kinder … Oh, Jing wäre empört darüber, dass sie ihn in Gedanken ein kleines Kind nannte! Aber das würde er nie erfahren, denn er und die beiden Mädchen waren tot. Keinen von ihnen würde sie je wieder sehen oder sprechen. Sie wusste nicht einmal, wo sie begraben waren, damit sie ihnen Opfer hätte darbringen können.
    Sun Mzao behauptete, dass sie diese Opfer im Totenreich gar nicht bekämen, doch er wusste zwar viel über den Tod, gab aber zu, dass er keine Verbindung zu den Toten hatte. Li Lei ebenfalls nicht. Ihr Wissen über den Tod stammte gänzlich von dieser Seite des Vorhangs – aber abgesehen von dieser Einschränkung war es umfangreich.
    Die Chimei hatte ihre gesamte Familie getötet, indem sie die Hand eines ihrer Lieben ergriffen hatte, um den anderen den Tod zu bringen. Die Dämonin konnte nicht selbst getötet werden, auch wenn Li Lei nichts lieber getan hätte, als sie durch den dunklen Vorhang zu schicken – aber sie konnte verletzt werden, geschwächt, aufgehalten.
    Und der Zauberer konnte sterben.
    Und das würde er. Das hatte Li Lei bei ihrem richtigen Namen geschworen – kurz bevor sie sich die Zunge herausgeschnitten hatte.

 
    20
    Geduldig ließ Rule einen zweiten Teeaufguss über sich ergehen, obwohl Sams Enthüllungen große Unruhe in ihm ausgelöst hatten. In seinem Kopf

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