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Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade

Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade

Titel: Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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Arjenie sagen. Sie stellt die richtigen Fragen. Sie ist schnell, aber gründlich und vermutlich auf ihre Art brillant. Und das war es nicht, was du wissen wolltest, nicht wahr?«
    »Das hilft mir alles weiter. Ich weiß ja nur, wie sie aussieht, wenn sie bewusstlos ist.«
    Lily überlegte einen Moment. »Ich habe sie nie zickig erlebt oder klatschhaft. Mir gegenüber hat sie auch nie die Mitleidskarte gespielt. Ich glaube, ich würde sagen, sie ruht in sich. Nicht kühl oder stoisch – eigentlich sogar das Gegenteil. Eher so, als hätte sie ihr inneres Gleichgewicht schon vor Jahren gefunden und es seitdem nicht wieder verloren.«
    Netties Mundwinkel hoben sich, doch in ihren Augen lag Bitterkeit. »Das wäre ja schon mal eine große Verbesserung zu Claire.«
    »Ich weiß nicht viel über Claire.«
    Nettie zuckte mit den Achseln. »Ich vermutlich auch nicht. Ich war ja noch ein Kind. Als ich sie kennenlernte, mochte ich sie zuerst. Sie war einer dieser Menschen, die doppelt so lebendig wirken wie alle andern, in deren Nähe man sich gleich lebendiger fühlt. Außerdem war sie ein treuloses Miststück.«
    Das überraschte Lily so sehr, dass sie zusammenschreckte. Protest zuckte durch ihren Arm, von den Fingerspitzen bis hoch zum Schlüsselbein.
    »Was ihr Benedict nie vorgeworfen hat«, sagte Rule ruhig.
    »Aber ich.« Netties Miene und Ton waren steinern.
    Rule hob die Hände und spreizte die Finger. »Ich war damals auch noch ein Kind, deshalb kann ich nur sagen, was man mir erzählt hat. Aber ich glaube, dass es stimmt. Claire konnte das Band der Gefährten nicht akzeptieren«, sagte er zu Lily. »Irgendwann hat sie versucht, sich davon zu befreien, indem sie mit einem anderen Mann schlief. Sie hat Benedict erzählt, was sie vorhatte und warum. Sie wollte ihn nicht verletzen; aus ihrer Sicht wollte sie sich nur retten.«
    »Das glaubt er«, sagte Nettie. »Und es heißt nicht, dass es ihn nicht verletzt hat.«
    »Er war aufgewühlt, ja. Das habe selbst ich damals erkannt. Aber vor allem, weil er fürchtete, sie würde sich selbst emotionalen Schaden zufügen, und das völlig grundlos, denn ein solcher Versuch war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Er versuchte sie dazu zu bringen, sich Lupus-Partner zu nehmen, weil menschliche Männer sie schlecht behandeln würden, wenn sie sie für leicht zu haben hielten. Sie weigerte sich.« Rule sah Lily an. »Du musst bedenken, das war vor über vierzig Jahren, in den Sechzigerjahren. Die Zeit war eine andere, auch wenn die Haltung gegenüber der weiblichen Sexualität dabei war, sich zu ändern.«
    Lily war fassungslos. »Das ist … sie haben einfach so darüber gesprochen? Und er gab ihr den Rat, nur mit Lupi zu schlafen?«
    Rules Mund verzog sich zu einem Lächeln, doch seine Augen blieben sorgenvoll. »Ich habe kürzlich erlebt, dass ich zu Eifersucht fähig bin. Das war keine erfreuliche Entdeckung, aber es stimmt … was mich betrifft. Ich glaube nicht, dass Benedict eifersüchtig ist. Er kann besitzergreifend sein, das ja … aber nicht im sexuellen Sinne.«
    »Er kann verletzt werden«, sagte Nettie barsch. »Und sie hat ihn oft verletzt, lange bevor sie ihn beinahe zerstört hätte, indem sie sich selbst umgebracht hat.«
    Rule warf seiner Nichte einen scharfen Blick zu. »Sie hat sich nicht selbst umgebracht.«
    Nettie winkte ab. »Vielleicht ja, vielleicht nein. Ich weiß nicht, was in dieser Nacht in ihrem Kopf vorging, und du auch nicht. Keine Sorge, zu Benedict sage ich so etwas nicht. Das würde ich ihm nicht antun.« Sie brach ab, die Augen dunkel vor innerer Bewegung. »Ich war nicht da, als sie starb, im Gegensatz zu dir. Ich wohnte zu der Zeit bei meiner Mutter im Reservat. Das war die Zeit im Jahr, die ich immer bei ihr verbrachte, deswegen war ich nicht da.« Sie stieß einen langen, zittrigen Seufzer aus. »Du ja. Das hat mir lange zu schaffen gemacht, weißt du das? Dass du hier warst, als es geschah, und ich nicht.«
    »Ich weiß«, sagte er leise und griff nach Netties Hand.
    Sie schloss die Finger um seine Hand. »Meine Mutter wollte mich nicht zu ihm lassen. Er war in schlechter Verfassung, und sie verbot mir, zum Clangut zu fahren, um bei ihm zu sein. Sie dachte, es wäre zu schlimm für mich, ihn so zu sehen. Sie verstand nicht, dass es schlimmer war, nicht dort zu sein.«
    »Ich weiß«, sagte Rule wieder und dieses Mal mit einem leichten Lächeln. »Und irgendwie hast du es dann doch geschafft.«
    Nettie schnaubte. »Es war dumm von mir.

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