Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
verkündet hatte, sie wolle nach Hause fliegen. Dafür musste Lily ihr allerdings fest versprechen, dass sie an ihrem Reisetag nicht selber gehen würde (»Dafür werden wir schon sorgen!«). Doch was den Flug anging, hatte sie keine Bedenken.
Dafür aber Dr. Spindeldürr. Zuerst hatte es so ausgesehen, als würde er sich weigern, Lily zu entlassen, doch er ließ sich von Nettie umstimmen. Schließlich unternahmen die wenigsten Patienten einen Flug in Begleitung ihrer Leibärztin, die sie umhätschelte. Was Lily allerdings nicht zu schätzen wusste, weil sie nicht lange genug wach war.
Zudem war diese Leibärztin eine Schamanin, die Lily innerhalb von Sekunden in Schlaf versetzen konnte, falls sie aufwachte. Was sie auch tat – weil ihre Blase zwickte. Lily war schon einmal auf einer öffentlichen Toilette überfallen worden und wollte die Erfahrung nur ungern wiederholen. Deshalb ließ sie sich ein paarmal von Rule wecken, damit sie nicht nach der Landung im Flughafen auf die Toilette gehen musste.
Jeff flog mit ihnen gemeinsam zurück. Die anderen Leidolf-Wachen blieben in Nashville … so wie auch LeBron. Oder vielleicht blieb er auch nicht. Lily wusste, dass es etwas gab, das den Körper überlebte – ob man es nun Seele nannte oder anders. Sie wusste auch, dass Geister existierten. Ein Medium hatte ihr einmal gesagt, dass ein Geist so etwas wie eine Nebenwirkung des Todes war – ein Schatten, den eine Seele warf, nicht die Seele selber, genauso wenig, wie ein Körper eine Seele war. Geister erloschen, wenn die Seele den Übergang abgeschlossen hatte, den die meisten Seelen ziemlich schnell vollzogen.
Die meisten, nicht alle. Manche Geister blieben auch Tage, Wochen, ja sogar Jahre.
War es möglich, dass LeBrons Geist ihnen in zehntausend Metern Höhe folgte?
Wer wusste das schon?
Kurz bevor sie landeten, ließen die Schmerzmittel nach. Lilys Arm pochte, als sie im Rollstuhl aus dem Flugzeug geschoben und dann in eine der motorisierten Flughafenkarren gehoben wurde. Aber wenigstens war sie wach.
Ohne einen Zwischenfall kamen sie durch die Sicherheitskontrolle, wo fünf Nokolai-Wachen mit einem Rollstuhl warteten. Offenbar hatte Rule sie beim Wort genommen, als sie ihm versprochen hatte, er dürfte sie bewachen, so viel er wollte – und Nettie es mit ihrer Drohung, Lily dürfe nicht selber gehen, ernst gemeint.
Zähneknirschend fügte Lily sich. Sie hasste es, wenn man sie behandelte, als könnte sie nicht auf sich selbst aufpassen, selbst wenn es im Moment stimmte. Sie hasste es, dass alle zu ihr hinsahen, als sie jetzt umgeben von Bodyguards durch den Flughafen gerollt wurde. Am meisten hasste sie den Gedanken, es könnte noch jemand wegen ihr sein Leben verlieren. Für sie.
Es war eine Stretchlimousine.
Überrascht lachte sie auf. Dann musste sie an ihre Großmutter denken, und plötzlich fiel es ihr etwas leichter, Rules entschlossene Bemühungen, ihr zu helfen, zu ertragen. Dabei wäre sie durchaus in der Lage gewesen, selbst zu gehen, Herrgott noch mal! Zugegeben, sie war schrecklich schwach, aber gehen konnte sie, wenn man sie nur ließe.
Möglicherweise hatte sie das ein wenig zu heftig zum Ausdruck gebracht.
»Mach dir keine Sorgen«, sagte Nettie, als sie in das lächerlich lange Gefährt stieg. »Ich bringe dich in null Komma nichts wieder auf die Beine. Nur nicht heute.«
Einer der Bodyguards stieg vorne beim Fahrer ein. Die anderen fuhren mit José, der ihnen in seinem eigenen Wagen folgen würde. Rule schaffte es, mit Lily in den Armen in die Limousine zu steigen, ohne ihren Kopf oder ihre Füße anzustoßen, womit er sich wahrscheinlich in irgendeiner Disziplin für die Olympischen Spiele qualifiziert hatte.
Er setzte sie auf der Rückbank ab und nahm dann ihr gegenüber neben Nettie Platz. Sie stopfte sich die bereitliegenden Kissen in den Rücken, sodass sie die Beine ausstrecken konnte, ohne sich ganz hinzulegen. Auf dem Boden stand eine Katzenkiste. Darin schnarchte ein betäubter Dirty Harry.
»Du hast mal wieder an alles gedacht«, sagte sie zu Rule und zeigte auf die Kiste. »Ist jemand verletzt worden?«
»José ist zuversichtlich, dass er das Blut aus dem Teppich bekommt.«
Er machte keinen Witz. Sie seufzte. »Ich weiß nicht, wie Harry das Clangut gefallen wird. Da muss es doch überall nach Wolf riechen.«
»Harry ist hart im Nehmen. Er wird sich schon einleben. Außerdem ist Toby ja da.«
Sie runzelte die Stirn. »Hast du mir das schon gesagt und ich war nur zu
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