Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
Dyas Witterung zu folgen. Die stärkste Spur, sagte er, schien zu Friars Haus zu führen, der er allerdings nicht sehr weit folgen konnte, ohne gesehen zu werden. Doch er fand keine neue Spur, die von dem Haus wegführte, egal in welche Richtung. Er wartete über eine Stunde, in der Hoffnung, sie würde zurückkommen. Und als Danny wie geplant die Banne zum zweiten Mal auslöste, musste er den Rückzug antreten, solange noch Zeit war.
Lily trommelte mit den Fingern auf ihrem Bein. »Die naheliegende Schlussfolgerung ist, dass Friar sie ins Haus geholt hat. Manchmal trifft das Naheliegende auch zu. Es gab keine Anzeichen für Gewaltanwendung.« Dabei sah sie Arjenie an. »Wir haben keinen Anlass anzunehmen, dass ihr etwas zugestoßen ist.«
Arjenie schluckte. Sie war nicht einmal imstande zu nicken. Der blöde Bindezauber ließ nicht zu, dass sie die Existenz ihrer Schwester bestätigte.
»Das ist die naheliegende Schlussfolgerung«, stimmte Isen Lily zu. »Und vielleicht ist es auch so. Trotzdem fehlen dir wichtige Informationen. Ich habe Friars Grundstück seit Monaten überwachen lassen.« Er wandte sich an seinen älteren Sohn. »Benedict?«
»Zuerst«, brummte Benedict mit seiner schönen, tiefen Stimme, »haben wir lediglich die Straße beobachtet und notiert, wer kam und wer ging, insbesondere nachts, wenn die Treffen von Humans First stattfanden. Seine Feinde zu kennen zahlt sich stets aus. Als ich aber die Listen, die meine Männer geführt hatten, durchsah, fielen mir einige Anomalien auf. Daraufhin haben wir beschlossen, uns die Sache mal näher anzusehen.« Er warf einen Blick zu Arjenie. »Das war der Grund, warum ich vor drei Tagen die Banne markiert habe.«
»Welche Anomalien?«, fragte Lily.
»Zweimal hat jemand das Grundstück verlassen, ohne dass wir ihn vorher hatten kommen sehen. Einmal ist einer seiner Lieutenants angekommen, hat das Grundstück aber anschließend nicht mehr verlassen, obwohl er später in Sacramento gesehen wurde. Natürlich ist es denkbar, dass meine Männer entweder unaufmerksam gewesen sind oder die Listen nicht stimmen. Oder aber sie haben recht.«
Langsam sagte Rule: »Du glaubst, es gibt einen geheimen Ausgang.« Er bedachte seinen Vater mit einem harten Blick. »Mir hat man nichts von diesen Anomalien gesagt. Dass Friar beobachtet wurde, wusste ich, aber – «
»Was du mir gegenüber nicht erwähnt hast«, sagte Lily.
»Was«, sagte Isen, »ein Grund dafür ist, warum ich Rule nichts von den Anomalien erzählt habe. Er hält nur ungern Information vor dir zurück. Außerdem schien die Vorstellung irgendwie lächerlich. Warum sollte Friar heimlich Leute durch wildes Gelände rein- und wieder rausschleusen? Aber unsere Neugier war geweckt, deswegen hat Benedict zusätzliche Posten aufgestellt. Außerdem haben wir Friars Nachbarn beobachten lassen und den Feldweg an der Rückseite des Grundstücks.«
»Letzte Woche ist es dann wieder passiert«, sagte Benedict. »Dienstag kurz vor zehn Uhr abends verließ Paul Chittenden Friars Haus zusammen mit Friar, ohne dass wir ihn hatten kommen sehen. Ganz offensichtlich ist es möglich, das Grundstück ungesehen zu betreten und zu verlassen – es ist raues Gelände, mit vielen Möglichkeiten, sich zu verstecken. Aber man muss es schon darauf anlegen, nicht gesehen zu werden. Warum sollte Chittenden heimlich kommen und dann ganz offen zusammen mit Friar wieder gehen?«
»Was willst du damit sagen?«, fragte Lily stirnrunzelnd. »Dass es dort eine Art geheimen Tunnel gibt?«
»Ja.«
»Du machst Witze.« Sie runzelte heftiger die Stirn. »Nein, du meinst es ernst.«
»Es wäre eine Möglichkeit von vielen. Und ich hielt sie eher für unwahrscheinlich. Bis jetzt.« Er machte eine Pause. » Sie hat eine Affinität zu unterirdischen Orten. Unter anderen Namen war sie eine Göttin, deren Anbeter ihr Altäre in Höhlen erbaut haben.«
Lily machte ein komisches Gesicht, als hätte sie in etwas Übelschmeckendes gebissen, das sie nicht wieder ausspucken konnte. »Aber wir reden hier von Friar. Sie ist nicht hier; also ob er sich überirdisch oder unterirdisch aufhält, hat keinerlei Auswirkungen auf sie .«
Isen sagte sanft: »Aber sie wirkt auf die ein, mit denen sie in Kontakt steht.«
»Sodass sie sie dazu bringt, in der Erde zu graben wie Maulwürfe?«
»Die Azá haben es so gemacht, oder?«
»Am Ende, ja – weil der Netzknoten sich in einer Höhle befand. Außerdem wollten sie nicht dabei gesehen werden, wenn sie ein
Weitere Kostenlose Bücher