Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
Höllentor öffneten. Und sie waren religiöse Fanatiker, die – «
»Ihre Stellvertreter hatten vielleicht gute Gründe, unter der Erde zu arbeiten. Das bedeutet nicht, dass sie nicht von ihr beeinflusst wurden.«
Rule ergriff das Wort. »Wenn Friar eine Art unterirdischen Weg gebaut hat, müssen wir es wissen und auch, warum, denn ich möchte wetten, dass er – mal abgesehen von ihrem Einfluss – einen guten Grund dafür hat. Dass er damit etwas Bestimmtes bezweckt. Wir wissen nicht, was er vorhat.« Er warf Lily einen Blick zu. »Nicht genau zumindest. Sein Ziel ist es, uns zu vernichten und vermutlich alle Begabten und Andersblütigen noch dazu.«
Alle Lupi? Alle Andersblütigen und alle Begabten?
Das war ein großer Schritt von einer hohen Klippe. Arjenie hatte Mühe, ein solches Ausmaß an Größenwahn und Bösartigkeit zu begreifen.
»Du hast recht, wir müssen mehr in Erfahrung bringen«, sagte Lily. »Ich weiß auch schon, wie. Aber das ist erst morgen möglich. Arjenie, Ihre Fähigkeiten können uns nützlich sein. Möchten Sie uns helfen?«
»Ja«, sagte sie schnell. Selbstverständlich, wenn es ihnen helfen konnte, Dya zu finden, wenn es Dya helfen konnte. »Das heißt … von welchen Fähigkeiten sprechen Sie? Als Rechercheurin? Oder meinen Sie meine Gabe?«
Lily lächelte. »Fürs Erste als Rechercheurin. Also, ich habe mir Folgendes gedacht.«
Als sie auseinandergingen, war es schon nach ein Uhr nachts. Arjenie war gleichermaßen müde, besorgt, ängstlich, verwirrt und … ungeduldig, mit dem, was sie am besten konnte, zu beginnen. Genau das brauche ich jetzt , dachte sie, als Benedict sie zu ihrem Zimmer begleitete. Ein Tag vor dem Computer, auf der Suche nach Fakten, würde ihr helfen, diese … emotionale Überlastung zu verarbeiten. Sie meinte auch schon zu wissen, wie sie an die Infos, die sie brauchten, kommen könnte. Sie hatte Zugriff auf ein paar wirklich coole Datenbanken.
»Dieses Treffen, von dem ihr gesprochen habt«, sagte sie, als sie schließlich vor ihrer Tür standen, »das ist wohl eine große Sache, wenn du und Rule euch den ganzen morgigen Tag darauf vorbereiten müsst, statt weiter an Friar dranzubleiben.«
Benedict schien abwesend. Eine Falte hing zwischen seinen Brauen, als wäre sie dort schon vor eine Weile gelandet, ohne dass er es bemerkt hätte. »Isen hat ein Großtreffen einberufen. Das ist ein Treffen aller Lupi-Clans. Traditionell findet ein Großtreffen alle zehn Jahre statt. Eigentlich ist es jetzt noch nicht so weit, aber als sich die Oberschlampe letztes Jahr wieder gerührt hat, hat Isen es für nötig befunden.«
»Aber das Treffen übermorgen ist kein Großtreffen, oder?«
»Nein. Am Montag kommen die Lu Nuncios der dominanten nordamerikanischen Clans zusammen. Unsere Nachbarn, wenn du so willst. Wenn wir unsere Nachbarn nicht von der Notwendigkeit eines Großtreffens überzeugen können, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass es stattfinden wird.«
»Verstehen sie denn die Notwendigkeit nicht? Wenn eine Große Alte euch vernichten will, werden sie doch sicher erkennen, dass ihr zusammenhalten müsst.«
»Man misstraut den Nokolai, weil Rule so unterwartet zum Rho der Leidolf erhoben wurde. Dadurch entstand ein erhebliches Machtungleichgewicht. Nokolai und Leidolf sind wohl die beiden mächtigsten Clans und lange Zeit verfeindet gewesen. Stell dir nur mal vor, wie es ausgesehen hätte, wenn am Ende des Kalten Krieges, als die UdSSR zusammengebrochen ist, auf einmal der amerikanische Vizepräsident russischer Premierminister geworden wäre.«
»China hätte sich bedroht gefühlt. Das heißt, einige Clans fühlen sich bedroht?«
»Ein paar. Selbst solche, die seit Langem ein freundschaftliches Verhältnis mit den Nokolai pflegen, sind verunsichert.«
»Wie viele Clans gibt es?«
»Zusammen vierundzwanzig. Elf dominante, sieben davon in Nordamerika – Nokolai, Leidolf, Ybirra, Szøs, Etorri, Wythe und Kyffin. Die Kyffin haben sich den Nokolai für ein Jahr und einen Tag untergeordnet, das heißt bis Mitte November, sodass sie das tun werden, was wir ihnen befehlen. Aber sie sind dominant, daher muss ihr Lu Nuncio zum Zirkel eingeladen werden.«
Arjenie hatte das Gefühl, dass sie unter »dominant« etwas anderes verstand als er, aber sie beschloss, jetzt nicht näher darauf einzugehen. Das leichte Stirnrunzeln war hartnäckig, so als trüge er eine Sorge seit so langer Zeit mit sich herum, dass er vergessen hatte, wie man damit aufhört.
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