Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
es Budgetkürzungen, dann haben die Gnome beantragt, dass die Höhlen ihrem Tunnelsystem angeschlossen werden, was der Grund dafür ist, dass die unvollständige Karte als geheim eingestuft wurde. Ihr wisst ja, was für Heimlichtuer Gnome sind. Aber mir fiel ein, dass ich einmal eine Skizze des Teils gesehen habe, der kartiert werden sollte, und ich dachte … nun, hier ist er.«
Für Lily sah es aus wie Spaghetti. Radioaktive Spaghetti. Weiße schimmernde Linien wanden sich auf einem schwarzen Hintergrund, hier und da ein paar helle Kleckse – Höhlen, Kavernen? – entlang der Schlaufen.
»Natürlich kann man darauf nicht viel erkennen«, sagte Arjenie. »Hier ist die 3-D-Sicht.« Sie tippte auf ein paar Tasten, die Linien trennten sich, und es entstand eine dreidimensionale Darstellung. »Sie haben ein paar Punkte mit GPS verbunden, deswegen konnte ich eine Luftbildkarte daraus machen. Seht.« Sie bewegte den Zeiger und klickte. Plötzlich lagen schimmernde Spaghetti über dem Braun, Grau und blassen Grün der Berge. »Das ist unser Tunnel.«
Sie verschob den Bildausschnitt, um einer einzelnen Spaghetti zu folgen, die gerader und länger als die meisten anderen war … und auf einmal sah das Bild bekannt aus. Ganz wie Cynnas Karte. Man konnte sogar das Dach von Friars Haus und den Swimmingpool sehen.
Lily war kalt. Und gleich darauf heiß. »Willst du uns damit sagen, dass Friars Tunnel zu den Höhlen der Azá führt?« Auf der Liste der Orte, die sie nie wieder sehen wollte, stand der auf Platz zwei. Direkt nach der Hölle.
»Mit Sicherheit kann ich das nicht sagen. Mein Tunnel endet mehr als vierhundert Meter vor dem, den Cynna gefunden hat, und ich weiß nicht, ob er dort tatsächlich aufhört oder die Arbeit an der Karte beendet wurde. Außerdem muss ich die Tiefenangaben überprüfen, um zu sehen, ob die beiden Tunnel auf derselben Ebene verlaufen. Aber es sieht so aus, als könnten sie miteinander verbunden werden, nicht wahr?«
Ja, so sah es aus. »Arjenie, du sagtest, die Gnome haben einen Antrag eingereicht, um die Höhlen zu übernehmen. Wurde der bewilligt?«
»Das weiß ich nicht«, sagte sie entschuldigend. »Ich habe es nicht nachgeprüft.«
»Finde es heraus. Wenn er nicht kurzerhand abgelehnt wurde, ist er noch anhängig. Es ist weniger als ein Jahr her, und wenn die Gnome das Höhlensystem für sich beanspruchen, werden sie sicher etwas gegen Friars kleinen Tunnel haben.«
»Okay.« Sie sah verwirrt aus. »Das hört sich an, als würdest du dich darüber freuen.«
Isen lächelte. »Ich glaube, ich weiß, warum. Wenn das Amt erst einmal einen solchen Antrag prüft, wird es der Verwalter besagter Höhlen.«
Lily warf ihm ein Grinsen zu. »Ganz genau. Und in diesem Fall haben wir nicht nur unsere Hintertür gefunden – sie befindet sich auch noch auf Bundeseigentum.«
41
Abenddämmerung. Kühle Luft folgte der Dunkelheit, die das Licht langsam verdrängte. Eine Welt gehüllt in Grau, die Ränder verschwommen und ungewiss. Die Vögel schwiegen, in den Häusern ging das Licht an … und hier, auf dem Clangut, erklang dann und wann ein Heulen aus den Bergen. Oder näher.
Lily trat auf die Terrasse hinter dem Haus und hielt inne, damit sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnen konnten. Dann ging sie zu dem großen, dunkelhaarigen Mann, der an dem Geländer am anderen Ende der Terrasse lehnte.
Er drehte sich um. »Hast du den Durchsuchungsbefehl?«
»Endlich.« Die Richterin hatte erst überzeugt werden müssen. Die Bedingungen dieser Durchsuchung waren unkonventionell, und die Vorstellung, die Sache in einem magischen Kreis besprechen zu müssen, den ein Zauberer in ihrem Richterzimmer gezogen hatte, behagte ihr gar nicht. Doch der Kreis sollte verhindern, dass Friar mithörte. Dass das Büro augenblicklich unter dem Code 300 operierte, hatte die Richterin schließlich von der Notwendigkeit dieser Vorsichtsmaßnahme überzeugt.
»Und du wolltest es mich sofort wissen lassen.«
»Nicht ganz. Ich … « Lily strich sich mit gespreizten Fingern das Haar aus dem Gesicht. »Das war nicht meine Idee. Ich fand, Isen sollte mit dir sprechen. Er fand, ich sollte es tun. Er hat sich durchgesetzt. Ich bin mir nicht sicher, wie er das geschafft hat. Anscheinend glaubt er, dass wir uns ähnlich sind, ich und du.«
Benedicts Augenbrauen hoben sich. »Mein Vater hat eine exzellente Menschenkenntnis, aber … «
»Ich verstehe es auch nicht.« Stirnrunzelnd sah sie zu ihm hoch. »Ich weiß
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