Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
sich sofort einen Anwalt genommen und redete nicht. Das würde ihm nichts nützen. Der Freund, der den Truck gefahren hatte – einen Truck mit personalisiertem Kennzeichen! – , hatte beim Verhör so schnell zu singen angefangen, dass Sjorensen nach eigener Aussage gar keine Gelegenheit gehabt hatte, den bösen Cop zu spielen.
Den Verräter, der versucht hatte, Ruben umzubringen, hatte man bisher noch nicht gefasst. Falls Karonski eine Spur hatte, wusste sie nichts davon.
Ruben war auf dem Weg der Besserung. Aber die Arbeit hatte er noch nicht wieder aufgenommen.
Friars Leiche war nie gefunden worden. Und auch Calvin Brewster und ein paar der Miliztypen wurden noch vermisst.
Lily hätte gern geglaubt, dass Friar tot war. Es war kaum möglich, dass er vor dem Einsturz der Höhlen entkommen war. Aber Cynna hatte versucht, ihn – oder seine Leiche – mithilfe von Haaren aus seiner Bürste zu finden. Ihre Gabe wirkte in einem Umkreis von circa hundertfünfzig Kilometern, aber sie hatte nichts wahrgenommen.
Vielleicht war sein Körper unter einem Felsen begraben, der stark mit Quarzadern durchzogen war, die Cynnas Gabe blockierten. Vielleicht.
Arjenie hatte die Versetzung nach San Diego beantragt. Einige Akten, mit denen sie arbeitete, durften nicht außerhalb des FBI -Gebäudes eingesehen werden, aber die meiste Arbeit konnte sie auch im Home Office verrichten. Sie und Benedict waren gerade von einem Besuch bei ihrer Familie in Virginia zurück, und jetzt war sie auch in der Lage, den Namen ihrer Schwester auszusprechen. Sam hatte den Bindezauber von ihr genommen.
Aber ihre Schwester war fort. Dya hatte das einzige Tor, das es auf der Erde gab, das in D.C., genutzt. Es führte nach Edge, von wo aus sie ein weiteres Tor in ihre Heimat nutzen konnte. Die Neuigkeiten, die sie für ihr Volk hatte, konnten nicht warten. Ihr Fürst war tot. Er hatte Das Gesetz der Königinnen gebrochen. Das hatte möglicherweise schwerwiegende Folgen für die Binai.
Das firnam fand auf einem Feld statt, das der Versammlungswiese der Nokolai ganz ähnlich war. Zahlreiche Zuschauer hatten sich eingefunden. Sie standen oder saßen im Gras. Drei Dutzend Männer bildeten einen großen Kreis um einen üppigen Stapel Holz, der sich auf einem von früheren Feuern geschwärzten Fleck Erde erhob. Lily und Rule gingen zu ihnen.
Vor dem Holzstapel stand die Rhej der Leidolf, eine große Frau, um die vierzig, mit einer kräftigen Gestalt und Haut, die einen Ton heller als LeBrons war. Sobald Lily und Rule ihre Plätze eingenommen hatten, drehte sie sich zu dem Holzstapel um. Die Rhej der Leidolf war eine Heilerin und hatte keine Feuergabe wie Cullen; sie konnte kein Feuer rufen. Aber sie hatte ihren Zauber bereits vorbereitet, sodass nur noch ein Wort und ein Händeklatschen nötig waren, um das Feuer zu entzünden.
Die Trommeln schlugen schneller, als die Rhej den Kreis verließ. In der sich senkenden Dämmerung breiteten sich die Flammen schnell über das Holz aus. Lilys Herz pochte im Rhythmus der Trommeln. Sie war nicht ängstlich, sagte sie sich. Vielleicht ein bisschen nervös, aber nicht ängstlich.
Wie sich herausstellte, war ein firnam ganz anders als die anderen Todeszeremonien, die sie kannte. Eine Rede, in der LeBron und seinem Leben ehrend gedacht wurde, gab es nicht.
Ein firnam war ein Tanz. Ein Tanz von Kriegern.
Für einen kurzen Moment hörte man nichts außer den Trommeln. Dann warf Rule den Kopf zurück, stieß einen wilden Schrei aus, machte ein paar Laufschritte und sprang über das Feuer.
Jetzt schrien alle. Zuerst sprang einer über die Flammen, dann ein anderer, während die Übrigen den Kreis in Bewegung setzten – stampf, stampf, Schritt – stampf, stampf, Schritt . Einer nach dem anderen rannte auf das Feuer zu und sprang. Dies war ein sehr viel simplerer Tanz als der Trainingstanz, den sie einmal gesehen hatte – aber bei so vielen Lupi, die alle aus verschiedenen Clans kamen, mussten sie es simpel halten. Lily bewegte sich mit ihnen im Kreis – stampf, stampf, Schritt – , bis Rule wieder neben ihr landete. Er hob sie hoch, trat ein paar Schritte zurück, legte den Kopf zurück und stieß ein jaulendes Heulen aus, das mehr an seine andere Gestalt erinnerte.
Dann rannte er mit ihr in den Armen los – und sprang.
Die Wucht der heißen Luft wehte ihre Haare zurück. Sie landeten. Er reichte sie an José weiter.
Ein firnam war ein Kriegertanz. Krieger kehrten nicht immer unversehrt aus einem Kampf
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