Wolf Shadow Bd. 7 - Verbotene Pfade
auch sei, das macht mir nichts mehr aus. Manchmal finde ich es lästig, aber es stört mich nicht mehr. Aber die meisten Paare wissen, wie es sich anfühlt, wenn der andere auf Reisen ist oder so.«
»Hmm.« Die heutige Reise war Lily gar nicht recht gewesen. Dass sie nun gezwungen gewesen war, einige Punkte in ihren offenen Fällen in aller Eile zu klären, war unbefriedigend für sie. »Ich glaube, es würde mir nicht gefallen, dich zu vermissen.«
»Ich glaube, mir auch nicht. Es ist nur komisch, nicht zu wissen, wie es sich anfühlt.« Sie schob ihre Hand in seine. Sofort ließ seine Anspannung ein wenig nach. Die Vorteile des Bandes der Gefährten machten sich meist ebenso plötzlich, zwingend und körperlich bemerkbar wie seine Nachteile. »Natürlich waren wir getrennt, als du in der Hölle warst – zumindest erinnere ich mich an eine Trennung. Aber das war keine normale Abwesenheit.«
Seine Lippen zuckten. »Das stimmt. Die meisten Paare sind wohl getrennt, weil der andere sich in Detroit oder Dallas befindet, nicht in einer Dämonenwelt.«
»Du machst dich über mich lustig.«
»Nur ein bisschen.« Das Flugzeug ruckelte, als sie in eine Turbulenz gerieten. Er war stolz auf sich, weil er nicht zusammenzuckte. »Du wirst richtig gut darin.«
Sie hob die Brauen.
»Mich abzulenken.« Er hob ihre Hand an seine Lippen und küsste sie. »Danke. Obwohl es eine Methode gibt, die du noch nicht ausprobiert hast.« Er kitzelte mit der Zunge ihre Handfläche. Sie bog die Finger und schloss ihren Duft darin ein. Seine nadia trug kein Parfum. Und sie hatte nichts dagegen, dass er die Cremes und das Shampoo für sie aussuchte. Ihre Haut duftete zart nach Mandel, ihr Haar nach Apfel – eine Mischung, die ihm beinahe ebenso gefiel wie Lilys eigener Geruch. Träumerisch atmete er ein, die Augen halb geschlossen.
Sie räusperte sich. »Hier sind ein bisschen zu viele Menschen für so etwas.«
Er lächelte freundlich. »Es erfordert Erfindungsgeist, aber ich könnte um eine von diesen dünnen Decken bitten, die sie hier haben. Wenn du damit deinen Schoß bedeckst … «
»Und wer lenkt jetzt hier wen ab?«
»Es funktioniert doch, oder?«
Sie lächelte und entzog ihm ihre Hand. Dann bückte sie sich, um das kleine Notizbuch mit der Spiralbindung zu nehmen, das sie überallhin mitnahm. »Ich habe ein paar Fragen.«
»Natürlich.« Sie waren so eilig abgereist, dass sie sich bisher nur sehr wenig über die Todesfälle ausgetauscht hatten. Rule hatte mit seinem Vater und seinen Wachen gesprochen und ein zweites, kurzes Gespräch mit Alex geführt. Außerdem hatte er den Lu Nuncios der anderen fünf Clans versichern müssen, dass der Zirkel weiterhin stattfand. In der Zwischenzeit hatte Lily das Büro des FBI angerufen, jemanden aus dem Coven, mit dem sie zusammenarbeitete, ihre Großmutter, ihre Mutter und Ruben Brooks, ihren Boss.
Brooks war einer der wenigen Menschen, die von dem Band der Gefährten wussten. Als er Lily vor zehn Monaten für die Einheit anwarb, verstand und akzeptierte er die Einschränkungen, die das Band für sie bedeutete. Bisher hatte er sich nicht darüber beschwert, dass es manchmal Auswirkungen auf ihre Arbeit hatte.
Sobald sie an Bord des Flugzeugs waren, hatten sie leise beraten, was Rule der Presse gegenüber verlauten lassen sollte. Danach hatten sie an ihren Laptops gearbeitet. Rule war gerade dabei, ein paar riskante Anlagen zu tätigen, die aber den Leidolf eine sichere Basis verschaffen sollten, um die aktuellen Kursschwankungen ohne größere Verluste zu überstehen. Lily arbeitete an einem Bericht – einer der Punkte, die eilig erledigt werden mussten.
»Der Täter wurde als ein gewisser Raymond Cobb identifiziert«, sagte sie. »Ich habe kaum Informationen über ihn. Du hast ihn doch kennengelernt, oder?«
»Ja, als er zum gens subicio kam.« Alle Leidolf-Lupi waren zu dieser Zeremonie erschienen. Eine Ausnahme wurde nur für im Sterben Liegende gemacht. Jedes Clanmitglied stellte sich seinem neuen Rho vor und unterwarf sich ihm in einem Ritual, in dem die Clanmacht ihn erkannte.
Normalerweise war der Rho im Clan groß geworden und kannte alle seine Mitglieder persönlich; dann war die Unterwerfung der wichtige Teil. Rule aber war aufgewachsen mit der Vorstellung, dass alle Leidolf seine Feinde waren. Deshalb war es wichtig gewesen, dass die Clanmacht ihn spüren ließ, wer zu ihr gehörte.
»Was weißt du noch über ihn?«
»Er ist groß, grauhaarig, sieht aus wie circa
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