Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber
ausgeschlossen haben.« Er tätschelte ihren Arm. »Braves Mädchen. Lily, ich überlasse Sie vorerst unserer Gastgeberin, behalte mir aber das Recht vor, Sie später noch einmal zu belästigen.«
»Danke für die Vorwarnung.«
Fagin schlenderte davon. Immer noch lächelnd, drehte sich Deborah zu Lily um. »Eigentlich wurde ich geschickt, um Sie zu holen. Rule möchte Ihnen gern jemanden vorstellen.«
Ganz automatisch warf Lily einen Blick zu dem fünfzehn Meter entfernten Swimmingpool hinüber. Damit verriet sie sich, auch wenn Deborah ihre Reaktion sicher nicht zu deuten wusste. Dass Lily stets wusste, wo Rule gerade war, war eine der praktischeren Eigenschaften des Bandes der Gefährten. Im Moment sprach Rule mit zwei Männern – der eine war groß und dunkelhäutig in Kakihose und gelbem Polohemd, der andere klein, schlank und dunkelhaarig mit einem kurzen Schnurrbart. Er trug Jeans, ein weißes Hemd und eine Sportjacke. Lily war sich ziemlich sicher, dass er beim Softball-Spiel noch nicht dabei gewesen war.
Es sah Rule gar nicht ähnlich, jemanden nach ihr zu »schicken«. Musste er etwa wieder einmal seinen Status herauskehren? »Croft kenne ich, also muss es der in der Sportjacke sein.«
»Dennis Parrott. Er ist Senator Bixtons Stabschef.«
Lily verzog das Gesicht.
»Ich weiß«, sagte Deborah mitfühlend, »aber es kann von Vorteil sein, wenn man seine Feinde auch privat kennt.«
Überrascht sah Lily sie an. »Sie sehen Dennis Parrott als Feind?«
Die weiche, blasse Haut färbte sich rosa. »Das hätte ich nicht sagen sollen.«
»Warum nicht?«
Deborah spitzte die Lippen. »Ich weiß nicht, aber es ist so. Fagin hat ein Talent, mich aus der Reserve zu locken, und dann kann mir immer etwas Unbedachtes entschlüpfen. Machen Sie sich keine Gedanken. Es stimmt, Rule möchte Ihnen Mr Parrott vorstellen, aber ich hatte noch einen anderen Grund, Sie zu sehen.« Sie holte Luft, als wollte sie einen Kopfsprung aus großer Höhe machen. »Ich wollte mich entschuldigen.«
»Entschuldigung angenommen, aber wofür entschuldigen Sie sich?«
»Für mein Benehmen, als wir uns kennenlernten. Ich … « Wieder wurden ihre Wangen rosig. »Ich wollte Ihnen nicht die Hand geben. Nicht mit Ihnen sprechen. Ich habe Ihnen nur zugenickt und bin weggelaufen. Sie müssen gedacht haben, ich wollte Sie brüskieren.«
Ja, genau das hatte sie gedacht.
»Es tut mir leid.« Deborah streckte ihr die Hand hin.
Lily ergriff sie und lächelte über das, was die Berührung ihr verriet. Und vor Erleichterung. Ruben hatte keine hochnäsige Zicke verdient. »Sie haben mich nicht brüskiert. Sie waren nur schüchtern.« Nicht nur misstrauisch oder sich selbst schützend – was beides erlernte Verhaltensweisen waren. Schüchternheit dagegen war angeboren.
»Der moderne Fachterminus lautet soziale Phobie, aber mir gefällt der alte Begriff besser. Ja, ich bin schüchtern.«
»Das ist sicher nicht einfach, wenn man Lehrerin ist.«
Ein plötzliches Lächeln erhellte ihr Gesicht. »Vor einer Klasse zu stehen, ist anders. Es hat mir sogar geholfen, mich ein wenig zu überwinden. Mittlerweile komme ich ganz gut klar, aber dann und wann kommt es einfach über mich, wie bei Ihnen. Dann quäle ich mich mit Vorwürfen, wie dumm oder kalt oder unfreundlich ich gewirkt haben muss. Schüchternheit ist eigentlich sehr selbstsüchtig, sehr nach innen gerichtet.«
»Das ist Trauer auch, aber wir werfen es niemandem vor, wenn er trauert.«
Deborah blinzelte. »Ich mag Sie«, sagte sie, als würde sie die Erkenntnis überraschen. Sie legte den Kopf schräg. »Als wir uns die Hände gaben, hatte ich eigentlich erwartet, dass Sie etwas zu meiner … nun ja, meiner kleinen Gabe sagen würden.«
»Ich spreche nicht über das, was ich bei einer Berührung empfinde, es sei denn, es gibt gute Gründe dafür. Manche Menschen mögen es nicht, dass andere etwas über ihre Gabe erfahren.« Erdmagie fühlte sich für Lily warm an, warm und sandig und langsam. Eine stark ausgeprägte Erdgabe war auch schwer, so als würden Erdreich und Gestein von unten gegen die sandige Oberfläche drücken. Deborahs Gabe war nicht stark, aber klar und deutlich erkennbar, ein Zeichen, dass sie ihre Gabe regelmäßig nutzte.
»Es ist mir ein wenig unangenehm, darüber zu sprechen«, gab Deborah zu, als sie sich auf den Weg zum Pool machten. »Es ist nicht so, dass meine Eltern orthodox sind. Sie sind eigentlich überhaupt nicht religiös, aber ich glaube, für sie ist Magie
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